Der Standort, an dem sich die beiden verausgaben, ist der Stadtwald beim Waldfriedhof: ein Distrikt mit circa 35 Hektar und eine Sondersituation. Dort ist die ursprüngliche Arbeit mit dem Pferd gut möglich. „Die erste Besonderheit ist schon mal, dass das Pferd hier bis zu 70 Meter rückt“, sagt Sebastian Schlenz, vom Forstrevier Königsdorf, unter dessen Hut alle Organisationsstränge zusammenlaufen.
Normalerweise seien es nur 20 bis 30 Meter. Genau das würde den Kostenfaktor jedoch deutlich in die Höhe treiben. Die Stadt leiste sich also gut 60 bis 70 Prozent mehr, für die bodenschonde Waldarbeit. „Der Wert ist nicht in Euros zu messen. Es geht darum das Waldbild möglichst nachhaltig zu erhalten. Er soll sich in der Gestalt nicht verändern“, erläutert Schlenz weiter.
In Geretsried laufen diese Arbeiten derzeit als Pilotprojekt. „Wir wollen hier jetzt auch keine Illusionen verbreiten. Forstmaschinen sind nach wie vor wichtig und nicht wegzudenken“, wirft Christian Webert ein. Er ist Behördenleiter beim AELF Holzkirchen. Auch sicherheitsmäßig würde ohne Maschinen nichts laufen – auch nicht im Geretsrieder Stadtwald.
Zuletzt habe es dort die nachhaltige Waldbewirtschaftung mit dem Pferd vor zehn Jahren gegeben. Beim Waldfest, dass alle zwei Jahre stattfindet, hat man den Besuchern damals sogar eine Demonstration geboten.
Zwar steckt die Stadt sehr hohen Aufwand und auch höhere Kosten in die schonenden Maßnahmen, doch „Stadtwald ist eben Premiumwald“, betont Bürgermeister Michael Müller. Außerdem ist in seinen Augen die Stadt ohne den Wald nicht denkbar. „Und das soll auch zukünftig so sein.
Der Wald ist uns im wahrsten Sinne des Wortes lieb und teuer“, erklärt Müller weiter. Natur mitten in der Stadt habe einen Seltenheitswert, „vor allem für eine Stadt dieser Größenordnung“. Neben dem Aspekt, dass der Wald als Erholungsraum diene, solle aber natürlich auch „irgendwo eine Wirtschaftlichkeit gegeben sein“. Alles was aus dem Wald entnommen wird, werde dort direkt wieder reinvestiert.
Das Stück Wald mit dem Pferd zu bearbeiten, bringt neben hohen Kosten viele Vorteile: Keine Bodenverdichtung durch schwere Maschinen, im Nachgang keine Sanierung von Wegen und weniger Rückegassen (Möglichkeiten den Wald zu befahren).
„Wenn die Arbeiten hier beendet sind, wird nach ein paar Monaten kaum einer erkennen, dass hier was passiert ist“, sagt Webert. Aus der Maßnahme, werden ungefähr Bauholz für grob zwei Einfamilienhäuser entstehen.
Auch die Pferde würden die Arbeit gerne machen. „Da steckt kein Zwang dahinter, das sind Arbeitspferde, die für so was gezüchtet wurden“, erklärt Schlenz. Vor allem sei die Kommunikation zwischen den beiden (Rücker und Pferd) entscheidend. „Da steckt jahrelange Übung dahinter“, versichert der Revierleiter.
Die Verständigung könne man sich ähnlich wie eine Funksteuerung vorstellen. Der Mooseuracher Pferderücker benutzt dabei Befehle. Links heißt „Wiest“, rechts „Hot“ und stehen bleiben „Halt, Brrr oder Ho“.
Es komme auf den Tonfall an. „Andere benutzen auch direkt die Wörter links oder rechts“, erklärt Schmid. Er benutzt aber lieber seine Befehle, so könne er ausschließen, dass das Pferd bei einem Gespräch die Wörter aufschnappt und plötzlich loszieht.
Theoretisch, findet Schmid, könnte jede Pferderasse Holz rücken. Kaltblüter seien aber sehr gut geeignet. „Die heißen ja nicht Kaltblüter weil sie kaltes Blut haben, sondern weil die nicht so schnell aufgeregt sind.“
Die Pferderasse bleibe meistens ruhig, was vor allem bei Waldarbeiten sehr wichtig ist. „Es wäre einfach zu gefährlich, wenn die Tiere panikartig loslaufen“, sagt Schmid. „Die sind auch wirklich so trainiert, da kann nebenbei die Motorsäge Vollgas laufen, das stört die nicht“, schließt sich Schlenz an.
Das gewonnene Holz werde dann voraussichtlich auch für die örtliche Versorgung genutzt, wobei es Abnehmer aus nah und fern gebe, wie Florian Loher, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen und zuständig für die Vermarktung des Holzes, weiß.
„Holzbau und Holzverwendung ist ja gerade groß im kommen“, sagt Loher. Er mache den Job jetzt schon gut 18 Jahre und erkennt nun endlich den Umschwung. „Das tut uns allen richtig gut, mit diesem umweltfreundlichen und nachwachsenden Rohstoff zu arbeiten.“