Weg zum Schulbus „nicht sicher“: Eltern bangen um Leben ihrer Kinder – Heftige Diskussion um Tempolimit

„Wir sehen zunehmend das Leben unserer Kinder bedroht.“ Mit diesen Worten fordern Bewohner des Hahnenbühels Tempolimits und weitere Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit in ihrer Siedlung.
Weilheim – Ein ganzer „Forderungskatalog“ wurde Manuel Neulinger (Grüne), dem Verkehrsreferenten des Weilheimer Stadtrates, vor einigen Wochen von Anwohnern der Straße „Am Hahnenbühel“ übergeben – unterschrieben von rund 60 Betroffenen, also „dem Großteil“ der dort Wohnenden, wie Neulinger sagt. Darin wird erfreut festgestellt, dass in dieser Splittersiedlung südwestlich von Tankentrain „inzwischen viele Kinder“ leben.
Heftige Diskussion um Tempolimit im Hahnenbühel
Doch den Eltern, so heißt es in dem Schreiben, falle es schwer, ihre Kinder selbstständig zum Schulbus gehen zu lassen, denn der Weg dorthin sei „nicht sicher“. Auch Erwachsene hätten auf den Straßen dort Angst: „Wir fühlen uns von den rasenden Autos täglich ,überfahren’, wenn wir uns als Fußgänger oder auch als Radfahrer auf den Straßen von ,Am Hahnenbühel’ bewegen.“ Die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h sei zu hoch angesetzt. Es fehlten Tempo 30-Ausweisungen und Schilder, die auf Kinder hinweisen. Überhaupt würden „extrem viele“ Nicht-Anlieger mit ihren Kraftfahrzeugen diese Straße nutzen, die eigentlich nur für Anlieger frei gegeben ist – und das oft viel zu schnell.
Forderung mündete in einen Antrag
Die Forderungen der Anwohner ließ Neulinger als Verkehrsreferent in einen Antrag münden, der nun im Verkehrsausschuss des Stadtrates besprochen wurde. Darin bittet er um sechs konkrete Maßnahmen:
- die Gemeindestraße „Am Hahnenbühel“ von der Staatsstraße bis zur Ortsgrenze Weilheim als Tempo-30-Zone auszuweisen
- die Straßenäste, die in den durchgehenden Teil der Straße „Am Hahnenbühel“ einmünden, zu „verkehrsberuhigten Bereichen“ zu machen
- zum Beispiel mit verstärkten Kontrollen dafür zu sorgen, dass die Straße „Am Hahnenbühel“ nicht vorschriftswidrig als Durchfahrtsmöglichkeit für Nicht-Anlieger (insbesondere von und nach Paterzell) genutzt wird
- auf der Straße „Am Hahnenbühel“ Gefahrenzeichen anzubringen, die auf Kinder hinweisen
- bei den zuständigen Behörden auf geeignete Maßnahmen für mehr Schulwegsicherheit an der Einmündung der Straße „Am Hahnenbühel“ in die Staatsstraße bei Tankenrain hinzuwirken – etwa auf eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 70 km/h und ein Überholverbot in diesem Bereich
- an dieser Kreuzung einen Verkehrsspiegel aufzustellen – für bessere Sicht vom und zum Radweg entlang der Staatsstraße.
Vorschläge stehen Vorschriften entgegen
Vielen dieser Vorschläge stehen allerdings einschlägige Vorschriften entgegen, wie im Verkehrsausschuss deutlich wurde. So dürfe man die Straße „Am Hahnenbühel“ nicht durchgehend als Tempo-30-Zone ausweisen, erklärte Ordnungsamt-Leiter Walter Weber, weil diese „eine weitläufige Straße mit ca. zwei Kilometern Länge“ sei, die zur Gesamterschließung des Hahnenbühels diene.
Gleichwohl bestehe aufgrund des „hohen Verkehrsaufkommens“, der geringen Fahrbahnbreite ohne Randstreifen, Geh- und Radweg sowie des hohen Tempos vieler Autos klar „Handlungsbedarf“, wie Weber betonte. Zu prüfen sei, ob an bestimmten Stellen ein Tempolimit von 30 km/h möglich ist. Für „Verkehrsberuhigte Bereiche“, wie man sie innerorts kennt, gebe es jedoch am gesamten Hahnenbühel keine gesetzliche Grundlage.
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Polizei soll deutlich öfter kontrollieren
Verstärkte Kontrollen des Verkehrs auf der Straße „Am Hahnenbühel“ werde man bei der Polizei anregen, so der Ordnungsamt-Leiter. Doch er ist skeptisch, dass diese tatsächlich zu weniger Autoverkehr führen. Es sei dort schlicht „hoher Anliegerverkehr“, die Straße führe etwa auch zum Gut Moosmühle mit Kindergarten, Hofladen und Reitsportanlage.
Antragsteller Neulinger warb trotz aller Einwände stark für Verbesserungen im Sinne der Verkehrssicherheit. Ebenso SPD-Vertreter Horst Martin: Auf der Straße „Am Hahnenbühel“ brauche es „auf ganzer Länge Tempo 30, wir müssen da alle Hebel in Bewegung setzen“. Und warum auf der Staatsstraße vor der Abzweigung nicht schon längst Tempo 70 gilt, ist Martin „rätselhaft“. Ein solches Tempolimit gebe es in der Region schließlich auch „an weniger gefährlichen Stellen“.
Prüfauftrag für Tempo 30
Die Verkehrsproblematik im Bereich Hahnenbühel sei „offensichtlich“, fasste 2. Bürgermeisterin Angelika Flock (CSU) als Sitzungsleiterin zusammen. Nun gelte es, nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen, „aber halt im rechtlichen Rahmen“. Konkret beschlossen hat der Verkehrsausschuss fürs erste nur die Anbringung eines Verkehrsspiegels an der Einmündung „Am Hahnenbühel“ in die Staatsstraße.
Zugleich erteilt der einstimmige Beschluss aber ein ganzes Bündel von Aufträgen an die Stadtverwaltung: Sie soll prüfen, ob auf der Straße „Am Hahnenbühel“ Tempo 30 und auf der Staatsstraße bereits vor der dortigen Bushaltestelle Tempo 70 angeordnet werden kann. Letzteres ist freilich Angelegenheit des Landratsamtes und des Staatlichen Bauamtes – wie auch eine Querungshilfe, die dort für nötig erachtet wird, damit die Bushaltestelle auf der anderen Straßenseite sicher erreicht werden kann.
Geprüft werden soll zudem, wo auf der Straße „Am Hahnenbühel“ Gefahrenzeichen wie „Achtung Kinder“ oder „Schulweg“ möglich sind und ob der Abschnitt Richtung Paterzell nur für landwirtschaftlichen Verkehr statt für Anlieger freigegeben werden könnte.
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