Karl Johannbauer kutschiert Münchner Prominenz zur Wiesn

Seit zehn Jahren führt Karl Johannbauer das Feld der Kutschen beim Einzug der Wiesn-Wirte an. Seine Schwarzwälder Füchse lassen sich von dem Spektakel nicht beirren.
Egling – Die Welt schaut am Samstag wieder auf München, speziell auf den Einzug der Wiesn-Wirte auf die Theresienwiese. Den ersten Wagen wird, wie seit zehn Jahren, ein Eglinger fahren: Karl Johannbauer (53) aus Hornstein. Neben ihm Frau Manuela, vor ihm seine beiden Schwarzwälder Füchse Istria und Mona, in der Kutsche Wiesn-Stadtrat Clemens Baumgärtner sowie die Zweiten und Dritten Bürgermeister, Manuel Pretzl (CSU) und Christine Strobl (SPD). „Eine gewisse Anspannung wird da sein“, sagt Johannbauer. „Und das ist auch gut so, sonst wird man nachlässig.“
Dass der Eglinger – hinter dem Münchner Kindl und dem Trommlerzug – das Feld der Kutschen anführt, hat mit dem Protokoll zu tun. Dieses sieht vor, dass an diesem Tag der Oberbürgermeister seinen Stellvertretern sowie dem Wiesn-Stadtrat ausnahmsweise den Vortritt lässt. Dieter Reiter selbst sitzt in der Kutsche dahinter, mit den Chefs des Schottenhamel-Zelts, bei denen der OB mit dem legendären Ruf „O‘zapft is“ das erste Fass ansticht. Aber Hierarchien oder politische Streitfragen spielen nach Johannbauers Erfahrung an diesem Tag sowieso keine Rolle: „Da merkt man nicht, dass sie aus verschiedenen Parteien sind. Da ist Politik außen vor.“
Die Herren Pretzl und Baumgärtner wird der Eglinger zum ersten Mal Richtung größtes Volksfest der Welt kutschieren. Christine Strobl hingegen kennt er schon seit vielen Jahren. „Eine sehr feine Frau“, sagt er. Die Politikerin hat ihn auch schon mal in Hornstein besucht, um zu schauen, ob es Mona gut geht. Womit wir bei den Hauptdarstellern des Einzugs sind: Mona (18) und Istria (16), zwei Schwestern aus der Nähe von Hinterzarten und von extrem ruhigem Gemüt, wie das bei Schwarzwälder Füchsen üblich ist.
Mit Istria verbinden Manuela und Karl Johannbauer eine besondere Geschichte: „Unsere Hochzeitsreise haben wir mit dem Wohnmobil durch Österreich gemacht“, erzählt der gebürtige Deininger. „Und auf dem Rückweg haben wir die Istria geholt, damals ein Fohlen, ein halbes Jahr alt.“ Inzwischen züchten die Johannbauers die Rasse, die auf der roten Liste gefährdeter Arten steht, mit Hingabe. „Es sind einfach großartige Tiere“, sagt Manuela Johannbauer.
Lesen Sie auch: Ein Eglinger Marionettenspieler auf der Oiden Wiesn
Für den Auftritt in München braucht es natürlich eine gewisse Vorbereitung. Da wären einmal die Pferde, die am frühen Morgen des großen Tages sorgfältig zu striegeln sind. Reichhaltigen Blumenschmuck wie die Brauereipferde bekommen sie nicht, lediglich Ohrenkappen gegen die Fliegen. Sie werden in Schwarz-Gelb gehalten sein, den Farben der Landeshauptstadt. Die Kutsche, ein Landauer aus dem Jahr 1923, wird prächtig verziert. Und auch das Ehepaar selbst wird sich in Schale werfen. „Es ist schon gewünscht, dass man in Tracht daherkommt“, sagt Johannbauer. Er selbst etwa in Lederhose und schwarzer Joppe.
Lesen Sie auch: Ein Eglinger organisiert das größte Volksfest der Welt
Bleibt die Frage, wie der Züchter an die schöne Aufgabe gekommen ist. Antwort: durch seinen Vorgänger Albert Bernard aus München. „Er war damals schon 85 Jahre alt, als er mich gefragt hat, ob ich den Job nicht haben will.“ Schließlich genoss Johannbauer den Ruf eines erfahrenen, umsichtigen Kutschers. Beim ersten Mal war er zwar aufgeregt. Doch es ging alles gut, die beiden Noriker, die damals den Landauer zogen, machten keine Sperenzchen. Ebenso wenig wie Mona und Istria seit ihrem Amtsantritt. Dass sie am Samstag damit anfangen? Kaum vorstellbar.