Beschwingt andächtig

Geretsried - Das wollte offenbar jeder hören: „Mixed Voices“ begeistern mit einem Weihnachtskonzert in der übervollen Maria-Hilf-Kirche.
Als kulturinteressierter Mensch hat man bereits viel erlebt in der Region: Leere Ränge genauso wie vollgepfropfte Säle. Aber solch ein Andrang wie am Sonntagabend in der Geretsrieder Maria Hilf Kirche war außergewöhnlich: Schon weit über eine halbe Stunde vor Beginn strömten die Besucher geradezu in Massen heran. Eine Viertelstunde später konnte das geräumige Kirchenschiff den Andrang kaum mehr fassen. Dicht an dicht drängten sich die Konzertgäste, sogar die Kniepolster der Kirchenbänke wurden als zusätzliche Notsitze mitverwendet. Solch Andrang hatte auch seine Tücken: So waren etwa die Musiker auf der Empore eingesperrt, der Schlüssel in der Menge zunächst nicht auffindbar. Und für viele war die Sicht gleich Null. Wie es also „Mixed Voices“ schafften, durch die Reihen nach vorne in den Altarraum zu kommen? Irgendwie. Aber die Hauptsache war natürlich, etwas im Konzert zu hören. Und davon gab es reichlich.
Ganz nach dem Geretsrieder Motto ist auch ein Konzert der „Mixed Voices“ „einfach anders“. Diesmal gestalteten sie zusammen mit der Bunkerblasmusik und Rezitator Ludwig Schmid ein Weihnachtskonzert der Extraklasse. Auch wenn es sich beim Ensemble um einen Laienchor handelt, überraschte er mit seiner ansteckend begeisternden Freude am Gesang und den chorischen Tugenden. Unter der Leitung von Roland Hammerschmied interpretierten die Sänger ihre breite Liederauswahl mit geschliffener Intonation, Klarheit, Dynamik und schwebend feinen Nuancierungen. Die Liebe zur Klangmalerei, die rhythmische Lebendigkeit, dieser temperamentvolle Schwung: Dem konnte sich keiner entziehen bei klassischen deutschen Weihnachtsliedern wie „Machet die Tore weit“. Fast noch ein Schippchen besser waren die englischen Carols wie „Deck The Hall“ und „Joy To The World“. Mit reicher Dynamik begeisterten „Mixed Voices“ und rissen das Publikum aus der Hektik der Adventszeit hinaus und hinein in die Welt der musikalischen Harmonien. Gleiches gelang der Bunkerblasmusik mit ihren Zwischenspielen, etwa bei „Rudolph, the red-nosed Reindeer“. Selten sah man das Publikum so freudig juchzen und klatschen.
Es geht also doch: Heere Kunst mit Vergnügen zu paaren. Wie auch in den gelesenen, humorvollen Passagen: Mal wurde hier eine Live-Schalte nacherzählt, wie sich ein Altenheim gegen die caritative Zwangsberieselung in der Weihnachtszeit zur Wehr setzt. Ein anderes mal wurde die Krippenszene aus Sicht eines Kindes erzählt, das die Figuren mit Brontosaurus und Batman aufstockt, weil aus Versehen ein paar der Heiligen drei Könige im Plätzchenteig versenkt wurden.
Das Publikum dankte mit rauschendem Applaus für ein andächtiges, qualitatives Konzert, das eben genauso auch zum Schmunzeln und Beschwingtsein einlud.
Claudia Koestler