Die Reihe „Weilheimer Glaubensfragen“ ist gestartet. Zum Anfang gab es einen Vortrag über den Ursprung, den Urknall, und das große Staunen darüber.
Vollbesetzt war es im „Haus der Begegnung“ in Weilheim: Rund 300 Besucher hatten sich zum ersten Vortrag in diesem Jahr in der Reihe „Weilheimer Glaubensfragen“ eingefunden. Zu dem diesjährigen Motto „Gott.Mensch.Welt. Wer denkt, wer lenkt?“ stand ein Vortrag von Prof. Dr. Stefan Hölzl auf dem Programm.
Das einstündige Referat „Astrophysik und Schöpfung“ des Geologen und Paläontologen war nicht nur interessant und informativ. Der Untertitel des Themas „Staunen bis an die Grenzen“ bewahrheitete sich an diesem Abend. Die Fakten und Zahlen, die Hölzl in diesem Zusammenhang anschaulich präsentierte, waren manchmal unvorstellbar. „Ich bin eigentlich kein Astrophysiker“, sagte Hölzl zu Beginn seines Vortrags. Aber als Leiter des Zentrums für Rieskrater und Impaktforschung in Nördlingen befasst sich der Professor doch in gewisser Weise auch mit der Entstehung des Alls. Der kreisrunde Krater im Nördlichen Ries beschäftigt laut Hölzl schon immer die Gemüter. Heute weiß man, dass vor rund 15 Millionen Jahren ein Meteorit mit circa einem Kilometer Durchmesser in dieser Gegend einschlug – anhand von Gesteinsproben wurde dies nachgewiesen. Rund 190 solcher Impaktkrater gibt es auf der Erde.
Kosmische Kollisionen im sich formenden Sonnensystem haben nach Angaben des Geologen auch die Planeten hervorgebracht. Vor 4,5 Millionen Jahren entstand die Erde und warum genau hier Leben möglich wurde, erläuterte Hölzl ganz anschaulich. Planeten verändern sich im Lauf ihrer Entstehung. So hatte die Erde noch nicht gleich zu Beginn die richtigen Verhältnisse von Temperatur, Wasser und Sauerstoff, um Leben möglich zu machen. „Es gab einfach eine passende Folge von Ereignissen“, sagte Hölzl. Auch die Tatsache, dass der Mond durch eine zufällige Kollision entstand und dann in die Umlaufbahn der Erde gelangte, war Voraussetzung für den Start der Lebensbedingungen. „Ohne den Mond drehte sich die Erde damals wesentlich schneller“, erklärte Hölzl. Ein höheres Leben mit aufrechtem Gang wäre bei den damaligen Windgeschwindigkeiten nicht möglich gewesen. Auch die Dimension „Zeit“ umriss der Geologe: Die Tatsache, dass erste Lebewesen vor rund vier Milliarden Jahren auftraten, sei eine Zeitspanne, die an die Grenzen des Vorstellbaren stoße. Auf einem Weltuhr-Diagramm veranschaulichte Hölzl, um welche Uhrzeit der Mensch auf dieser Erde erschien. „Eine Minute vor heute tauchten wir auf“, sagte der Referent und warf ein paar gigantische Zahlen in den Raum. Der große Urknall, mit dem alles begonnen haben soll, war vor rund 14 Milliarden Jahren. Als Ursprung der Materie waren danach Wasserstoff- und Heliumatome die Grundbausteine, die die Welt aufgebaut haben.
Aber auch wenn viele Ereignisse um die Entstehung des Weltalls zufällig stattgefunden haben und eine Kettenreaktion auslösten, das Staunen bleibt auch den Forschern. „Wir wissen noch längst nicht alles. Aber das bisschen, was man weiß, packt man zusammen zu Modellen“, sagte Hölzl. Und dazu gehöre nicht nur die Forschung, sondern auch die Kultur, die Religion. „Aber was war vor dem Ursprung der Materie? Vor dem Wasserstoff? Aus dem Nichts kommt doch nichts“, fragte ein Zuhörer bei der regen Diskussion zum Thema „Biblische Schöpfungsgeschichte im Vergleich zur Wissenschaft“. Hölzls Erklärung dazu war kurz und knapp: „Darauf gibt es keine Antwort.“
Regina Wahl-Geiger