Jäger machen Stress wegen Waldkindergarten — Bürgermeister greift ein: „Es geht doch um die Kinder“

Erst vor Kurzem wurde ein Standort für den neuen Weilheimer Waldkindergarten gefunden. Jetzt gibt es Stress mit den örtlichen Jägern. Die fühlen sich nicht informiert und von der Entscheidung überrumpelt.
Weilheim – Die Umsiedlung des neuen Weilheimer Waldkindergartens, der vom Übergangs-Standort im Wasserschutzgebiet am Gögerl nahe Deutenhausen auf eine Fläche weiter nördlich an die Straße nach Bauerbach verlegt wurde, hatte jetzt ein Nachspiel. Denn die örtlichen Jäger fühlten sich nicht informiert und von der Entscheidung überrumpelt. Am Dienstagnachmittag kam es jetzt direkt am Waldkindergarten zur Aussprache – die es teilweise in sich hatte.
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Bürgermeister geht Jäger hart an: „Schande für ganze Jägerschaft“
Bürgermeister Markus Loth hatte nicht nur seine für Kindergärten zuständige Stellvertreterin Angela Flock mitgebracht, sondern auch noch Sachgebietsleiter Stefan Popp und Stadtförster Christian Schuller. Auf der anderen Seite standen der zuständige Jagdpächter Heinz Dietrich, Jagdvorsteher (und CSU-Stadtrat) Franz Andrä und Jäger Sepp Niederlechner – und sie bekamen gleich eine volle Breitseite des Bürgermeisters ab: „So, wie Sie vorgegangen sind, ist es eine Schande für die ganze Jägerschaft“, polterte Loth los und bezog sich dabei auf die Bedrohung des Landwirts, der den Platz für den Kindergarten zur Verfügung gestellt hatte. Der hatte ihm das so geschildert, sagte Loth. „Das stimmt nicht“, entgegneten die Jäger empört. Sie hätten dem Landwirt, dem direkten Nachbarn von Andrä, nur gesagt, dass sie von ihm enttäuscht seien.
Nach diesem emotionalen Start beruhigte sich die Lage im stürmischen Nieselregen etwas, doch die Vorwürfe blieben: Man sei einfach übergangen worden. „Es geht doch um die Kinder, nicht gegen die Jäger“, entgegnete Loth und schilderte zusammen mit Popp noch einmal die Notlage, in der man gestanden habe: Man musste in kürzester Zeit einen neuen Standort finden, und alle Vorschläge schieden aus irgendwelchen Gründen aus – bis auf diesen. Dabei bedankte sich Loth auch noch einmal bei Anja Vukman vom Verein „Natürlich – Natur begreifen“, der den Waldkindergarten betreibt: Sie habe sich wahnsinnig engagiert.
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Standort des Waldkindergartens ist beliebtes Wildschweingebiet
Niederlechner betonte, nichts gegen Kinder zu haben. Er kümmere sich bereits regelmäßig um drei andere Kindergärten, die jeweils einmal pro Woche bei einem Waldtag dort vorbeikommen. „Aber es gibt fünf Jagdbögen hier, und wir sind der einzige, der Kinder hier hat – und jetzt gleich noch dauerhaft“, so Niederlechner.
Dietrich sagte, genau am Standort des Waldkindergartens sei ein beliebtes Wildschweingebiet, das sei nicht ungefährlich. Außerdem sei ihm als Jagdpächter eine störungsfreie Jagd zugesichert worden, das sehe er nun gefährdet, wenn dort Kinder unterwegs seien. Auf 280 Hektar Fläche müssten sie laut Abschussplan schließlich 34 Rehe erlegen, davon würden zehn bis 15 genau in diesem Bereich geschossen.
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Jäger skeptisch: „Hoffen wir mal, dass das alles wirklich so kommt“
Diese Argumentation wiederum hielt Stadtförster Schuller für Unsinn. Es gebe hier schließlich auch zahlreiche Spaziergänger, und dass es bei so einem großen Revier beim Jagderfolg auf diesen kleinen Bereich ankomme, „ist Humbug“. Wobei auch er den Standort nicht für ideal hält – schließlich stehe der Bauwagen auf freiem Feld, der gehöre eigentlich in den Wald.
Vukman betonte, dass die Kinder nur bis maximal 16 Uhr vor Ort seien, am Wochenende gar nicht, und es werde auch nicht gefeiert – das hatten die Jäger ebenfalls als Problem angesehen, ebenso wie die Furcht, die Kinder würden ständig im weiten Umkreis durch den Wald laufen. „Wir würden uns freuen, wenn Sie uns sagen, wo wir uns aufhalten sollen und wenn sie uns wie die anderen Kindergärten mit Rat und Tat zur Seite stehen würden“, so Vukman. Das besänftigte die Jäger einigermaßen: „Hoffen wir mal, dass das alles wirklich so kommt“, so Dietrich skeptisch.
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