Pflanzenkohle in der Landwirtschaft: TU München hofft auf Gewinn für den Klimaschutz

In Baierlach bei Eurasburg läuft das Forschungsprojekt TerraBayt der TU München. Auf dem Biobauernhof der Familie Pilch wird Pflanzenkohle getestet.
Eurasburg – Bodenverbesserung und Ertragssteigerung bei gleichzeitiger Treibhausgasminderung und weniger Nitratauswaschung: An Pflanzenkohle, die auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht wird, sind eine Menge Hoffnungen geknüpft. Ob sie sich erfüllen, testet das Forschungsprojekt TerraBayt der Technischen Universität (TU) München seit einigen Tagen in Baierlach bei Eurasburg.
Zur Auftaktveranstaltung kam ein großes Aufgebot an Politikern, darunter Landtagsabgeordneter Martin Bachhuber und Eurasburgs Bürgermeister Moritz Sappl, an Wissenschaftlern, Landwirten und Pressevertretern. Der Langzeitversuch, der vorerst für drei Jahre vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten finanziell unterstützt wird, findet auf dem Biobauernhof der Familie Pilch in Baierlach statt. Dort haben Studierende der TU mehrere Versuchsfelder auf einer Wiese angelegt.
Eurasburg: Forschungsprojekt „TerraBayt“ der TU München testet Pflanzenkohle
Bei Milchviehbetrieben fallen Gülle oder Stallmist als organische Dünger an, deren Ausbringung auf den Wiesen mit Ammoniakemissionen einhergeht. Durch Zugabe von Pflanzenkohle sollen diese reduziert werden. Außerdem verspricht man sich mehr Ertrag und hochwertigeres Viehfutter. Auf einer Parzelle des Versuchsfelds, der sogenannten Null-Variante, wurde nur klassisch mit Gülle und Mist gedüngt, ohne Beimengung von Pflanzenkohle.
Auf weiteren sieben Parzellen kommt Pflanzenkohle – ein durch die Pyrolyse von Biomasse entstandenes, schwarzes Pulver – zusammen mit Gülle, effektiven Mikroorganismen und Molke zum Einsatz, jeweils in unterschiedlichen Zusammensetzungen.
„TerraBayt“ Feldversuch auf dem Pilch-Biobauernhof bei Eurasburg
TU-Masterand Thomas Sixt erklärte den Besuchern, man erwarte etwa ab dem dritten Schnitt erste Ergebnisse, was Ertrag und Eiweißgehalt des Viehfutters angehe: „Wir trennen Gräser, Kräuter und Leguminosen“. Für die Kuh sei ein bestimmtes Mischungsverhältnis dieser drei „Zutaten“ ideal. Die internationale Forschung bestätige zwar zahlreiche Vorteile von Pflanzenkohle als Dünger, aber die meisten Untersuchungen dazu seien bisher nur in Kurzzeit- und Laborversuchen unter kontrollierten Bedingungen durchgeführt worden, sagte TU-Professor und TerraBayt-Forschungsleiter Kurt-Jürgen Hülsbergen. Praxisversuche finden derzeit nicht nur in der Gemeinde Eurasburg, sondern auch auf anders beschaffenen Böden in Burghausen und Hilpoltstein statt.
Projektpartner sind die bayerischen Maschinenringe, das Centrale Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerk (CARMEN), zwei Pflanzenkohle-Hersteller und die Ernst-Pelz-Umweltstiftung aus Geretsried. „Die Förderung von nachwachsenden Rohstoffen passt hervorragend zu unserem Stiftungszweck. TerraBayt entspricht dem Kreislaufgedanken und fördert die so wichtige Kohlendioxideinsparung“, sagte der Sohn des Gründers, Jochen Pelz.
TU München dokumentiert Einfluss von Pflanzenkohle auf Feldern wöchentlich
Die Studenten – Masteranden, Doktoranden und Versuchstechniker – werden etwa einmal wöchentlich nach Baierlach kommen, um die Entwicklung der verschiedenen Parzellen zu untersuchen und zu dokumentieren. Es sind Betriebsbesuche und Workshops mit Landwirten geplant.
Dr. Michael Mederle vom Maschinenring sieht ein großes Potenzial für den Klimaschutz: „Die Anzahl der Landwirte, die ihre organischen Dünger mit Zusatzstoffen anreichern, um Treibhausgase zu reduzieren, steigt kontinuierlich. Einen wichtigen Zusatz stellt dabei die Pflanzenkohle dar.“ An der TU hofft man, dass der auf rund 20 Jahre ausgelegte Feldversuch auch über 2024 hinaus vom Freistaat bezuschusst wird.
Tanja Lühr
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