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Stippvisite bei einer Wohnform der Zukunft

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Von: Volker Ufertinger

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Wohnform der Zukunft: Am „Hotel Louisa“ an der Staatsstraße 2370 trafen sich am Donnerstag (v. li.) Thorsten Thane vom Verein „Einfach gemeinsam leben“, der Betreiber des mobilen Holzhauses, Thomas von Wittern, sowie die Bundestagsabgeordneten der Linken, Nicole Gohlke aus München und Andreas Wagner aus Geretsried. © Foto: Hermsdorf-Hiss

Die Frage, wie man sich Wohnen in Zukunft überhaupt noch leisten kann, treibt die Menschen um. Ein Modell: Tiny Houses.

Eurasburg – Tiny House: Der Begriff führt ein bisschen in die Irre, findet Thomas von Wittern. „Bei Autos reicht die Spannweite ja auch von einem Fiat bis zu einem Mercedes.“ So betrachtet, ist das mobile Holzhaus, das er betreut und das seit Oktober 2018 in Lengenwies steht, auf jeden Fall ein Mercedes. 33 Quadratmeter, angenehmes Raumklima, ein nobler Holzofen: Hier lässt es sich aushalten. Entsprechend überrascht fällt der Kommentar der Bundestagsabgeordneten der Linken, Nicole Gohlke aus, die sich an diesem Donnerstag Beispiele der alternativen Wohnform in München und Umgebung anschaut. „Das ist hier schon was ganz anderes“, sagt sie beim Eintreten. Das Tiny House davor war offenbar ein Fiat.

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Der Erker, den man anbauen kann, bietet eine hübsche Sitzecke und Bullaugen, ein Ofen spendet angenehme Wärme. © Foto: Hermsdorf-Hiss

Im „Hotel Louisa“ konnte man probewohnen

Wohnen und wie man es sich überhaupt noch leisten kann: Das ist eines der ganz großen politischen Themen momentan. Und die Tiny Houses (zu deutsch: winzige Häuser) spielen dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. Im Landkreis war zuletzt die Rede davon, weil Thorsten Thane den Verein „Einfach gemeinsam leben“ gegründet und dann den Versuch unternommen hat, eine entsprechende Siedlung in Gelting zu realisieren – Letzteres vergeblich. Vom Sinn der Holzhäuser ist und bleibt er überzeugt.

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Deswegen hat er ein Jahr lang alle möglichen Bundestagsabgeordnete angeschrieben und sie eingeladen. „Reagiert haben nur die Linken“, sagt er. Und so erscheint neben Nicole Gohlke aus München auch Andreas Wagner aus Geretsried, Kollege aus der Bundestagsfraktion, um sich ein Bild zu machen. Bei beiden muss Thane nicht viel Überzeugungsarbeit leisten, sie sind selbst der Meinung, dass die Tiny Houses eine ernst zu nehmende Alternative sind. Was fehlt, ist noch das Bewusstsein in Teilen der Politik. „Im Bundestag war noch nie die Rede davon“, sagt Gohlke mit Bedauern. Sie und Wagner wollen mithelfen, das zu ändern. Etwa im Ausschuss für Bau und Wohnen, dem die Münchnerin angehört.

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Das „Hotel Louisa“ ist tatsächlich geeignet, Werbung für die Idee zu machen. Der Hersteller, die österreichische Firma Wohnwagon, hat das noble Tiny House in Lengenwies aufgestellt, man konnte es für mehrere Tage mieten und probewohnen. Das haben 200 Gäste getan, alle zur vollen Zufriedenheit, sogar im schneereichen Winter 2019/20. „Ökonomisch und ökologisch ist so ein Haus absolut sinnvoll“, sagt von Wittern. Die Kosten für das Lengenwieser Modell liegen bei 150 000 Euro, was nicht übertrieben viel ist, wenn man einmal eine Münchner Monatsmiete hochrechnet.

Die Dämmung ist biologisch - 100 Prozent Schafswolle

Auch die Umwelt wird geschont. „Verbaut sind nur fünf Holzarten, es stecken keinerlei Chemikalien drin“, betont von Wittern, selbst Architekt. Auch das Dämm-Material ist zu 100 Prozent biologisch, es besteht aus ionisierter Schafswolle. Auf dem Dach findet sich eine Grünkläranlage, die Solaranlage liefert gute Werte. Nicht zu vergessen: Ein Tiny House ist mobil. Es kostet zwar ein bisschen Geld, es zu bewegen – etwa 4000 Euro für eine Reise ans andere Ende der Republik –, aber es geht. Im Frühjahr wird das „Hotel Louisa“ nach Niederbayern verfrachtet, um Werbung für die Idee zu machen. Nötig ist es, findet Thorsten Thane. „Es ist eine ganz wichtige Wohnform der Zukunft.“

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