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Ein Eisspeicher als Heizquelle

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Der Deckel, den André Behre zeigt, ist das Einzige, was vom Eisspeicher zu sehen ist.  Foto: schubert
Der Deckel, den André Behre zeigt, ist das Einzige, was vom Eisspeicher zu sehen ist. © Schubert

Weilheim - Der Neubau der Stadtwerke ist mit innovativer Anlage ausgestattet. Eis sorgt dabei für Wärme. Nur bei extremer Kälte wird zugeheizt.

 „Der Eisspeicher funktioniert schon“, stellt Vorstandsassistent André Behre von den Stadtwerken fest. Er würde den innovativen Wärmespeicher des Neubaus gerne zeigen, das geht aber nicht, denn es handelt sich um einen unterirdischen, geschlossenen Wasserbehälter, von dem im Hof nur ein Deckel zu sehen ist. Darunter verbirgt sich ein Wasservolumen von 80 Kubikmetern, das von Sonnenkollektoren auf dem Dach des benachbarten Heizhauses aufgewärmt wird.

Dem Wasser wird durch eine Wärmepumpe seine Energie entzogen. Es wird auf ein Temperaturniveau gebracht, das für die Fußbodenheizung im Verwaltungsgebäude ausreicht. „Der besondere Vorteil des Eisspeichers“, so Behre, „liegt darin, dass er die Kristallisationsenergie des Wassers nutzt.“ Wenn das Wasser bei null Grad Celsius gefriert, gibt es viel Wärme ab, ohne dass dabei die Temperatur sinkt.

Bei dem Eisspeicher der Stadtwerke sind es rund 7500 Kilowattstunden Energie, die so von den beiden Wärmepumpen mit je 30 Kilowatt Leistung genutzt werden können. Der Vorgang des Gefrierens und Schmelzens kann im Winter mehrmals wiederholt werden. Immer wenn die Sonne scheint, wird durch die Sonnenkollektoren nachgeheizt, das Eis schmilzt wieder, und die Wärme kann wieder von den Wärmepumpen genutzt werden.

Damit das Ganze auch ökologisch ist, wird die Wärmepumpe mit Solarstrom betrieben, der auf den Gebäudedächern erzeugt wird. Dort sind 1900 Solarzellen mit einer Spitzenleistung von 400 Kilowatt installiert, die pro Jahr rund 400.000 Kilowattstunden elektrische Energie erzeugen. Nur wenn es besonders kalt ist, muss die Hackschnitzelheizung, in der Holzabfälle aus dem Stadtwald verfeuert werden, zugeschaltet werden.

Trotz aller Ökologie bei der Wärmeerzeugung ist laut Behre auch darauf geachtet worden, dass die Gebäude möglichst wenig Wärme und Strom verbrauchen. Beheizt werden nur die Bereiche, die wirklich Wärme brauchen, wie das Bürogebäude und die Werkstätten. Wärmeisolierung, Isolierverglasung, individuelle Temperatursteuerung in den einzelnen Räumen und LED-Beleutung im ganzen Komplex sorgen dafür, dass keine Energie verschwendet wird.

Damit ist aber noch nicht Schluss. Nach einem Betriebsjahr soll berechnet werden, ob sich ein Stromspeicher rentiert, der den Überschussstrom, den die PV-Anlage tagsüber produziert, bei Dunkelheit zur Verfügung stellt. Die energetischen Vorteile haben sich schon herumgesprochen: Am 28. und 29. Oktober kommen rund 50 Auszubildende der vom Bund der Selbstständigen und der Wirtschaftsförderung des Landkreises organisierten „Azubi-Akademie“ in den Neubau der Stadtwerke. Andreas Scharli von der Bürgerstiftung „Energiewende Oberland“, die die Unterrichtseinheit organisiert, will an den beiden Nachmittagen die jungen Leute „dafür sensibilisieren, dass man den Energieverbrauch selbst beeinflussen kann“. Diese Erkenntnis sei nicht nur für angehende Handwerker in der Gebäudetechnik, sondern für den Nachwuchs in allen Branchen wichtig. Der Neubau der Stadtwerke eignet sich laut Scharli besonders gut für den Unterricht, da seiner Meinung nach hier ein vorbildliches Gesamtkonzept vorliegt.

-Alfred Schubert-

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