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Rettung aus Kabul wie im Krimi: Bundeswehr bringt Weilheimer und Ehefrau in den Flughafen

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Von: Kathrin Brack

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Adena und Naim Muradi am Flughafen von Kabul
Schnappschuss für die Freunde daheim in Weilheim: Adena und Naim Muradi vor dem Abflug nach Deutschland. © privat

Aufatmen bei Freunden und Familie von Naim Muradi: Der Weilheimer (32) und seine Frau Adena haben es am Montagvormittag in den Flughafen von Kabul geschafft.

Weilheim/Kabul – Erschöpft lehnt Naim Muradi an einem Stapel Kartons im Schatten. Er und seine Frau haben sich auf dem sandigen Boden niedergelassen. Soldaten patrouillieren, Familien suchen Schutz vor der Sonne, überall stehen Wasserflaschen für die Wartenden. Das kurze Video, das Adena Muradi mit dem Handy für Familie und Freunde in Deutschland aufgenommen hat, zeigt das glückliche Ende einer gefährlichen Hängepartie. Der 32-jährige Weilheimer und seine Frau haben es in den Flughafen Hamid Karzai geschafft, nachdem sie acht Tage darauf gewartet hatten, aus Afghanistan ausgeflogen zu werden (wir haben berichtet).

Der Weg dorthin gleicht einem Krimi. Am Sonntag erreicht Naim Muradi eine SMS von einer Nummer, die er nicht kennt. Er und Adena sollen am Montagvormittag in ein Hotel in Kabul kommen, 7.30 Uhr deutsche Zeit. Und er soll das Wort „Garmisch“ groß auf ein Blatt Papier schreiben und es hochhalten. So wollen ihn die Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes erkennen. Es folgt eine weitere Nachricht, verbunden mit guten Wünschen fürdie Heimreise. „Naim war erst unsicher, ob die SMS wirklich von Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes geschickt wurden“, sagt Bernhard Santiago Kuhn. „Doch sie sind wirklich gekommen, um ihn und Adena zu holen.“

Weilheimer aus Kabul gerettet: Codewort „Garmisch“ als Erkennungszeichen

Mit dem Taxi macht sich das Ehepaar morgens zum vereinbarten Treffpunkt auf. Die Fahrt zieht sich, aber sie sind pünktlich. Dann werden Adena und Naim Muradi auf direktem Weg zum Flughafen von Kabul gebracht. Von dort aus soll es über Taschkent, die Hauptstadt Usbekistans, nach Deutschland gehen. Wann genau der Flug startet und wo die beiden landen werden, wissen die Freunde in Weilheim nicht. Bernhard Santiago Kuhn vermutet, dass sie nach Frankfurt gebracht werden. „Wir sind so erleichtert, es lässt sich kaum in Worte fassen.“

Mehrere Tage bangte der Weilheimer Verein „Lebensarchitektur“ mit Naim, Adena und ihren Familien. Der 32-Jährige, der für die Bundeswehr in seinem Geburtsland Afghanistan gearbeitet hat, fürchtete bis zuletzt, dass seine Frau nicht würde mitfliegen dürfen. Auch Adena ist in ihrem Heimatland in großer Gefahr; ihr Vater arbeitete für die Regierung in Kabul. Die Sorge, sie könnte abgewiesen werden, ist unbegründet: „Die Soldaten haben sie sofort durchgewunken“, schildert Bernhard Santiago Kuhn. „Naim hat erzählt, dass alle sehr freundlich zu ihnen waren und gleich gesagt haben, dass sie die beiden kennen würden.“

Fall Naim: Neben Dobrindt schaltete sich auch ein General ein

Übers Wochenende hatte sich neben Politikern wie CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt ein General der Bundeswehr eingeschaltet, ein Freund von Kuhn. „Er hat sich privat für die beiden eingesetzt und vorgesprochen“, erzählt er. „Dabei liegt diese Angelegenheit gar nicht in seinem Zuständigkeitsbereich.“

Für Bernhard Santiago Kuhn ist die Rettung von Naim und Adena „auch ein Sieg der Demokratie. In Demokratien zählt jedes Menschenleben. Jede einzelne Rettung dieser Tage ist eine demokratische Antwort auf Gewaltherrscher.“

Nach Weilheim wird das Paar übrigens nicht sofort kommen. „Naim und Adena haben beschlossen, dass sie zunächst zu Adenas Schwester nach Hamburg fahren“, erklärt der Vorsitzende der „Lebensarchitektur“. Obwohl Adena in Kabul bereits die ersten Deutschkurse erfolgreich absolviert hat, braucht sie laut Kuhn „jemanden, den sie kennt und der ihre Sprache spricht, um das Erlebte zu verarbeiten“. Wenn der erste Schock überwunden ist, stehe einem Wiedersehen in Weilheim aber endgültig nichts mehr im Weg.

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