Geothermie in Geretsried: 2024 könnte zum ersten Mal Strom produziert werden

Gute Nachrichten in Sachen Geothermie: Der Vertrag mit dem Turbinenhersteller für das Kraftwerk ist unterzeichnet.
Gelting – Die Firmen Enex Power Germany und Eavor ziehen an einem Strang bei dem Geothermieprojekt auf dem Hofgut Breitenbach in Gelting: Enex gehört der Bohrplatz, Eavor liefert die Technologie. „Möglich wurde die frühe Auftragsvergabe, weil Eavor das geothermische Potenzial der Anlage in Geretsried genau im Voraus berechnen kann“, erklärt Eavor-Geschäftsführer Daniel Mölk.
„Anders als bei der herkömmlichen Geothermie, die auf hydrothermale Vorkommen angewiesen ist, können wir beim Eavor-Loop im Vorhinein bestimmen, welche Leistung die Anlage haben soll.“ Das Fündigkeitsrisiko entfalle, und auch die Turbinentechnik könne vorher entsprechend dimensioniert werden. „Deshalb haben wir auch jetzt den Startschuss dafür gegeben und damit die Bauzeit optimiert.“
Turbinen kommen aus Italien
Die Turbinen wird das italienische Unternehmen Turboden liefern. „Mit Turboden haben wir einen perfekten Partner für die Umsetzung unseres neuen technologischen Konzepts der Geothermie gefunden.“ Dieses Konzept sieht vor, insgesamt vier Wärmeschleifen („Loops“) im Erdreich zu verlegen – dafür muss noch einmal gebohrt werden.
Genehmigung für Kraftwerk wird jeden Tag erwartet
Gleichzeitig mit den Bohrarbeiten soll auch der Bau des Kraftwerks durchgeführt werden. Die Genehmigung für das Kraftwerk erwartet Mölk nach eigenen Worten jeden Tag. Mit den Arbeiten soll im Oktober begonnen werden. Mölk meint, dass die Fertigung der Komponenten für das Kraftwerk etwa 15 Monate dauer werden. „Der Aufbau ist dann in nur drei Monaten möglich.“

Doch vorher muss noch die notwendige Infrastruktur geschaffen werden. Dazu wird der Bohrplatz vergrößert. Der Geschäftsführer schätzt, dass während der Bauphase 150 Arbeitsplätze geschaffen werden. Mit dem bisherigen Verlauf des Projekts ist Mölk zufrieden. Es habe einen engen Austausch mit dem Bergamt und anderen Beteiligten gegeben. „Dafür, dass wir etwas komplett Neues machen, war alles gut.“ Für die Zukunft hofft er, „insbesondere vor dem Hintergrund einer immensen Wärmekrise in Deutschland“, dass Genehmigungen für die Geothermie grundsätzlich schneller durchgeführt werden. Ein weiteres Projekt habe er bereits außerhalb Bayerns in Aussicht.
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Die Nachfrage sei im Moment riesig. „Mit unserer Technologie können wir an den meisten Standorten in Deutschland Geothermie entwickeln“, sagt Mölk. „Insbesondere da, wo es bereits Fernwärmenetze gibt, ist die Anfrage groß.“ Alle würden warten, dass sie das Projekt in Geretsried während der Bauzeit besuchen können. Mölk: „Geothermie ist nicht nur klimafreundlich und grundlastfähig, sondern auch eine unabhängige Energiequelle, die jeder unter seinen eigenen Füßen hat.“
2024 könnte zum ersten Mal Strom produziert werden
Laut Eavor wird das Geothermie-Kraftwerk in Gelting die geförderte Erdwärme in elektrische Energie für geschätzt 4900 Haushalte umwandeln. Ein Teil der Erdwärme möchten die Projektpartner Eavor und Enex zu einem späteren Zeitpunkt direkt in ein Fernwärmenetz speisen. Die maximale Leistung des Kraftwerks soll bei 8,2 Megawatt liegen. Zum ersten Mal Strom könnte 2024 produziert werden. die volle Kapazität soll 2026 erreicht werden. Das gesamte Projekt kann laut Eavor-Geschäftsführer Daniel Mölk einschließlich der zu erwarteten Wärmeproduktion etwa 44.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen.
nej
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