Von Dorf zu Dorf für den Betteltanz

Beim Betteltanz in Raisting wird jedes Jahr am Kirchweihmontag altes Brauchtum gepflegt, indem Buam und Madln verkuppelt werden. Dass der Tanz im Gasthof „Zur Post“ überhaupt stattfinden kann, dafür ziehen die „Ruatenbuam“ Johannes Oberstadler und Benedikt Andrä derzeit durch die Region und suchen Kandidaten.
Raisting – Im Moment ist Benedikt Andrä im Stress: Der 26-Jährige wurde am 3. September zum Ruatenbuam gewählt – zusammen mit Johannes Oberstadler, der 20 Jahre alt ist und ebenfalls aus Raisting kommt.
Die beiden kommen in diesen Wochen viel herum in der Region, denn sie haben als Ruatenbuam die Aufgabe, möglichst viele Burschen und Madln zu finden, die beim Betteltanz am Kirchweihmontag, 22. Oktober, mitmachen möchten. Dort werden jedes Jahr weibliche und männliche Teilnehmer im Alter zwischen 16 und 30 Jahren verkuppelt – von den Raistinger Ruatenbuam.
Seit gut 200 Jahren gibt es in Raisting den Betteltanz. Sinn und Zweck dieser Veranstaltung war, dass die Raistinger Jugend die Gelegenheit bekommt, auch Madln oder Burschen aus den umliegenden Orten kennenzulernen. Auch, wenn die heutige Jugend viel weiter herumkommt als die vor 200 Jahren, die Ruatenbuam Benedikt Andrä und Johannes Oberstadler beschränken sich nicht auf Raisting bei ihrer Werbung. Sie ziehen auch in anderen Gemeinden von Haus zu Haus, um für den Betteltanz zu werben. „Die Teilnehmer kommen aus Eschenlohe und Bad-Bayersoien, aus Peiting, Landsberg und München“, erzählt Benedikt Andrä. Und in diesem Gebiet sind sein Kollege und er auch unterwegs, um zu werben. „Wir haben 1000 Karten gedruckt, die wir überall verteilen“, sagt Andrä. Nicht nur Singles sind eingeladen, sich anzumelden, auch Paare sind gern gesehene Teilnehmer.
Die Werbezeit sei schon anstrengend, „aber der Betteltanz-Tag entschädigt für die sechs Wochen Stress“, sagt der Ruatenbua. Der Raistinger wusste, worauf er sich einließ, denn er war vor sechs Jahren schon einmal Ruatn- bua. Heuer hat er sein Bauingenieurwesen-Studium abgeschlossen und noch einmal Zeit, für die ehrenvolle aber zeitraubende Aufgabe. „Es ist ein Stück Brauchtum in Raisting, das erhalten werden soll“, sagt Benedikt Andrä über den Betteltanz.
Am 22. Oktober sind die beiden Ruatenbuam nicht alleine: Jeder hat ein Ruatenmadl ausgesucht, das ihn unterstützt. Wer die beiden Begleiterinnen sind, das bleibt bis zum großen Verkupplungs-Tag geheim. „Zumindest versuchen wir das“, sagt Andrä. In Raisting sei das mit der Geheimhaltung nämlich nicht so einfach.
Benedikt Andrä und Johannes Obholzer müssen beim Betteltanz mit Bettelstab oder Masskrug in der Hand mit ihren Ruatenmadln tanzen, weswegen sie genau das jetzt schon üben. „An einem geheimen Ort“, sagt Andrä, damit niemand die Ruatenmadln entdecke, die natürlich mitüben.
Die beiden Ruatenmadln helfen auch dabei, die Paare auszusuchen, die dann beim Betteltanz zusammengebracht werden. „Wir setzen uns am Samstagabend vor dem Betteltanz zusammen und fügen die Paare zusammen“, sagt Andrä. Ruatenbuam und Ruatenmadln wissen von den Teilnehmern Alter, Wohnort und Größe. In der Regel werden etwa 120 Paare für den Betteltanz zusammengebracht. „Das dauert schon eine Weile“, sagt Andrä – schließlich muss wohl überlegt sein, welches Madl welchem Buam zugeführt wird. Anschließend hoffe er dann, dass keiner anruft und sich krank meldet, damit auch jedes Madl den passenden Burschen an der Seite hat und vielleicht ein paar Paare zusammenfinden
Wer beim Raistinger Betteltanz am Kirchweihmontag, 22. Oktober, mitmachen will und zwischen 16 und 30 Jahre alt ist, soll sich bei Johannes Oberstadler unter Telefonnummer 0160/1150506 oder Benedikt Andrä unter Telefon 0160/96482501 melden.
Kathrin Hauser