Heizen mit Holz: Experten geben Tipps für die saubere Wärme aus dem Wald

Die Meteorologen kündigen für nächste Woche weiter sinkende Temperaturen an. Spätestens dann wird die neue Heizperiode eingeläutet. Wer günstig und ökologisch für ein warmes Haus sorgen möchte, sollte einiges beachten.
Landkreis – Es ist laut. Sehr laut sogar. Ein Baumstamm nach dem anderen rollt über den Spaltautomaten von Lukas Huber. Die Maschine zerschneidet das Holz, zerteilt es – und spuckt es am Ende in Form von ofenfertigen Scheiten wieder aus.
„Eine klasse Sache“, sagt Huber, der die Dienste seines High-Tech-Automaten momentan gut gebrauchen kann. Rund 4000 Ster verkauft der Brennholzhändler aus Huglfing pro Jahr an Kunden im ganzen Landkreis. Besonders jetzt, wenn die Temperaturen sinken und der Winter naht, hagelt es Anfragen. Denn: „Sein Eigenheim mit Holz zu heizen, ist in.“ Eine Aussage, die Nikolaus Spitzeder bestätigt. Der Peitinger Bezirkskaminkehrermeister hat nachgezählt. Knapp 3860 Holzöfen sind derzeit in seinem Kehrbezirk, der neben Peiting, Rottenbuch und Wildsteig auch einen Teil Schongaus und Steingadens umfasst, in Betrieb. Tendenz steigend. Eine wunderbare Entwicklung aus Sicht des Umweltschutzes, könnte man meinen. Gibt es doch keine ökologischere Art zu heizen, als den nachwachsenden Rohstoff Holz zu verbrennen. Aber Vorsicht. Das Problem bei der Sache laut Spitzeder: „Viele Leute heizen schlichtweg falsch.“
„Viele Leute heizen schlichtweg falsch“
Circa jeder Vierte bedient seinen Holzofen ihm zufolge nicht ordnungsgemäß. So würden etwa häufig zu große oder noch nicht vollständig ausgetrocknete Scheite angezündet. Fehler, die Spitzeder bei seinen Begutachtungs-Touren im Kehrbezirk regelmäßig entdeckt. Die Folge: übermäßiger, stinkender Rauch, der seinen Weg durch den Schornstein ins Freie findet. Emissionen pur. Der Umweltgedanke – passé.
Zudem bildet sich Pech in den Kaminrohren, das Spitzeder und seine Kollegen nur durch kontrolliertes Ausbrennen und Ausschlagen wieder entfernen können. Doch die verpechten Kamine bringen nicht nur vermeidbare Arbeit – sie sind auch gefährlich.

