Jeder zweite Mitarbeiter geht demnächst in Rente - Landratsamt setzt auf Ausbildung

In den nächsten zehn bis 15 Jahren wird rund die Hälfte der Belegschaft des Landratsamtes in den Ruhestand gehen. Das verschärft die ohnehin bestehenden Probleme, Personal zu finden, zusätzlich.
Landkreis – Selbst gemacht ist immer noch am besten, sagt der Volksmund. Und diese Weisheit lässt sich auch ein Stück weit auf die Personalpolitik des Landratsamtes anwenden. Dort setzt man nach Aussage von Geschäftsleiter Georg Leis zunehmend darauf, Quereinsteiger einzustellen. Diese bringen in der Regel zwar das dringend benötigte Fachwissen mit, ihnen fehlt aber in der Regel das Wissen über Verwaltungsabläufe. „Das lässt sich aber ändern“, sagt Landrätin Andrea Jochner-Weiß. Derzeit befinden sich 102 Mitarbeiter des Landratsamtes in Ausbildungsmaßnahmen. Das bedeutet, dass jeder sechste Mitarbeiter momentan neben der Arbeit noch büffelt. Die Motivation der Betroffenen ist groß, ist mit bestandenen Beschäftigtenlehrgängen oftmals doch auch die Aussicht verbunden, in eine höhere Gehaltsstufe zu kommen, sagt Leis.
Doch Geld ist nicht alles. Keiner weiß das besser als das Landratsamt. Eine Ballungsraumzulage, wie sie etwa noch in Starnberg ganz normal bezahlt wird, gibt es nicht im Landkreis. Und auch die so genannte Arbeitsmarktzulage, die sogar einige Städte und Gemeinden im Landkreis bezahlen, ist mit Blick auf den Haushalt des Landkreises zumindest vorerst beim Landratsamt vom Tisch.
Homeoffice und Vereinbarkeit von Beruf und Familie
„Wir versuchen, auf anderem Wege ein attraktiver Arbeitgeber zu sein“, sagt die Landrätin dazu. Sie verweist darauf, dass Homeoffice angeboten und durchaus rege in Anspruch genommen werde. So rege, dass man mittlerweile darüber nachdenkt, ob in Zukunft wirklich jede Teilzeitkraft ihren eigenen Schreibtisch im Amt bekommt oder ob es nicht ausreicht, wenn man Wechselarbeitsplätze einrichtet, die sich mehrere Kollegen teilen.
Dazu achte man sehr auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, habe verschiedene Modelle erarbeitet, so Landrätin Jochner-Weiß weiter.
Rund 100 bis 150 Stellenveränderungen gibt es beim Landratsamt pro Jahr. Eine immense Zahl angesichts des Umstands, dass gut 600 Menschen beim Landratsamt beschäftigt sind. Nicht alle Neubesetzungen von Stellen sorgen bei den Verantwortlichen des Landratsamtes für Jubelstürme. Es hat sich herumgesprochen, dass die Mitarbeiter der Verwaltung gut ausgebildet sind. „Manche Headhunter schrecken nicht mal davor zurück, die Leute direkt am Schreibtisch auf ihrem Diensttelefon anzurufen“, berichtet die Landrätin. Das sei kein guter Stil.
Ausbildung statt teure „Headhunter“
Auf die Dienste dieser Headhunter, die gegen Prämien gezielt Mitarbeiter für bestimmte Jobs abwerben, verzichtet das Landratsamt. Einzige Ausnahme seien Ärzte bei der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH, so Andrea Jochner-Weiß. „Ansonsten haben wir kein Problem, genügend Bewerber zu finden. Das Problem ist oftmals eher deren Qualifikation“, so Geschäftsleiter Georg Leis. Doch dagegen könne man was tun, ergänzt die Landrätin: „Ausbildung, Ausbildung, Ausbildung.“
Neuerdings biete das Landratsamt auch ein Duales Studium für angehende Sozialpädagogen an. Generell könne sie Berichte, wonach die junge Generation nicht mehr so einsatzbereit sei wie die vor ihnen, nicht nachvollziehen, ergänzt Jochner-Weiß: „Unsere jungen Leute, die hier arbeiten, sind super!“
Das müssen sie auch sein, denn auf ihren Schultern wird über kurz oder lang mehr Verantwortung lasten. „Das Durchschnittsalter der Mitarbeiter des Landratsamtes liegt mittlerweile bei 47 Jahren“, so Leis. Wie jede Statistik ist auch diese allerdings trügerisch, weil sowohl die ganz jungen Azubis als auch diejenigen erfasst sind, die kurz vor der Rente stehen. Aussagekräftiger ist da schon eine andere Zahl: „Rund 50 Prozent der Belegschaft werden in den nächsten 10 bis 15 Jahren in den Ruhestand gehen“, erklärt Leis weiter. Das bedeutet, dass zusätzlich zur normalen Fluktuation in den kommenden Jahren auch noch bis zu 300 Stellen neu besetzt werden müssen.
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