Empfangen wie ein Ministerpräsident

Ihr Publikum begeistert haben die vier Redner der Alternative für Deutschland (AfD), die am Dienstagabend in der Weilheimer Stadthalle den Wahlkampf für die Landtagswahl im Oktober eingeläutet haben. Das beherrschende Thema war die Asylpolitik, bei der ein Redner besonders krasse Vorschläge brachte.
Weilheim – Das gefiel Prof. Jörg Meuthen sichtlich: Unter Beifall des Publikums in der zu drei Vierteln gefüllten Stadthalle marschierte der AfD-Bundesvorsitzende zu den Klängen des bayerischen Defiliermarschs zur Bühne, begleitet von eifrigen Fahnenschwenkern – er kam sich vermutlich vor wie der Ministerpräsident. Und Markus Söder sowie Horst „Drehhofer“, wie Meuthen den CSU-Chef und Bundesinnenminister Seehofer in seiner Rede konsequent nannte, bildete wie die gesamte CSU das Ziel vieler Attacken. Schließlich ist es das erklärte Ziel der AfD, nicht nur in den bayerischen Landtag einzuziehen (was sehr wahrscheinlich ist) und die CSU aus der Regierung zu kippen (was noch nicht ausgemacht ist).
Doch Meuthen war erst als letzter Redner des zweistündigen Abends vorgesehen, vorher durften andere ran. Zuerst der Gastgeber und Kreisvorsitzende Reno Schmidt, der sich bei der Begrüßung „überwältigt über den vollen Saal“ zeigte, für den er dem Grünen-Landtagskandidaten Andreas Krahl dankte: „Seine Gegendemonstration war beste Werbung für uns.“ Schmidt dankte auch der Stadt, dass sie der Partei bei der Vermietung „keine Steine in den Weg gelegt hat“, sowie der Polizei für ihren Einsatz.
Beängstigender Auftritt von Rüdiger Imgart
Dann legte Bezirkstagskandidat Alexander Neumeyer los, der mit seinem Gefuchtel am Rednerpult unfreiwillig komisch wirkte und sich an der „Asylindustrie“, Koran-Suren und der CSU abarbeitete. Landtagskandidat Rüdiger Imgart, Rechtsanwalt aus Weilheim, legte danach einen fast schon beängstigten Auftritt hin. „Franz Josef Strauß würde heute AfD wählen“, behauptete er und zog über Asylbewerber her, die er „Eindringlinge“ nannte. Der Übergriff eines Asylbewerbers auf Mädchen am Weilheimer Marienplatz vom vergangenen Wochenende kam ihm gerade Recht. Die Sicherheitswacht brauche es nur, „weil der Rechtsstaat sich aufgibt“. Er forderte eine Ausgangssperre für Asylbewerber bei Einbruch der Dunkelheit und „mehr deutsche Kinder“ – die Besucher dankten es mit tosendem Applaus.
Nur aus der hinteren Ecke regte sich Widerstand, weil die AfD einige Demonstranten in den Saal gelassen hatte, die oft lautstark protestierten. „Schmeißt doch das Gesindel raus“, forderte ein AfD-Besucher, und nachdem tatsächlich einige Demonstranten mehr oder weniger freiwillig den Saal verlassen hatten, beschränkte sich der Rest auf stillen Protest mit roten Karten.
„Ihr seid doch nur da, weil wir euch die Deutungshoheit abgenommen haben“, sagte anschließend in Richtung der Demonstranten AfD-Landeschef Martin Sichart, dessen im Ton ruhige Rede ein Kontrastprogramm zu Imgarts Äußerungen darstellte. Sein Tenor: Man wolle Deutschland retten, und nur bei der Äußerung, dass Asylbewerber die beste medizinische Versorgung erhalten, gab es „Fake-News“- und „Lüge“-Zwischenrufe der Gegner.
Souveräne Rede von AfD-Chef Meuthen
Schließlich kam Stargast Meuthen auf die Bühne, ohne angekündigte Pause – „wir könnten sonst nicht mehr kontrollieren, wer in den Saal kommt“, begründete es Schmidt. Der EU-Abgeordnete Meuthen zeigte sich als kluger Redner, der meist ebenfalls draufhaute, aber auch mal lobte und bei der Themen-Bandbreite nicht nur auf Asyl beschränkt bleib, sondern auch Rente, Euro, EZB, den „Gender-Wahnsinn“ oder Ungarns Präsident Viktor Orban („ein lupenreiner europäischer Patriot“) streifte. „Deutschland ist am Ende, wir brauchen eine Festung Europa“, rief er unter Beifall in den Saal. Wer dafür sorgen soll, ist klar.