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Kriminalstatistik Weilheim-Schongau: Polizei veröffentlicht interessante Grafiken

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Von: Sebastian Tauchnitz

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Die Einwohnerzahl im Landkreis Weilheim-Schongau wächst unaufhörlich. Und damit auch die Zahl der Straftaten. Dennoch gehört die Region zu den sichersten in ganz Deutschland.

Landkreis – Landrätin Andrea Jochner-Weiß war beim Sicherheitsgespräch des Landratsamtes mit dem Polizeipräsidium Oberbayern Süd sichtlich zufrieden mit dem, was sie hörte: „Die Sicherheitslage in unserem Landkreis ist wirklich gut. Generell kann man sagen: Oberbayern ist die Insel der Glückseligen“, sagte sie.

Die Statistik, die der Leiter des Polizeipräsidiums, Robert Kopp, und sein Stellvertreter Harald Pickert in diesem Rahmen vorstellten, belegt ihre Einschätzung der Situation. „Die Menschen leben hier sicherer als in vielen anderen Gegenden Deutschlands“, sagte Kopp.

Dennoch sind die Kriminalitätszahlen im vergangenen Jahr leicht angestiegen: Gezählt wurden 4907 Straftaten, 130 mehr als noch 2016. „Das liegt schlichtweg daran, dass die Einwohnerzahlen wachsen, die Zahl der Touristen und Tagesausflügler beständig zunimmt“, führte Kopp weiter aus. Aussagekräftiger sei da schon die so genannte Häufigkeitszahl. Diese stellt dar, wie viele Straftaten pro 100 000 Bewohner begangen werden. Im Landkreis Weilheim-Schongau lag diese Häufigkeitszahl im vergangenen Jahr bei 3666 – das ist selbst im Vergleich mit dem ohnehin sehr sicheren Präsidialbezirk Oberbayern Süd (3933) oder dem Freistaat Bayern (4533) ein rekordverdächtig niedriger Wert. Das liege auch an der immens hohen Aufklärungsquote von 69,8 Prozent, sagte Polizeichef Kopp.

Einbrüche

Die Zahl der Einbrüche in Wohnungen und Privathäuser ist im vergangenen Jahr zurückgegangen. Waren es 2016 noch 55, wurden 2017 nur noch 46 gezählt – davon 23, bei denen die Täter nicht ins Haus oder die Wohnung kamen. „Unsere Präventionsarbeit zahlt sich da aus“, sagte Vize-Polizeichef Harald Pickert. Mit vergleichsweise bescheidenem finanziellen Aufwand ließe sich bei der Sicherung des Eigentums viel erreichen. 77 Einbruchsversuche wurde in gewerblichen Objekten registriert (2016: 76), 32 davon scheiterten.

Betrugsdelikte

Die große Zeit der Enkeltrickbetrügereien scheint vorbei zu sein. Stattdessen würden sich die Betrüger zunehmend als Polizisten ausgeben, wenn sie vornehmlich ältere Damen anrufen und später abzocken wollen (wir berichteten mehrfach). „Da wird das vertrauensvolle Verhältnis, dass die Bevölkerung zur Polizei hat, missbraucht“, ärgerte sich Kopp. Daher setze man weiter auf Aufklärung, richte sich da besonders an die Angehörigen der gefährdeten Senioren.

Rohheitsdelikte

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Sicherheitsgespräch: Der Leiter des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, Robert Kopp, und sein Stellvertreter Harald Pickert stellten gestern im Landratsamt Weilheim die Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2017 vor. © Foto: Ralf Ruder

Bei Raub und Körperverletzungen sanken derweil die Zahlen weiter – von 1035 Fällen im Jahr 2016 auf 973 im vergangenen Jahr. Mehr als ein Viertel dieser Taten wurden laut Polizeichef Kopp von Zuwanderern begangen – zumeist untereinander. Er verteidigte in diesem Zusammenhang erneut die Großeinsätze, die die Polizei immer wieder in den größeren Asylunterkünften durchführt. „Der Großteil der dort untergebrachten Zuwanderer ist friedlich und hält sich an die Gesetze. Wir müssen uns um diese Menschen kümmern. Deswegen gehen wir gegen Einzelne, die gewalttätig werden, zum Teil mit Drogen handeln, konsequent vor.“ Kopp sieht aber auch die Zuwanderer in der Verantwortung: „Sie kommen zu großen Teilen aus Ländern, in denen es keine freiheitlich-demokratische Grundordnung gibt, keine Frauenrechte. Aus Ländern, in denen andere Konfliktbewältigungsstrategien an der Tagesordnung sind. Aber wenn sie hier leben wollen, müssen sie auch unser Rechtssystem beachten.“

Dennoch plädierte er dafür, mehr Bemühungen zu unternehmen, Asylbewerber und anerkannte Flüchtlinge in kleineren, dezentralen Unterkünften unterzubringen: „Die Erfahrung zeigt: Je größer die Einrichtung ist, umso größer ist auch die Gefahr, dass Straftaten begangen werden.“

Sexualdelikte

Die Novellierung des Sexualstrafrechts, die im Nachgang der Übergriffe in der Silvesternacht von Köln beschlossen wurde, sorgt laut Vize-Polizeichef Pickert für steigende Fallzahlen im Bereich der Sexualdelikte. Galt eine Grabscherei früher als Beleidigungstatbestand, ist es heute ein Sexualvergehen. Daher stieg die Zahl der Sexualdelikte im vergangenen Jahr von 42 auf 55. „Der Anstieg ist ausschließlich auf die neue Gesetzeslage zurückzuführen“, so Pickert.

Drogendelikte

Dramatisch angestiegen ist derweil im vergangenen Jahr die Zahl der Drogendelikte im Landkreis Weilheim-Schongau. Waren es 2016 noch 363 Straftaten, die in diesem Bereich gezählt wurden, waren es 2017 bereits 504. Das entspricht einer Zunahme um 38,8 Prozent. „Das liegt an unserer intensiven Kontrolltätigkeit“, sagte Robert Kopp. Dennoch sei die stark gestiegene Zahl ein Indiz dafür, dass derzeit mehr Rauschgift verfügbar sei als noch vor Jahren.

Kopp macht die derzeitige Debatte über die Legalisierung von Cannabis mitverantwortlich für die zunehmende Zahl der Vergehen. „Gerade Jugendlichen fehlt angesichts der Aussagen, dass Cannabis und Marihuana nicht gefährlicher seien als Alkohol, jedwedes Unrechtsbewusstsein.“ Es sei vor allem Cannabis, das bei Kontrollen sichergestellt werde. „Dabei werden die Drogen zunehmen im Dark-net bestellt und nach Hause geliefert. Früher musste man sich noch auf die Suche nach einem Dealer begeben“, so Kopp.

Er hält gar nichts von den Bestrebungen, Haschisch zu legalisieren: „Glauben Sie ernsthaft, dass jemand, der heute davon lebt, mit Drogen zu handeln, nach der Legalisierung von Cannabis einer geregelten Arbeit nachgeht? Der wechselt einfach zum Handel mit Kokain und Heroin. Zudem ist ein Drogentourismus aus den südlichen Ländern zu erwarten – und diese Touristen will hier keiner.“ Im Landkreis würde vor allem Cannabis sichergestellt, in weit geringeren Mengen Kokain und Heroin. Crystal Meth, das andernorts ein Riesenproblem darstellt, spiele in der Region dagegen bislang kaum eine Rolle.

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