Beispielsweise durch Restfunken können sie sich jederzeit selbst entzünden. Nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte, warnt Spitzeder. „Im schlimmsten Fall fängt der Ofen Feuer, wenn niemand zuhause ist, und am Ende brennt die ganze Bude. Das sind tickende Zeitbomben.“ Wer einen alten Kachel- oder Kaminofen besitzt, sollte dessen Baujahr im Blick behalten. Denn Modelle, die zwischen 1975 und 1984 hergestellt wurden, mussten bereits seit Anfang dieses Jahres stillgelegt oder ausgetauscht werden. Der Grund dafür ist die Bundesimmissionsschutzverordnung von 2009, die den erlaubten Ausstoß von Staub und Kohlenmonoxid bei Kleinfeuerungsanlagen regelt.
„Sehr sinnvoll“, findet das Kaminkehrermeister Spitzeder. Denn nicht nur Autos pusten gesundheitsschädliche Abgase in die Luft, auch aus den Schornsteinen qualmt’s gewaltig. „Bei bundesweit rund elf Millionen Kamin- und Kachelöfen darf man die Belastung nicht unterschätzen.“
Die nächsten Fristen stehen bereits fest. Holzöfen, die von 1985 bis 1994 gebaut wurden, müssen bis Ende 2020 ausgetauscht werden. Feuerstätten, die von 1994 bis 2010 errichtet wurden, dürfen noch bis Ende 2024 ohne Auflagen betrieben werden. Wer trotzdem weiter mit seinem alten Ofen heizt, riskiert ein Bußgeld der Immissionsschutzbehörde. Allerdings gibt es auch Ausnahmeregelungen: Offene Kamine, handwerklich errichtete Grundöfen, Kochherde sowie historische Feuerstätten, die vor 1950 errichtet wurden, dürfen drinbleiben. Auch dort, wo der Ofen als alleinige Heizung dient, drückt der Gesetzgeber ein Auge zu.
Von der Möglichkeit, seinen alten Ofen mit einem Feinstaubfilter nachzurüsten, rät Spitzeder ab. Diese Lösung sei vergleichsweise teuer und lohne sich in den meisten Fällen nicht. „Denn am Ende hast du eben immer noch einen alten Ofen.“ Das Geld – in der Regel zwischen 3000 und 3500 Euro – sei besser in eine neue Anlage investiert. „Die verbrennt deutlich sauberer und braucht viel weniger Holz.“
Doch wo kommt das ganze Holz, das die Häuser im Landkreis auch im tiefsten Winter warm halten soll, eigentlich her? Im Fall von Brennholzhändler Lukas Huber aus Huglfing direkt aus der Region. Er bezieht sein Material wie die meisten seiner Kollegen im Landkreis fast vollständig aus den Wäldern der Weilheimer Waldbesitzervereinigung (WBV).
Das Absurde: Sein Holz beispielsweise in Ost-Europa zu kaufen, wo häufig unter Zahlung von Billiglöhnen und ohne Rücksicht auf Natur und Nachhaltigkeit abgeholzt wird, käme ihn deutlich günstiger. „Aber das kommt für mich nicht in Frage“, stellt Huber klar. „Hier habe ich kurze Lieferwege und weiß, dass vernünftig geholzt und aufgeforstet wird.“ Qualität, die für Klaus Deibel an erster Stelle steht. Der Weilheimer ist Geschäftsführer der WBV und somit Verwalter von rund 9800 Hektar Wald im Altlandkreis Weilheim, der sich im Besitz von insgesamt etwa 1050 Mitgliedern befindet.
„Fichte oder Buche? Das ist egal“
„Es geht immer darum, im Sinne der Waldpflege zu handeln“, betont er. Heißt: Nicht jeden Baum um nur des Heizens willen umschlagen. „Man sollte stets schauen, dass Bäume verwendet werden, die eh rausmüssen – etwa, weil sie schräg stehen“, sagt Deibel. Das Problem: Holz von Fichte und Birke ist meist nicht gefragt. Viele Kunden möchten ausschließlich Buchenholz kaufen, da dieses den höchsten Brennwert hat und sie denken, so am günstigsten zu fahren.

Laut Deibel ein Irrglaube. „Ein ofenfertiger Ster Buche kostet zwischen 90 und 100 Euro“, erklärt er. „Nehme ich Fichte, zahle ich 70 bis 80 Euro.“ Durch ihren unterschiedlichen Brennwert erzeugen 80 Ster Buche und 90 Ster Fichte etwa dieselbe Wärme. Deibels Fazit: „Kosten tut’s mich also gleich viel, dass es warm wird – bei der Fichte muss ich halt zweimal öfter nachschüren.“
Ein Freund von Holzöfen ist wenig überraschend auch Andreas Scharli. Der Energieberater der „Energiewende Oberland“ sieht in ihnen die große Chance, fossile Brennstoffe zu ersetzen. Wenn jedoch, wie er es bei Klienten immer wieder beobachtet, gleichzeitig zum Kachelofen die Öl-Heizung auf Anschlag läuft, verpufft der Effekt nahezu vollständig.
Er hält die Ofenbesitzer deshalb dazu an, nicht einfach den Kamin anzuheizen, nur damit es gemütlich wird und die Flammen hübsch flackern, sondern um dadurch Öl zu sparen. Denn eines ist für Scharli klar: „Mit Holz zu heizen, ist schön und gut. Aber sinnvoll ist es eben nur, wenn ich es richtig mache.“