Ein zauberhaft schönes Konzert!

Dem Publikum im Pollinger Bibliotheksaal wurde ein besonderer Genuss zuteil. Nils Mönkemeyer und William Youn wurde dafür mit Begeisterungsstürmen belohnt.
Polling – Dass einer zur Bratsche greife, weil er für die Geige nicht gut genug sei, wird häufig kolportiert. Nun mag es zwar tatsächlich Musiker geben, die sich beim Probespiel für eine Orchesterstelle lieber der Konkurrenz von fünf Bratschern als der von 25 Geigern stellen, über die Qualität des Spiels sagt das aber noch nichts aus. Und wer die solistische Laufbahn einschlägt, muss ohnehin mit seinen Fähigkeiten überzeugen.
Fakt ist aber, dass ein Bratschen-Soloabend seltener zu erleben ist als einer mit Geige. Und so wurde dem Publikum im Pollinger Bibliothekssaal am Sonntagnachmittag ein besonderes Erlebnis zuteil. Nils Mönkemeyer, der Bratscher der jüngeren Generation, war mit dem koreanischen Pianisten William Youn zu Gast. Und beide rissen den fast voll besetzten Saal zu wahren Begeisterungsstürmen hin.
Mit Mozarts Variationen KV 360 über eine französische Liebesklage der Renaissance erwiesen sich die Künstler als historisch informierte Interpreten: Der Flügel klang schlank wie ein Cembalo; zart und filigran spann Mönkemeyer seinen Bratschenton darüber. Die folgende Sonate KV 14 soll Mozart mit sieben Jahren komponiert haben. Das erscheine ihm immer wieder unfassbar, gestand Mönkemeyer. Das Publikum kann dieses Erstaunen nur teilen. Leichtfüßig eilt der 1. Satz dahin; neckisch verspielt gibt sich der 2.; mit fast barocker Eleganz schließt das Menuett.
Franz Schuberts Sonate D 821 ist eigentlich für Arpeggione, ein 1823 erfundenes Instrument, das Merkmale der Gitarre mit denen des Cellos verbindet, komponiert. Mit einem dunkel lockenden Bratschenton, dem eine seelenvolle Klaviereinleitung den Weg bereitete, gelang Mönkemeyer eine erfüllte Interpretation. Nach der Pause begeisterte William Youn mit Mozarts Klaviersonate KV 330: Sein wunderbar leichter Anschlag entzückte ebenso wie die meditative Ruhe, die er dem Andante verlieh.
Programmatisch wäre es aber besser gewesen, statt des Mozarts, der an den ersten Teil anknüpfte, ein Stück zu wählen, das die Verbindung zu Rebecca Clarkes (1886-1979) Sonate für Viola und Klavier hergestellt hätte, die so etwas isoliert stand. Das zu den Standardwerken für Bratscher zählende Stück lotet die Klang- und Ausdrucksmöglichkeiten der Viola aus, gleichsam als Liebeserklärung der Komponistin an ihr Instrument. Für jubelnden Beifall gab es Brahms’ „Mondnacht“ als Zugabe. Auch wer es nicht schätzt, wenn Lieder, die absolute Synthese aus Text und Musik, rein instrumental dargeboten werden, musste zugeben: Mönkemeyer gestaltet zauberhaft schön.
Nächstes Konzert
im Bibliotheksaal Polling: „Vision String Quartett“ am Freitag, 26. Januar – siehe Ankündigung unten.
Sabine Näher