Rehkitz-Rettung ist ein „Riesending geworden“

120 Tiere hat die Pollinger Rehkitzrettung im letzten Jahr vor dem Tod durch Mähwerke bewahrt. Auch in Wielenbach wurde einige Male ausgeholfen. Nun möchte einer der Helfer dort ein ähnliches Projekt ins Leben rufen.
Wielenbach – Bei einem Treffen in der „Grünbachstub’n“, zu dem rund 30 Landwirte, Jäger und potentielle Helfer kamen, würde über die Thematik diskutiert. Dabei wurden verschiedene Modelle zum Auffinden der Kitze vorgestellt. „Ich bin von dem Verein und dessen Erfolgen begeistert“, erklärte Leo Melzer, der bereits mehrere Male tatkräftig die Pollinger unterstützte, warum er in seinem Heimatort eine Rehkitzrettung auf die Beine stellen möchte. „Die Erfolgsstory aus Polling nach Wielenbach transportieren“, das sei sein Anliegen.
Zur fachlichen Unterstützung hatte er die Verantwortlichen aus Polling sowie einen Zuständigen aus Peißenberg geladen. Kathrin Städele, Vorsitzende der Pollinger Rehkitzrettung, erklärte, wie ihr Verein funktioniert. 2019 noch als Whatsapp-Gruppe begonnen, wuchs die Helferschar stetig. „Das ist ein Riesending geworden“, zeigte sich Städele begeistert. Als eine kostspielige Drohne angeschafft werden sollte, wurde ein Verein gegründet.
Zehn Hektar in zehn Minuten erfassen
Heute sind fünf Drohnen im Einsatz, die jeweils zwischen 7000 und 12000 Euro kosteten, und im Frühling gut ausgelastet sind. In Polling, Etting und Eberfing wurden alle relevanten Wiesen kartiert. Landwirte können sich vor der Mahd melden, dann wird das zu mähende Feld abgeflogen. Die leistungsstärksten Drohnen übernehmen das automatisch und schaffen, zehn Hektar in zehn Minuten zu erfassen.

Danach werden die Daten am Laptop ausgewertet und markierte Kitze gesichert, bis der Bauer fertig ist. Das ist effizient und die Landwirte sind froh, wenn durch die gezielte Rettung nicht das ganze Gras niedergetrampelt wird. 2022 wurde so eine Fläche von 1200 Fußballfeldern durch den Verein kontrolliert. Ein anderes Modell funktioniert in Peißenberg reibungslos, wie Hans Schuster, Vorstand der Peißenberger Jagdgenossenschaft, erläuterte.
„Wer ohne Absuchen mäht, dem drohen eine Anzeige und ein Bußgeld von 3000 Euro“
Der Andrang an Landwirten, die sich bei der Jagdgenossenschaft melden, sei auch hier groß. Der Hintergrund: „Wer ohne Absuchen mäht, dem drohen eine Anzeige und ein Bußgeld von 3000 Euro“, erklärte Schuster. Er setzt auf zwei Drohnen mit Wärmebildkameras und Livesuche. Der Pilot hält dabei über dem Kitz und ein Helfer wird zur richtigen Stelle gelotst. Einziger Haken: Zu große Flächen sind so nicht machbar.
„Bei uns läuft es wunderbar“, lobte Schuster die Kooperation mit den Landwirten. Schuster, der selbst Bauer ist, ist froh, wenn eine Mahd stattfinden kann, „ohne, dass ein Kitz zermatscht wird, oder es danach erschlagen werden muss, wenn es verletzt ist.“ Für die Kühe ist eine abgesuchte Wiese ebenfalls eine Lebensversicherung. Denn verunreinigtes Futter kann zu ihrem Tod führen. „Uns sind acht Kühe verreckt. Von der Versicherung gab es nichts“, meldete sich ein Landwirt zu Wort und verdeutlichte das Risiko für sich und seine Kollegen.
Der Wielenbacher Jagdvorsteher Ludwig Schwaiger sprach sich für die Sinnhaftigkeit einer Rehkitzrettung aus. Seiner Meinung nach sei es am effektivsten, Drohnen mit Kitzrettungspiepern und dem manuellen Durchgehen zu kombinieren – je nach Lage der Wiese und Entwicklungsstand der Jungtiere. Denn Drohen seien nur einsetzbar, wenn der Temperaturunterschied zwischen Boden und Tier groß genug sei – also nur in der Früh; Pieper würden nur Tiere abschrecken, die in leiser Umgebung leben. Manuelles Ablaufen sei nur mit ausreichend Helfern möglich.
Kooperation mit Landwirten wird als wichtig erachtet
Städeles Stellvertreter Horst Hofbauer appellierte an alle Beteiligten: „Es ist wichtig, kooperativ zu arbeiten mit den Landwirten und nicht mit Druck. Wir wollen kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander.“ Und genau das möchte Melzer nun für Wielenbach erreichen.
Allerdings müssen sich, damit die Kitzrettung in Wielenbach starten kann, nun noch Ehrenamtliche finden, die mitmachen wollen. Wer sich vorstellen kann, das neu gegründete Team zu unterstützen, kann sich unter Telefon 0151/59492910 melden, wie im Rahmen der Versammlung gesagt wurde.
Ursula Gallmetzer
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