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Ein würdiger Auftritt zum Jubiläum

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Abwechslungsreich gestaltete das Sinfonieorchester im Pfaffenwinkel seinen Auftritt in der Stadtpfarrkirche Christkönig. Foto: bretting
Abwechslungsreich gestaltete das Sinfonieorchester im Pfaffenwinkel seinen Auftritt in der Stadtpfarrkirche Christkönig. © Bretting

Penzberg – Großes Interesse herrschte am Samstag beim Konzert des Sinfonieorchesters im Pfaffenwinkel. Dass man zur Aufführungsreihe „Ländliche Konzerte“ aber nicht als Pflichtübung geht, dies bewiesen  vor allem  das absolut konzentrierte, hingebungsvoll leise Zuhören.

Dies lohnte doppelt, denn nicht nur, dass die Musiker in der Stadtpfarrkirche Christkönig gut spielten, sie brachten darüber hinaus auch eine Uraufführung zu Gehör. Holger Aurel Jung, den Penzbergern schon durch die Eigenkomposition der Rockoper „Deborah“ bekannt, schrieb „Andalusische Variationen“. Eigentlich mit einem pädagogischen Gedanken im Hinterkopf – nämlich um möglichst viele Instrumente zu integrieren – entstand ein Werk, das nun wohltuend eigenständig klingt.

Diese „Variaciones andaluzas“ beginnen mit wirbelnden Streichern und aufflackernden Bläsern geradewegs so, wie die Ouvertüre zu einer dramatischen Oper ansetzen würde. Rasch aber treten Kastagnetten hinzu, und Takt für Takt bremst das Tempo ab. Unter anderem spielt eine Akustikgitarre ein spanisches Thema an. Insgesamt wirkt der erste Teil, als komme man mit mitteleuropäischem Adrenalinpegel voller Stress (und einem deftigen Echo von Brahms im Kopf) vom Flughafen in eine Altstadtszene, bei der man erst einmal der anderen Kultur gewahr – und darob ruhiger – wird.

Die endgültige „Bekehrung“ zum südlichen Lebensgefühl obliegt ausgerechnet dem Hackbrett, das man ja eigentlich exklusiv dem Alpenland zuordnen wollte, doch kennen die Spanier ihr „Salterio“ immerhin als „un instrumento medieval“, aus mittelalterlicher Tradition also. Solistin Annika Popp verfolgt indes weder die eine noch die andere Richtung. Ihre Hackbrett-Partie klingt rau, ganz trocken, ohne Nachhall, wenn man so will: staubig; hier scheinen Wiesen durch, die im Sommer verdorrt sind, und besonders durch ihren tiefdunklen Zopf wirkt die junge Penzbergerin, die demnächst ihr Musikstudium aufnimmt, als käme sie selbst von der iberischen Halbinsel. Musikalisch mündet das perfekt einstudierte Stück in eine von der Saxofonstimme getragenen Jazz-Suite – und erntet stürmischen Beifall.

Rasch passiert der Umbau zum reinen Streichorchester, das nun Benjamin Brittens „Simple Symphony“ bestreitet. Aber was heißt hier schon Streicher: Der zweite Satz ist komplett auf gezupften oder mit der Hand gestrichenen Saiten aufgebaut, geschlagene Saiten geben dazu ein perkussives Moment, worüber Konzertmeisterin Pia Janner-Horn ihr eigenes Leitthema in versierten Pizzicati legt. Die „normal“ mit Bögen gespielten Sätze begeistern anschließend nicht nur durch eine vorbildlich transparente Interpretation, sondern auch durch die sensible und großen Orchestern entsprechende Dynamikführung auch in ganz leisen Partien; Günther Pfannkuchs Einstudierung und Dirigat ließen hier keine Wünsche offen.

Umso gewaltiger wirkte zuletzt die wieder mit Bläsern versehene, stürmischem Wetter verpflichtete „Schottische Sinfonie“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Ein wahrhaft großes, dazu abwechslungsreiches und würdiges Konzert zum 25-jährigen Orchesterjubiläum.

Nächster Termin der Reihe

„Ländliche Konzerte“: Chormusik a capella von der Renaissance bis zur Moderne mit dem Vocalensemble Penzberg (Leitung: Günther Pfannkuch) am kommenden Sonntag, 26. Juli, 19 Uhr, Stiftskirche Habach (Eintritt frei).

Andreas Bretting

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