Problemfall wird zum Glücksfall: Verlängerung für den „ZwischenRaum“

Die früheren „Stöppel“-Verkaufsräume am Kirchplatz sollen ein weiteres Jahr für Kunst und Kultur zur Verfügung stehen. Die Stadt will das Konzept „ZwischenRaum“ bis Ende 2023 fortsetzen. Bedingung ist eine weitere Förderung durch den Freistaat – und da sieht es gut aus.
Weilheim – Dieser Problemfall hat sich zum Glücksfall entwickelt, da war man sich im Hauptausschuss des Weilheimer Stadtrates dieser Tage einig: Denn das Projekt „ZwischenRaum“ beendete zum Januar 2022 nicht nur einen der schmerzlichsten, weil auffälligsten und zentralsten Leerstände in der Altstadt. Es sorgte damit auch für Belebung im besten Sinne. 15 Monate lang waren die einstigen „Stöppel“-Räume an der Ecke Pöltnerstraße/Kirchplatz verwaist, nachdem das Traditionsgeschäft im September 2020 für immer die Türen geschlossen hatte. Doch dann machte es der staatliche Fördertopf „Innenstädte beleben“ möglich, die repräsentativen Räume vorübergehend Künstlern und Kreativen zur Verfügung zu stellen – zur Zwischennutzung.
Das kam bei Nutzern, Besuchern und Passanten gleichermaßen gut an. „Erst standen die Leute vor den Schaufenstern, jetzt kommen sie auch rein“, freut sich Ragnhild Thieler, die Kulturreferentin des Stadtrates, und resümiert: „Die Lage und Räumlichkeiten sind nahezu ideal, Kunst und Kultur mitten in der Stadt zu präsentieren.“
Vermieter vom Konzept überzeugt
Nutzer des „ZwischenRaums“ sind seit Anfang des Jahres bekanntlich das Kunstforum Weilheim, der Lichtkunstverein und das Stadtmuseum. Laut Jutta Liebmann, Leiterin des städtischen Amtes für Standortförderung, Kultur und Tourismus, haben sich diese Institutionen nun eine Erweiterung ihres Konzeptes überlegt und würden das Projekt gerne fortführen. Ursprünglich, so Liebmann, war eh schon eine Förderung für zwei Jahre geplant – was man auf Bitten des Vermieters dann bis 31. Dezember 2022 verkürzt habe. Doch jetzt sei dieser bereit, „bis Ende 2023 den Mietvertrag zu gleichen Konditionen zu verlängern, da ihn das Konzept überzeugt hat“.
Laut Liebmann profitieren nicht nur die direkt Beteiligten von dem Zwischennutzungskonzept: Es habe „eine positive Wirkung am Weilheimer Kirchplatz und auf unsere Innenstadt“, sei „ein wichtiges Förderprojekt für die Kulturszene in Weilheim“ und zugleich „ein Vorzeigeprojekt, das die Standortförderung ins Gespräch mit weiteren Vermietern und Hauseigentümern bringt“. Auch vor diesem Hintergrund war im Hauptausschuss unstrittig, mit dem „ZwischenRaum“ weiterzumachen – sofern auch die staatliche Förderung ein weiteres Jahr fließt. Die Chancen dafür stünden gut, erklärte die Standortförderin, „auch weil wir sehr sparsam mit Maßnahmen waren“.
Stadt müsste 7000 Euro für 2023 zahlen
Der städtische Eigenanteil fürs ganze Jahr 2023 würde dann rund 7000 Euro betragen, so Liebmann: „Das ist gut angelegtes Geld.“ So sahen es auch die Stadträte im Hauptausschuss – zumal Stadthalle und Stadtmuseum bekanntlich zwangsweise geschlossen sind und die Sanierung und Neugestaltung des Museums aufgrund städtischer Finanznöte ebenso auf sich warten lässt wie das Projekt „Kulturstadel“ an der Eisenkramergasse. Umso wichtiger sei der „ZwischenRaum“, dank dem „Kunst und Kultur in der Stadt sichtbar sind“, wie Roland Bosch (ÖDP) betonte. Dort sei „ein lebendiges Zentrum“ entstanden, befand Klaus Gast (CSU), der auch als Kreisheimatpfleger fungiert. Da nun die Umstände und der Zuschuss die Möglichkeit bieten, das fortzuführen, müsse die Stadt „dieses Glück beim Schopf packen“.
Vor Weihnachten soll es auch noch mal eine „Pop-up-Fläche“ im ehemaligen „Stöppel“ geben, erklärte Liebmann, „eine Art Kunstkaufhaus“. Daran hätten viele Anbieter Interesse, zugleich sei es den meisten jedoch personell nicht möglich, selbst einen „Pop-up-Store“ zu bespielen. Dafür wolle man den „ZwischenRaum“ auf andere Weise öffnen, zum Beispiel auch abendliche Versammlungen dort ermöglichen, wie Thieler sagte. Es gebe bereits Anfragen weiterer potenzieller Nutzer, so die Kulturreferentin; Genaueres könne aber erst besprochen werden, wenn die Verlängerung unter Dach und Fach ist.