„Ich bin fassungslos“: Raistingerin prangert Umgang mit „Letzter Generation“ an – und nimmt an Protest teil

Das Vorgehen gegen Klimaaktivisten der Letzten Generation hat bundesweit Aufmerksamkeit erregt. Und Maiken Winter völlig schockiert. Die Raistingerin sympathisiert schon lange mit der Gruppierung, der auch ihr Bruder angehört – und prangert den Umgang mit den Klimaschützern an.
Raisting – „Ich bin fassungslos“: Maiken Winter ist ziemlich aufgebracht, als die Heimatzeitung sie gestern Mittag erreicht. Die Nachrichten über die Razzien bei Mitgliedern der „Letzten Generation“ im Bundesgebiet und das Vorgehen der Polizei schockieren sie. „Dass das in einem Rechtsstaat so möglich ist, das ist erschreckend“, sagt die Raistingerin, deren Bruder seit Langem bei der Letzten Generation aktiv ist – und die auch selbst mit den Aktivisten sympathisiert.
Einmal nahm Winter bereits selbst an einer Blockade teil. Vor drei Wochen in Berlin, nahe der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Es war eine Solidaritätsaktion von Kirchenvertretern – als Frau eines Pfarrers fühlt sie sich dieser Gruppierung zugehörig. „Eine friedliche Blockade“, schildert sie. Auf das Festkleben hatte Winter, die für die ÖDP im Kreistag sitzt, verzichtet.
Winter: „Es ist kriminell, die Letzte Generation als kriminell zu bezeichnen“
Die Raistingerin kann nicht verstehen, dass geprüft wird, ob es sich bei der „Letzten Generation“ um eine kriminelle Vereinigung handelt. „Es ist kriminell, die ‚Letzte Generation‘ als kriminell zu bezeichnen“, findet Winter. „Kriminelles Handeln setzt voraus, dass man eigennützige Interessen verfolgt und bereit ist, für diese Interessen Gewalt einzusetzen.“ Die Klimaaktivisten, die sie kennt, seien „liebevolle Menschen, die ihr Leben, ihr Studium, ihren Beruf uneigennützig aufs Spiel setzen und sich für unser aller Leben einsetzen“ – um die Klimakatastrophe noch abzuwenden.

Das wäre eigentlich Aufgabe der Politik, sagt Winter. „Die Bundesregierung bricht doch die Verfassung, indem sie den Schutz der Menschen vor einer Klimakatastrophe nicht als oberste Priorität setzt“, sagt sie. „Die mangelnde Dringlichkeit, die dem Klimaschutz zugebracht wird, ist Irrsinn.“ Statt Hausdurchsuchungen bei Klimaschützern zu veranlassen, wäre es angebracht, bei Politikern zu untersuchen, inwiefern sie sich von Lobbyisten beeinflussen lassen.
Kritik auch an Wortwahl der Staatsanwaltschaft – Text wurde geändert
Winter ist angesichts des massiven Vorgehens gegen die „Letzte Generation“ erschüttert. Da ist zum einen die Beschlagnahmung der Homepage. Das Bayerische Landeskriminalamt und die Generalstaatsanwaltschaft München hatten die Internetseite abgeschaltet und stattdessen einen Text einblenden lassen, in dem von einer „kriminellen Vereinigung“ gesprochen wird. Nur: Es gibt bisher kein Urteil, das diese Einschätzung bestätigt. Die Generalstaatsanwaltschaft ließ nach viel Kritik den Text im Laufe des Tages ändern.

Zum anderen kritisiert Winter die Hausdurchsuchungen. Die Raistingerin kann sich in die Betroffenen hineinversetzen. Im Dezember hatten Polizeibeamte die Räume ihres Bruders – dieser war am Mittwoch nicht betroffen – im Haus der Mutter betreten. Hausdurchsuchungen seien „schrecklich. Das ist ein Eindringen in die Privatsphäre, das lange nachwirkt.“ Und ein Vorgehen, das in ihren Augen bei den Klimaaktivisten völlig überzogen ist.
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Aus Solidarität zu Klimaaktivisten: Protestmarsch vor Altem Rathaus in München
Eine kleine Hoffnung aber nimmt Winter aus dem gestrigen Mittwoch mit: Nämlich, dass viele Menschen das Vorgehen ebenso als falsch empfinden und der „Letzten Generation“ den Rücken stärken. „Es ist Zeit, Stellung zu beziehen. Man muss sich fragen: Findet man es gut, wie Klimaschützer behandelt werden – oder nicht?“
Winters Antwort auf diese Frage ist klar. Und die wollte sie am Donnerstag, 25. Mai, auch deutlich machen. Um 19 Uhr startete ein Protestmarsch vor dem Alten Rathaus in München. Maiken Winter wollte mittendrin sein – und hoffte auf viele andere, die sich solidarisch zeigen. Polizei und Behörden müssten nun sehen, „dass sie mit solchen Aktionen das Gegenteil erreichen“.
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