Der Hinterhalt erinnert an die Bücherverbrennung im „Dritten Reich“

Im Hinterhalt wird schon seit vielen Jahren an die Bücherverbrennung 1933 erinnert. Diesmal lasen Ehrenamtliche aus den einst verfemten Werken.
Gelting – Am 10. Mai 1933 wurden in 22 deutschen Universitätsstädten die Werke jüdischer, marxistischer und pazifistischer Schriftsteller in der Öffentlichkeit verbrannt. 88 Jahre später erinnerte der Kulturverein Isar-Loisach (KIL) im Rahmen einer Livestream-Veranstaltung in der Kulturbühne Hinterhalt an die damaligen Ereignisse. „Zum ersten Mal lesen hier Menschen, die im Landkreis ehrenamtlich arbeiten“, hatte Wirtin Assunta Tammelleo vorab erklärt.
Die Betreiberin der Kulturbühne erinnerte daran, dass der KIL in Zusammenarbeit mit dem Historischen Verein Wolfratshausen und dem Badehaus-Verein schon seit vielen Jahren mit Lesungen und musikalischen Beiträgen an die Bücherverbrennung erinnert. Die Resonanz war so groß, dass die Veranstalter zeitweise von Gelting in die Wolfratshauser Loisachhalle ausweichen mussten. Dadurch stiegen jedoch auch die Kosten und der organisatorische Aufwand. Nur weil Prominente wie der Jazz-Musiker Klaus Doldinger oder bekannte Schauspieler wie Marianne Sägebrecht und Udo Wachtveitl auf ihre Gagen verzichteten, war die Durchführung möglich.
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In diesem Jahr gestaltete sich der Gedenkabend coronabedingt wesentlich ruhiger. Dafür kamen die größtenteils nachdenklichen Texte in der leeren Kulturbühne besser zur Geltung. Den Anfang machte Dr. Ulrike Krischke. Die Wolfratshauser Stadträtin las aus dem Roman „Als ich Bazillenträger war“ von Irmgard Keun. Die Werke der Schriftstellerin standen ab 1933 ebenso auf der Verbotsliste der Nazis wie die Gedichte von Joachim Ringelnatz, die DLRG-Ortsvorsitzender Robert Klingel vortrug. Es folgten Lesungen von Daniela und Bernd Satzinger, Nikolaus Sanktjohanser (alle KIL), Hannelore Greiner vom Historischen Verein Wolfratshausen, Ines Lobenstein von der Caritas-Obdachenlosenhilfe, Eva-Maria Rühling von der Nachbarschaftshilfe Bürger für Bürger sowie Beiträge der Stadträtin Jennifer Layton und der Dritten Bürgermeisterin Annette Heinloth. Die bis zu 100 Jahre alten Texte sind in mancherlei Hinsicht immer noch aktuell. „Bleibt achtsam und schützt unsere Tugenden“, mahnte Lobenstein am Ende ihrer Erich-Kästner-Lesung.
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