Festakt für den Trommlerzug Haunshofen: Um 8.30 Uhr war jeder wach

Bayerische Traditions- und Brauchtumspflege in Reinkultur war am Sonntag in Haunshofen zu hören. Der Trommlerzug feierte sein 30-jähriges Jubiläum – standesgemäß mit Feldgottesdienst, Festumzug und zackiger Marschmusik.
Haunshofen – Ausschlafen war gestern früh in Haunshofen nicht möglich. Spätestens um 8.30 Uhr dürfte jeder Dorfbewohner hellwach gewesen sein. Dann nämlich setzte sich der Kirchenzug zum Feldgottesdienst am neuen Friedhof in Bewegung – begleitet von lauten Trommelschlägen und mit den Jubilaren vom Trommlerzug Haunshofen an der Spitze. Vereinschef Andreas Zach strahlte zu dem Zeitpunkt bereits übers ganze Gesicht. Kein Wunder: Das „Dehna-Fest“ am Freitagabend war laut Zach „sehr erfolgreich verlaufen“.
Über 200 Besucher vergnügten sich beim Dorfwirt – die letzten gingen erst samstags um neun Uhr nach Hause: „Das Fest ist besser angenommen worden, als wir erwartet hatten. Um 21 Uhr war die Bude schon voll“, berichtete Zach: „Das ist eine Bestätigung für unsere gute Arbeit“.
Beim Festablauf am Sonntag konnte angesichts des schönen Wetters ohnehin nichts mehr schiefgehen: „Die Häuser an der Hauptstraße sind alle schön geschmückt. Das gibt beim Festumzug ein ,bäriges Buidl‘“, kündigte Zach an. Zum „bärigen Buidl“ gehörten unter anderem die Blaskapellen aus Wielenbach und Haunshofen, der Trachtenverein Diemendorf die mit Fahnenabordnungen angetretenen Ortsvereine, die Trommlerzüge aus Pähl sowie „Wuizbach“ und – nicht zu vergessen – die Festbesucher.
Wer gestern in Haunshofen nicht in Dirndl oder Lederhose gewandet war, der fiel auf. Dass zum bayerischen Brauchtum aber eben nicht nur Tracht und Blasmusik, sondern auch Trommler gehören, das war Kaplan Simon Matondo-Tuzizila bis vor kurzen noch völlig unbekannt: „Ich habe mich lange gefragt, was ist das denn? Ein Trommlerverein in Bayern? Ich habe bislang gedacht, dass vor allem in Afrika getrommelt wird“, scherzte der Kongolese in der Festpredigt.
Nach dem Feldgottesdienst und der obligatorischen Bayern-Hymne wurde es dann wieder richtig laut in Haunshofen. Vom neuen Friedhof aus ging’s zum Festzug auf die von der Feuerwehr abgesperrten Hauptstraße. Den Zuschauern gefiel das Spektakel – vor allem auch akustisch: „Trommlermusik gehört zum bayerischen Lebensstil einfach dazu – und sie hat im Vergleich zur Blasmusik einen kräftigeren Rhythmus“, war von einer – natürlich in Dirndl gekleideten – Dame zu hören.
Die Böllerschüsse aus dem Hintergrund waren jedoch weniger ihr Geschmack: „Die sind lauter und unkontrolliert.“ Beim Festzug marschierten auch Bürgermeister Korbinian Steigenberger und Landrätin Andrea Jochner-Weiß mit. Für sie war es in zweifacher Hinsicht ein Pflichttermin. Zum einen dienstlich als Repräsentantin des Landkreises, zum anderen aber auch familiär. Ehemann, Sohn und Tochter sind aktive Mitglieder beim Trommlerzug „Wuizbach“ respektive bei der Blaskapelle Wielenbach.
„Ich bin ein Fan der Trommler“, sagte Jochner-Weiß auf Nachfrage – auch wenn sie in jungen Jahren eher modernere Musikrichtungen bevorzugt habe: „Uns wäre es damals nicht eingefallen, zum Trommlerzug oder zur Blasmusikkapelle zu gehen.“ Doch vor etwa 30 Jahren – also zur Gründungszeit des Trommlerzugs Haunshofen – hat sich laut Jochner-Weiß generell ein „Wandel“ in der Gesellschaft vollzogen: „Ab der Zeit ist eine Wiederbesinnung auf bayerische Werte festzustellen.“ Und zu denen gehört eben auch das Trommeln, wie gestern in Haunshofen zu hören war.