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Dietramszell: Hindenburg-Büste kommt nun doch ins Haus der bayerischen Geschichte

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Von: Daniel Wegscheider

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Hindenburg-Büste aus Dietramszell
Neben der Hindenburg-Büste: (v.l.) Historiker Michael Holzmann, Josef Hauser (Bürgermeister Dietramszell), Gemeinderat Karl März und Timo Nüßlein von Haus der Bayerischen Geschichte. © Gemeinde Dietramszell

Dietramszell – Seit acht Jahren versucht die Gemeinde Dietramszell , für die Hindenburg-Büste aus einem Privatbesitz, eine neue Bleibe zu finden. Die Kommune wollte sich nicht. Nun wird sie wohl ihre letzte Reise nach Regensburg antreten.

Seit Ende September ist es nun offiziell. Die ehemals an der Klostermauer Dietramszell angebrachte Büste von Paul von Hindenburg (1847-1934) nebst dazugehörigen Sockel und bayerischen Geschichte in Regensburg übergeben.

Die Büste wurde von Timo Nüßlein, den für die Museumssammlung zuständigen wissenschaftlicher Mitarbeiter des Hauses der Bayerischen Geschichte, in Empfang genommen. Sie wird dort zukünftig in der Sammlung aufbewahrt und zu passenden Gelegenheit in die Ausstellung aufgenommen.

Die Geschichte der Hindenburg-Büste aus Dietramszell

Rückblick: Jahrelang lagerte die Hindenburg-Büste im Keller der Familie von Schilcher in Dietramszell. Den Bezug zu der Gemeinde hatte der ehemalige Generalfeldmarschall des Ersten Weltkriegs und Reichspräsidenten, da er während seiner regelmäßigen Jagdurlaube oft zu Gast bei der Familie von Schilcher war. Im Jahr 1939, kurz vor dem Überfall von Nazi-Deutschland auf das Nachbarland Polen, wurde seine Büste in einem feierlichen Akt an der Klostermauer in Dietramszell angebracht.

Bis sie von dort vom Münchner Aktionskünstler Wolfram Kastner im Jahr 2014 in einer aufsehenerregenden Aktion demontiert und im Garten der Familie von Schilcher abgelegt wurde. Wie berichtet, wollte Kastner mit seiner Protestaktion die Verharmlosung Hindenburgs ausdrücken. Die Geschichte belegt, dass Hindenburg Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannte. In Folge ermöglichte Hindenburg dadurch der NSDAP, eine Diktatur zu errichten.

Eine Rückkehr der Bronze-Büste auf die Klostermauer kam nach der Aktion des Künstlers nicht mehr in Frage – in der Öffentlichkeit wurde hitzig darüber diskutiert. Deshalb verweigerten die Kommune sowie auch die Ordensschwestern des Klosters die erneute Wiederanbringung.

Bürgermeister Josef Hauser klopfte, nach Absprache mit dem Ordinariat München und der Familie von Schilcher, im Jahr 2017 erstmals an die Tür des Hauses der Bayerischen Geschichte, aber ohne Erfolg. Bekanntermaßen wurde eine Dauerausstellung der Hindenburg-Büste abgelehnt.

Wie es scheint, ist die Geschichte der umstrittenen Hindenburg-Büste aus Dietramszell nun zu einem Ende gekommen. Und sie findet ihre letzte Ruhe im Haus der bayerischen Geschichte – einem Ort, der die Kultur und Historie der Vergangenheit wissenschaftlich und transparent an die Nachwelt vermittelt.

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