„Ich bekam in der Arbeit plötzlich einen Anruf, dass uns in etwa einer Stunde eine Delegation des ehemaligen jüdischen DP-Lagers Föhrenwald besuchen möchte“, berichtet Badehaus Vereinsvorsitzende Sybille Krafft. „Dann ging’s bei uns rund“, ergänzt sie augenzwinkernd. In Windeseile sei alles hergerichtet und koschere Getränke besorgt worden – eine Geste, über die sich der hohe geistliche Besuch freute.
Vorstandsmitglied Eva Greif, führte die deutschen Rabbiner Shmuel Aharon Brodman und Yehuda Aharon Horovitz sowie die israelischen Rabbiner Avraham Koszman, Yossi Spring, Asher Weiss und Elieser Simcha Weiss durch das Museum und zeigte den Gästen insbesondere die Räume und Exponate, mit denen Föhrenwald als „letztes jiddisches Schtetl auf europäischem Boden“ in der Ausstellung dokumentiert wird.
Ehrfürchtig verweilten die Religionsgelehrten vor einem Bild des religionsgeschichtlich so bedeutenden Rabbiners Jekusiel Jehuda Halberstam, berichtet Krafft. Dieser berühmte „Klausenburger Rebbe“ hatte ein grausames Schicksal: Seine Frau und seine elf Kinder waren von den Nazis ermordet worden.
„Ich habe alles verloren, doch nicht Gott“ – dieses Zitat ist von ihm überliefert und ist heute auf einer Ausstellungswand im Erinnerungsort zu lesen. Halberstam hatte einst das religiöse Leben im Lager entscheidend geprägt und auch dafür gesorgt, dass hier eine Mikwe, ein jüdisches Ritualbad, eingerichtet wurde.
Unter der Besuchergruppe war Rabbiner Asher Weiss – „eine der bedeutendsten rabbinischen Persönlichkeiten der Welt“, sagte der Münchner Rabbiner Brodman. Mit Föhrenwald verbindet Rabbi Weiss, der aus der chassidischen Sanz-Klausenburg-Dynastie stammt, eine ganz persönliche Geschichte: Für ihn sei es „eine Rückkehr in die Heimat“, wie er auf Deutsch erklärte.
Denn seine Eltern hatten in diesem jüdischen DP-Lager einst geheiratet und sein älterer Bruder wurde 1947 in Föhrenwald geboren. „Der Besuch berührt mich sehr“, sagte er zum Abschied.
Ehe es zurück nach München ging, fuhren die Gäste noch mit dem Auto durch Waldram und insbesondere in die ehemalige New Jersey Street (heute Korbinianstraße). Hier waren während der Lagerzeit die Rabbiner untergebracht und hier wohnte wahrscheinlich auch der Vater von Rav Asher Weiss, vermutet Krafft.