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So wird das Weilheimer Stadtmuseum zum Aushängeschild

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Von: Magnus Reitinger

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Schmuckstück am Marienplatz: Das Alte Rathaus, das 1788 weitgehend neugebaut wurde, dessen Grundmauern aber wohl viel älter sind und das seit 1966 Stadtmuseum ist. 2020 soll die dringend nötige Sanierung beginnen, das Museum neu gestaltet werden. © Gronau

Nach langen Verzögerungen soll Anfang 2020 Baubeginn für die Sanierung des Weilheimer Stadtmuseums sein. Leiter Dr. Tobias Güthner hat dem Stadtrat jetzt das neue Museumskonzept vorgestellt – für das es eine Bedingung gibt: Die öffentlichen Toiletten müssen raus.

Weilheim – Die „Lösung der Toilettenfrage“ sei Voraussetzung für alle weiteren Planungen, sagte Güthner – und erhielt dabei Unterstützung von der Stadtbaumeisterin, der Kulturreferentin und zahlreichen Stadträten. Denn würden die öffentlichen WCs dort bleiben, so hieß es in der Sitzung am Mittwochabend, gebe es wohl kaum Zuschüsse für die Neugestaltung des Museums; und auch versicherungstechnisch seien diese Toiletten ob des Brandschutzes nicht mehr tragbar. „Wollen Sie wirklich, dass das Projekt daran scheitert?“, appellierte Kulturreferentin Ragnhild Thieler (BfW) an ihre Stadtratskollegen.

Thieler bedauerte, dass die 2016 vom Stadtrat beschlossene Museumssanierung „sehr zögerlich“ in Gang komme, Stadtbaumeisterin Andrea Roppelt immer wieder „andere städtische Aufgaben vorrangig bearbeiten“ müsse. „Diese Liegenschaft im Herzen unserer Stadt ist in katastrophalem Zustand“, klagte die Kulturreferentin – und sei zugleich „ein Haus voller Kunstschätze, um die uns viele Museen beneiden“.

Letzterem will der Leiter des Stadtmuseums mit einem neuen Konzept für die künftige Dauerausstellung gerecht werden. Dabei solle die Stadt Weilheim im Mittelpunkt stehen (und nicht etwa ein „Pfaffenwinkel-Museum“ daraus werden), man wolle auch kulturhistorische und wirtschaftliche Entwicklungen berücksichtigen, müsse auf dem engen Raum jedoch pointiert Schwerpunkte setzen. Güthner versteht das Museum als „lebendigen Ort“, der sich auch mit der Gegenwart auseinandersetzen, Vereine und Schulen einbeziehen, Mitmachstationen bieten und einen eigenen Raum für Museumspädagogik bekommen müsse.

In sechs Kapiteln, so erklärte Güthner den Stadträten, soll Weilheim im Museum künftig sowohl als Gemeinwesen wie auch als Kunststadt dargestellt werden. Die Arbeitstitel dafür sind: - Von Künstlern und Auftraggebern: Ein Kunstzentrum entsteht. - Arbeits- und Lebenswelten. - Goldene Zeiten: Die „Weilheimer Schule“. - Moderne Zeiten: Die Welt wird größer. - Ausgrenzung und Diktatur: Weilheim im Dritten Reich. - Weilheim jetzt: Kultur, Wirtschaft, öffentliches Leben, Perspektiven.

Dazu sollen „zwei Nebenerzählstränge“ kommen, so der Museumsleiter: „Ausblicke“, für die man einige Fenster öffnen will, und „Einblicke“ in die vielfältige Historie des 1788 grundlegend umgebauten, denkmalgeschützten Hauses, das auch als Kornkammer diente und bis 1936 Weilheims Rathaus war. Das beliebte Stadtmodell könnte im Boden des Foyers unter einer Glasplatte versenkt werden.

Das mit dem „Förderverein Stadtmuseum“ abgestimmte Konzept kam im Stadtrat gut an. „Ich bin überzeugt, dass man da wirklich ein Aushängeschild draus machen kann“, sagte Klaus Gast (CSU), der auch Kreisheimatpfleger ist. Doch gebe es noch einen „kleinen Haken“, bekannte Güthner: Man kenne den künftigen Zuschnitt der Räume noch nicht, müsse die Inhalte dann entsprechend anpassen. Dafür gelte es einen Museumsgestalter hinzuzuziehen, der per Wettbewerb gefunden werden soll. „Das ist extrem wichtig für die Zukunft des Museums“, so Güthner.

Was die bauliche Seite betrifft, habe der Denkmalschutz die Stadt „vor spannende Herausforderungen gestellt“, sagte Stadtbaumeisterin Roppelt. Weil aufwendige Untersuchungen gefordert wurden (wir berichteten), verzögerte sich alles. Nun hoffe sie, dass keine weiteren Auflagen kommen. Bis März 2019 sollen die bereits vor einem Jahr ausgewählten Architekturbüros ihre Entwürfe vorlegen. Dabei sind äußerliche Veränderungen wie Anbauten verboten, weil das Gebäude laut Denkmalschutz „vier gleichwertige Schauseiten“ hat. Im April soll eine Jury mit Stadträten entscheiden, ab Juni das Museum ausgeräumt werden, Anfang 2020 dann Baubeginn sein.

Magnus Reitinger

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