Innovativer Nagel für Beinverlängerung: Europaweit erster Einsatz in Geretsried

Seit Januar wendet Dr. med. Guido Köhne in Geretsried, Bad Tölz und Pullach ein neues Nagelsystem zur Knochenverlängerung an – als europaweit erster Arzt überhaupt.
Geretsried – Aus China, Brasilien und Dubai kommen die Patienten zu ihm. Was sie ins bayerische Voralpenland treibt, ist nicht die idyllische Landschaft – sondern der Wunsch, größer zu werden. Dr. Guido Köhne, Fußspezialist aus der orthopädischen Gemeinschaftspraxis in Geretsried, Bad Tölz und Pullach, hilft ihnen dabei. Als europaweit erster Arzt verwendet er einen neuartigen Nagel zur Beinverlängerung. Innerhalb weniger Monate lässt sich damit die Körpergröße um etwa zehn Zentimeter steigern.
„Mit dem bisher verwendeten Material durften die Patienten ein halbes bis dreiviertel Jahr nicht voll auftreten und konnten sich nur mit einer Gehhilfe bewegen“, erklärt der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie für allgemeine Chirurgie: „Der neue Nagel ist dagegen vom ersten Tag nach der Operation voll belastbar.“ Statt wie bisher erst das eine Bein und dann das andere zu verlängern, kann er dadurch jetzt beide Seiten gleichzeitig behandeln – für die Patienten ein enormer Vorteil.
Die Nachfrage ist riesig: Seit Ende Januar hat Köhne den aus den USA stammenden neuen Nagel bereits 14-mal eingesetzt: „Täglich melden sich neue Interessenten.“ Die Operation führt der Chirurg im Klinikum Penzberg durch: Durch einen kleinen Schnitt im Bereich der Hüfte schiebt er den bis zu 40 Zentimeter langen Stahlnagel in den Markkanal des Oberschenkelknochens, wo er mit Schrauben stabilisiert wird. Zuvor durchtrennt er den Knochen mit Hilfe von Bohrer und Meißel „auf eine sehr schonende Weise“, wie er sagt. Diese Bruchstelle schiebt ein Teleskopmechanismus jeden Tag einen Millimeter weiter auseinander. Dazwischen bildet sich neues Knochenmaterial – das Bein wächst. Gesteuert wird die Verlängerung des Nagels über eine Fernsteuerung durch den Patienten selbst. Eine Fixierung von außen, wie früher üblich, ist nicht nötig.
„Die Körperproportion sollte immer stimmig sein.“
Innerhalb von zwei Monaten kann der Oberschenkelknochen auf diese Weise bis zu sechs Zentimeter zulegen. Alle ein bis zwei Wochen kommen die Patienten zu Köhne in die Praxis nach Geretsried oder Pullach zur Kontrolle. „Viele suchen sich so lange eine Ferienwohnung in der Gegend oder mieten sich in einem Hotel ein“, berichtet er. Nach der Verlängerungsphase braucht das neu gebildete Knochenmaterial in der Regel noch einmal etwa doppelt so lange, bis es sich komplett verfestigt hat; nach eineinhalb Jahren wird der Nagel wieder entfernt. Wem die erreichte Größenzunahme nicht ausreicht, der kann sich anschließend auch die Unterschenkel noch um etwa vier Zentimeter verlängern lassen. „Bei einem Patienten mit einer starken angeborenen Beinverkürzung haben wir sogar einen Zuwachs von insgesamt 26 Zentimetern erreicht“, erzählt Köhne, der seit über zehn Jahren Extremitätenverlängerungen durchführt. Aus rein kosmetischen Gründen hält er aber höchstens zehn Zentimeter für sinnvoll: „Die Körperproportion sollte immer stimmig sein.“
Für Operation und die Nachuntersuchungen kommen schnell einige Zehntausend Euro zusammen
Bisher waren die meisten seiner Knochenverlängerungen medizinisch bedingt – beispielsweise durch unterschiedlich lange Beine infolge einer Fehlbildung oder eines Unfalls. Viele seiner Patienten leiden zudem an komplizierten Fehlstellungen, die parallel dazu korrigiert werden. Den neuen Nageltyp ließen sich bisher dagegen hauptsächlich Männer mit einem eigentlich gesunden Knochenbau einsetzen, die dadurch größer werden wollten. In diesen Fällen, wenn also keine medizinische Indikation vorliegt, muss der Patient die Operation und die Nachuntersuchungen selbst bezahlen. Das summiert sich schnell auf einige Zehntausend Euro. Zu den hohen Kosten kommen wochenlange Schmerzen durch die Knochenaufdehnung, die laut Köhne aber mit Schmerzmitteln normalerweise gut zu ertragen sind. Um das alles auf sich zu nehmen, muss der Leidensdruck hoch sein. Aber: „Wenn ich mir einen Porsche kaufe, ist der in ein paar Jahren vielleicht schon Schrott“, habe ihm einmal ein Patient seine Motivation erklärt. „Über meine neue Körpergröße kann ich mich mein ganzes restliches Leben freuen.“
Kontakt
Orthopäde Dr. Guido Köhne, www.orthopaedie-pullach.de oder beinverlaengerungszentrum.de, Telefon 0 89/4 53 53 60
cw
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