Parkplätze, die keiner braucht

Bezahlbarer Wohnraum wird überall gefordert. Doch wer bezahlbaren Wohnraum schafft, dem werden Steine in den Weg gelegt, wie die Wohnbau Weilheim berichtet.
Weilheim – 108 neue, geförderte und bezahlbare Wohnungen errichtet die Wohnbau Weilheim gerade. Und hat dabei mit erheblichen Kostentreibern zu kämpfen, wie Geschäftsführer Markus Kleinen berichtet. Einer der schlimmsten sind dabei die festen Stellplatzsatzungen der Gemeinden. Diese schreiben vor, dass pro Wohneinheit – abhängig von der Größe – eine bestimmte Zahl an Stellplätzen für die Autos der Mieter geschaffen werden müssen. In Penzberg seien es beispielsweise 1,5 Stellplätze für Wohnungen bis 65 Quadratmeter, bei größeren Wohnungen zwei Stellplätze.
Das Problem: „Unsere Mieter haben in der Regel gar nicht das Geld, ein oder gleich mehrere Autos zu bezahlen“, sagt Kleinen. Die Konsequenz: Derzeit betreibt die Wohnbau sechs Tiefgaragen mit 153 Stellplätzen, die sie nachweisen musste, um eine Baugenehmigung zu bekommen. Von diesen 153 Stellplätzen seien zurzeit 61 gar nicht oder an Menschen vermietet, die anderswo wohnen. Es wurden also erhebliche Summen für Tiefgaragen investiert, die keiner braucht.
Bei der aktuellen Baumaßnahme am Lindenpark in Weilheim, wo gerade 36 neue Wohnungen entstehen (wir berichteten), bekam die Wohnbau als Auflage, eine Tiefgarage mit sogenannten Duplex-Einheiten zu errichten. Das sind Parkplätze, bei denen zwei Autos übereinander abgestellt werden können, die dann elektrisch hoch- oder heruntergefahren werden können.
„Diese Duplex-Einheiten sind nicht nur im Bau, sondern auch später im Betrieb immens teuer“, berichtet Wohnbau-Chef Kleinen weiter. Sie kosten Geld, das am Ende trotz Förderung die Mieten unnütz verteuert.
Seine Forderung ist daher klar: „Wir brauchen einen anderen Stellplatzschlüssel für geförderten Wohnungsbau im Landkreis Weilheim-Schongau.“ In München sei man da schon deutlich weiter. Da gelte ein Stellplatzschlüssel von 0,6 pro geförderter Wohnung.
„Mir ist klar, dass wir auf dem Land nicht einen so gut ausgebauten Öffentlichen Personennahverkehr haben wie in der Landeshauptstadt“, schränkt Kleinen ein. Aber ein Stellplatzschlüssel von einem Parkplatz pro Wohnung – das müsse doch durchsetzbar sein. Es würde der Wohnbau erhebliche Investitionen sparen – für die Tiefgarage am Lindenpark in Weilheim wird rund eine Million Euro fällig, dazu kommen 130 000 Euro für die Duplextechnik. Dadurch könnten am Ende auch die Mieten niedriger ausfallen, was insbesondere für sozial Schwache immens wichtig ist.
„Ich habe auf meiner Vorstellungsrunde durch die Mitgliedsgemeinden Anfang des Jahres das Problem in allen Bauämtern angesprochen“, sagt Kleinen weiter. Grundsätzlich hätten auch alle die Dringlichkeit des Anliegens verstanden. Wirkliche Satzungsänderungen wurden aber noch nicht vollzogen.