In der Weilheimer Apostelkirche ist eine Lichtinstallation zu sehen, die der bekannte Videokünstler Philipp Geist in Szene setzte. Damit feiern die Protestanten das Reformationsjubiläum zusammen mit allen Weilheimern.
Inspiriert vom „Lichtkunst-Festival“ sei die Idee zu „500 – Kirche im Licht“ entstanden, die von Kirchenpfleger Martin Herzog mit „Beharrlichkeit, Organisationsgeschick und riesigem persönlichen Einsatz“ vorangetrieben worden sei, so Dekan Axel Piper gut eineinhalb Stunden zuvor bei der offiziellen Eröffnung der Aktion im Saal des Gemeindehauses. „Licht an und in der Kirche: Da gehört es hin“, sagte Piper, der an mehreren Beispielen verdeutlichte, dass „Licht in der Bibel etwas Grundlegendes, existenziell Wichtiges“ sei. Gott selbst werde mit Licht beschrieben, „Licht ist dein Kleid, das du anhast“, heiße es. Dem Apostel Paulus sei vor Damaskus ein Licht aufgegangen: aus dem Christenverfolger wird der Missionar, so Piper. 1500 Jahre später sei den Reformatoren, „maßgeblich von der Theologie des Paulus beeinflusst“, ein Licht aufgegangen: „Gott ist kein rachsüchtiger Gott, kein strenger Richter, sondern der liebende Vater seiner Menschenkinder“. Für die Menschheit sei daraus die „lichte Erkenntnis“ erstanden, dass sie mündige Christen, verantwortlich nur dem eigenen Gewissen seien. Zum Reformationsjubiläum stelle sich nun die Frage: Was sind denn heute für uns lichte Einsichten, Erkenntnisse und Ideen? Die Vorbereitungsgruppe für die Lichtinstallation habe dazu Botschaften von rund 500 Weilheimerinnen und Weilheimern gesammelt, die für sie „so eine Lichterfahrung sind“. Symbolisiert werden sie durch 500 Schwäne, die aus Papier gefaltet und im Kirchenraum aufgehängt wurden.
Die Menschen in seine Installationen einbeziehen, das sei ihm sehr wichtig, stellte Lichtkünstler Philipp Geist fest. Durch das Falten der Schwäne – sie gelten als Symbol für den Reformator Luther – sei dies gelungen. „500 – Kirche im Licht“ sei „keine Story, kein narrativer Film“, sondern habe weder Anfang noch Ende. „Jeder nimmt sich die Zeit dafür, die er sich nehmen will“, so Geist.
Die vielen Besucher der Vernissage nahmen sich (etwas) Zeit, und sie erlebten den Kirchenraum, nachdem die wohl unvermeidlichen Smartphone-Fotos gemacht und die Geräusche der auf- und zugehenden Türen sich gelegt hatten, als eine neue Welt. Sie lasen die Herzensanliegen von Weilheimern, die auf den Wänden aufleuchteten und sich dann in Farben und Formen verwischten, im Nichts verschwanden. Es ging um Begriffe wie „Toleranz“, „Es werde Licht“, „Gemeinschaft“, „Freedom“ „Frieden“, „Solus Christus“, „Angst“ „Das Wort“, „Barmherzigkeit“, „Meine Freunde“ oder auch „Katze“, ja „Katze“.
Unter- und überlegt waren diese Botschaften von einem Farbenteppich, der umso intensiver und komplexer wurde, je länger der Abend ging. Dazu erklang Musik aus wenigen klaren Tönen. Es gab viel zu schauen, zu staunen, zu hören, nachzudenken – und sich fallen zu lassen.
Die Lichtinstallation ist bis Monatsende jeden Freitag, Sonntag, Dienstag und Donnerstag von 19 Uhr bis 21 Uhr zu sehen. Am 10. Oktober spielt Walter Erdt dazu auf der Orgel, am 15. Oktober singt Nelly Felenda Lieder von Hildegard von Bingen und am 27. Oktober ist das Ensemble „Laetare“ zu Gast. Der Eintritt ist frei.
gre