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Kaviar aus der Steckdose: Strompreis im Kreis Weilheim-Schongau steigen um bis zu 900 Prozent

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Von: Christoph Peters, Sebastian Tauchnitz, Kathrin Hauser, Johannes Thoma, Elke Robert

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Für einige Gemeinden im Landkreis steigt der Strompreis in diesem Jahr um mehr als 900 Prozent. Weilheim und der Landkreis sicherten sich langfristig günstige Strompreise
Für einige Gemeinden im Landkreis steigt der Strompreis in diesem Jahr um mehr als 900 Prozent. Weilheim und der Landkreis sicherten sich langfristig günstige Strompreise © WERNECKE/DPA

Jeder, der dieser Tage seinen Stromvertrag neu verhandeln muss, kann ein Lied davon singen: Die Preise gehen durch die Decke. Die Entwicklung macht auch um den Landkreis und seine Gemeinden keinen Bogen.

Landkreis – Lange Jahre war die Sache klar: Wenn sich viele kleine Gemeinden zusammentun und ihre Stromlieferungen aufgrund der deutlich größeren Menge gemeinsam ausschreiben, dann wird die Sache deutlich billiger. Deswegen erfreute sich die Strombündelausschreibung des Bayerischen Gemeindetages großer Beliebtheit. Zumindest bis zum vergangenen Jahr.

Gemeinde Bernried hatte „Glück im Unglück“

Denn da erbracht die Bündelausschreibung Ergebnisse, die zum Teil beim Zehnfachen des bisherigen Preises – und damit deutlich über dem Grundversorgertarif – lag. Glücklich waren die Gemeinden dran, für die es erst gar kein Angebot gab. Die anderen mussten wohl oder übel die gebotenen Preise akzeptieren. Und versuchen nun, wie die schwäbische Gemeinde Sielenbach, sich das Geld vom Gemeindetag auf dem Gerichtsweg zurück zu holen.

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Bernried hatte noch einmal Glück im Unglück und ging bei der Bündelausschreibung im vergangenen Jahr leer aus. Zwar stand die Gemeinde dann im Oktober auf einmal ohne Stromlieferanten für 2023 da, konnte sich aber als Mitgesellschafter des regionalen Energieversorgers „17er Oberlandenergie“ schnell halbwegs bezahlbaren Ersatz organisieren.

Bernried ist bei weitem nicht die einzige Kommune, die nach der gescheiterten Teilnahme an der Bündelausschreibung dort untergekommen ist. Neu dabei sind aus dem Landkreis auch Seeshaupt, Iffeldorf, Pähl, Wielenbach und die Verwaltungsgemeinschaft Habach, so Geschäftsführer Thomas Feistl auf Anfrage.

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Peiting muss deutlich tiefer in die Tasche greifen

Schlechter sieht es da schon für Peiting aus: Die Marktgemeinde muss für den Strom in den nächsten Jahren deutlich tiefer in die Tasche greifen als bisher. Der Markt Peiting hatte für den Zeitraum 2020 bis 2022 sowie für den künftigen Zeitraum 2023 bis 2025 an der Bündelausschreibung teilgenommen.

Dabei sind laut Kämmereimitarbeiterin Simone Weber im Oktober 2022 Stromlieferverträge mit zwei Anbietern zustande gekommen. Im Vergleich zu den letzten drei Jahren sei der Arbeitspreis um über 900 Prozent gestiegen. „Der Blick in die Zukunft ist hypothetisch, da noch viele Maßnahmen offen sind, die uns eventuell auch betreffen“, sagt Weber. „Allerdings gehen wir im Bereich elektrischer Energie momentan von ca. einer Versechsfachung der Kosten aus.“ Lagen die Ausgaben für Strom 2021 noch bei insgesamt 270 000 Euro, wird die Gemeinde 2023 weit über eine Million Euro aufwenden müssen.

Hohenpeißenbergs Vertrag läuft noch bis Ende des Jahres

Gänzlich unerschrocken ist die Gemeinde Hohenpeißenberg: Man werde sich an der Bündelausschreibung beteiligen. Das sei schon beschlossen, sagte Bürgermeister Thomas Dorsch auf Nachfrage. Der derzeitige Vertrag läuft noch bis zum Ende des Jahres 2023. Derzeit zahlt die Gemeinde 45 Cent pro Kilowattstunde, so der Bürgermeister. Wenn der Strompreisdeckel greift, werden es noch 40 Cent sein. Die nächste Ausschreibung gilt dann für die Jahre 2024 und 2025.

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Schongau steckt in der Bündelausschreibungsfalle

Auch Schongau steckt in der Bündelausschreibungsfalle: „Die Preise sind deutlich höher, als wir bisher bezahlen mussten“, fasst es Stadtbaumeister Sebastian Dietrich für Schongau zusammen. Bei der Bündelausschreibung in Kooperation mit dem Gemeindetag habe man allerdings nur im Bereich Straßenbeleuchtung ein wirtschaftliches Angebot für die Jahre 2023 bis 2025 erhalten. Statt bisher rund 15 Cent pro Kilowattstunde werden 2023 knapp 70 Cent für die kWh im Energiearbeitspreis fällig, bis 2025 sinkt dieser dann auf knapp 40 Cent. „Das ist in etwa der vierfache Preis wie bisher“, so Dietrich.

Weil es bei der Ausschreibung für die Stromlieferung für Abnehmer bis 100 000 kWh wie auch größere Verbraucher keine wirtschaftlichen Angebote gegeben habe, startete man ein erneutes, kleineres Vergabeverfahren. Im kommenden Jahr wird der Preis nun am Strom-Spotmarkt ausgehandelt. „Die Preise werden erst nachträglich oder parallel zum Verbrauch festgelegt, wir erhoffen und erwarten uns, dass es günstiger wird als über Festpreise“, so Dietrich. Im Herbst 2023 muss neu ausgeschrieben werden.

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Weilheim und der Landkreis können sich entspannt zurücklegen

Ganz entspannt können sich derweil die Stadt Weilheim und der Landkreis zurücklehnen. Sie haben gemeinsam und rechtzeitig einen langfristigen Vertrag mit festen Preisen abgeschlossen. Man habe vor der Energiekrise zwei Lose ausgeschrieben, berichtet Kreiskämmerer Norbert Merk. Dabei sei regional und ökologisch eingekauft worden – ein Ökostromanteil von 100 Prozent war vorgeschrieben. Den Zuschlag bekamen die Stadtwerke Weilheim und die 17er Oberlandenergie mit Preisen von 6,95 beziehungsweise 7,16 Cent pro Kilowattstunde. Noch bis Silvester 2024 läuft der Kontrakt. Und dann, so Merks Hoffnung, habe sich die Lage hoffentlich wieder stabilisiert und die Preise sinken.

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