Dr. Pablo Hagemeyer im Hinterhalt: Die Rückkehr des netten Narzissten

Wie geht man mit Narzissten um? Der Wolfratshauser Dr. Pablo Hagemeyer kennt Tipps und Praxisbeispiele. Nun las er im Hinterhalt aus seinem zweiten Buch.
Gelting/Wolfratshausen – Über Narzissmus wurde in den vergangenen Jahren viel gesprochen. So viel, dass man meinen sollte, inzwischen sei alles gesagt. Auch Dr. Pablo Hagemeyer hat viel über diese psychische Störung erzählt. Bei der Lesung aus seinem zweiten Buch im Hinterhalt bewies der Psychiater aber, dass es eben doch Geschichten und Ansichten über Narzissmus gibt, die noch nicht erzählt worden sind.
Hagemeyer wählt einen neuen Ansatz. Er möchte den Narzissmus per se nicht dämonisieren. Das mag zum einen daran liegen, dass der Buchautor sich selbst als „netten Narzissten“ bezeichnet, zum anderen daran, „dass wir alle manchmal narzisstisch miteinander umgehen“. Jeder Mensch trage solche Züge – nur eben unterschiedlich ausgeprägt. In „die perfiden Spiele der Narzissten“ beschreibt Hagemeyer nicht bloß Fälle von Narzissmus oder den Opfern ihrer Manipulationen, die er in seinem Praxisalltag kennengelernt hat. „Das Buch ist wie ein Handbuch zum Umgang mit narzisstischen Persönlichkeiten“, sagt er. Eine klassische Gebrauchsanweisung ist die Neuerscheinung aber nicht – die Tipps fließen ohne erhobenen Zeigefinger, sondern beiläufig in die Anekdoten und Erzählungen ein.
Frau zweifelte an sich selbst - doch ihr Mann war das Problem
Zum Beispiel im Falle der jungen Mutter Christina, die einst Hagemeyers Praxis besuchte. Sie fürchtete um das Sorgerecht für ihren Sohn, den sie monatelang nicht gesehen hatte. Ihr Mann setzte die Frau vor die Türe, ihre Familie und Freunde wendeten sich von ihr ab – sie sei hysterisch und aggressiv, lautete die Begründung. Christina zweifelte an sich selbst – und besuchte Hagemeyer, um ihr Problem behandeln zu lassen. Was niemand sah, war die Rolle, die ihr Noch-Ehemann spielte: Regelmäßig brüskierte er sie, ließ sie inkompetent wirken und provozierte mit angriffslustigem Ton und Vorwürfen. Der Kampf ums Sorgerecht für ihren Sohn wurde zur monatelangen Tortur für Christina. Auch deshalb, weil ihr Gatte Jugendamt und Anwälte manipulierte. „Für einen externen Beobachter sah es so aus, als wäre Christina die Kranke. Aber ist es genau andersherum“, resümierte Hagemeyer. Es war eine Geschichte aus dem Leben, die die Zuschauer im Hinterhalt merklich berührte.
Schon sein erster Auftritt im Hinterhalt hatte viele Menschen bewegt. Hagemeyer war der Erste, der ein „technisch abenteuerliches Unterfangen auf sich genommen hat“, erklärte Kulturbühnen-Betreiberin Assunta Tammelleo im Vorfeld der Lesung. Im April 2020 startete der Hinterhalt eine Live-Stream-Reihe auf YouTube. „Ohne diese Streams würde es uns nicht mehr geben“, betonte Tammelleo.
Hagemeyer war nicht nur der Erste, der vor der Kamera Platz nahm, sondern auch der erfolgreichste: Über 30 000 Menschen sahen das Video bereits an. Seine Rückkehr in den Hinterhalt ist ebenfalls auf YouTube zu finden. In dem Video erfährt man, warum es doch möglich ist, eine Beziehung mit einem Narzissten zu führen – und wie.
dst
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