- vonSusanne Weißschließen
Beim Katastrophenfall im Januar mussten die Bauamtsmitarbeiter die Schneelasten auf den Dächern per Hand messen. Auf den nächsten Winter will die Stadt besser vorbereitet sein.
– Schaufeln, schaufeln und nochmals schaufeln hieß es im Januar für Hunderte von Helfern im Stadtgebiet. Weil es nicht aufhörte zu schneien, mussten sie die Dächer von Hallen und anderen städtischen Gebäuden abräumen. Für die Mitarbeiter des Bauamts brachte der Katastrophenfall ebenfalls Arbeit mit sich – sie mussten laufend die Schneelasten auf den Dächern messen. Sollte sich solch ein Winter wiederholen, will die Stadt besser vorbereitet sein.
„Wir mussten ständig rumfahren, anleitern, mit einem verzinkten Eisenrohr Schnee abnehmen und wiegen“, berichtete Stadtarchitekt Christian Müller jüngst im Bauausschuss. Mithilfe einer Umrechnungstabelle ermittelten die Rathausbeschäftigten die Schneelast auf dem Dach. Die meisten Hallen im Besitz der Stadt wurden vor 30 bis 40 Jahren gebaut. Die Schneetraglast der Dachkonstruktionen wurde damals mit 115 Kilogramm pro Quadratmeter berechnet. Zum Vergleich: Nach der aktuellen Schneelastnorm werden bei Neubauten 250 Kilogramm pro Quadratmeter angesetzt. Ist das Gewicht zu hoch, muss das Dach geräumt werden.
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Die Mitarbeiter, die mit dem Messen per Hand beschäftigt sind, müssten im Ernstfall eigentlich das Abräumen koordinieren, erklärte Müller das Problem. „Ich nehme an, dass der Fall aufgrund des Klimawandels häufiger eintreten wird.“ Aus diesem Grund schlägt der Stadtarchitekt die Einführung eines Systems vor, das die Schneelast automatisch misst. Einen sogenannten Schneelastwächter, der für Geretsried infrage kommt, stellte Tom Roßhuber von der Firma „roofguards“ vor. Das Messsystem wurde nach dem Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall 2006 entwickelt, berichtete der Geschäftsführer. „Zu diesem Zeitpunkt gab es kein einziges digitales Messgerät für die Schneelast.“ Bis heute seien die „roofguard“-Schneelastwächter die einzige in Deutschland patentierte Schneelastwaage. Sie wird mit Betonfüßen auf dem Dach montiert und besteht aus einem dreieckigen Gestell mit Löchern, durch die der Wind wehen kann. In diesem sammelt sich der Schnee und wird automatisch gemessen. Die gesammelten Daten werden weiterverschickt „Man kann Warnmeldungen per Mail oder SMS bekommen, aber auch proaktiv die Aufzeichnungen kontrollieren“, so Roßhuber. Verwendet werden die Schneewächter unter anderem vom Landkreis Ebersberg und der Deutschen Bahn. Einen Preis nannte der Geschäftsführer erst auf Nachfrage. Ein Gerät mit fünf Jahren Garantie kostet 9500 Euro, wobei der Preis davon abhängt, an wie viele Adressen eine Warnung verschickt werden soll. Die Lizenz koste 100 Euro im Jahr, die Datenübertragung fünf Euro im Monat.
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Um zuverlässige Daten zu erhalten, schlägt Müller vor, fünf Geräte anzuschaffen. Jeweils ein Messgerät soll auf dem Jugendtreff in Stein, auf der Karl-Lederer-Grundschule, auf der Adalbert-Stifter-Turnhalle, auf der Feuerwache Nord und auf der Turnhalle in Gelting stehen. Der Bauausschuss lässt dafür nun ein Angebot einholen.
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