Die Autofreie Woche an der Karl-Lederer-Grundschule ist „erfreulich gut angelaufen“. Das übliche Chaos blieb aus.
Aus Sicht der Initiatoren ist die autofreie Woche an der Karl-Lederer-Grundschule „erfreulich gut angelaufen“. Dieses erste Fazit zieht die stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende Marion Wagner am Montagmittag. Zusammen mit vier weiteren Freiwilligen des Elternbeirats wartet sie in gelber Warnweste auf das Unterrichtsende um 13.05 Uhr. Derweil erzählt sie vom Morgen. „Es war ein Riesenunterschied zu sonst“, sagt die Mutter, die die Verhältnisse an der Johann-Sebastian-Bach-Straße nur zu gut kennt. Die „Eltern-Taxis“ würden dort in zweiter Reihe halten, um ihre Kinder aussteigen zu lassen, im Halteverbot stehen oder die Busbucht blockieren, so Wagner. Es gebe immer ein Gehupe, und es entstünden oft gefährliche Situationen für die auf die Straße laufenden Grundschüler.
Schulleitung und Elternbeirat führen deshalb zum ersten Mal die autofreie Woche bis zum Freitag durch. Die Eltern wurden per Rundbrief aufgefordert, ihre Kinder an diesen Tagen zu Fuß, mit dem Roller oder Fahrrad in die Schule zu schicken. Notfalls sollen sie sich „Kiss and Ride“-Zonen am Neuen Platz, an der Altvaterstraße oder an anderen ruhigeren Ecken suchen. Die Polizei hat direkt vor der Schule absolute Halteverbots-Schilder aufgestellt.
Hans-Jürgen Pfisterer aus Stein hat sich an die Empfehlung gehalten und an der Richard-Wagner-Straße, ein gutes Stück von der Schule entfernt, geparkt. Einmal in der Woche holt er seinen Enkel Laurin ab. Oft zu Fuß, aber an diesem Montag haben es die beiden eilig, um pünktlich zum Mittagessen zu den Pfisterers nach Hause zu kommen. „Es geht heute deutlich ruhiger zu als sonst“, stellt der Großvater fest. Laurin erklärt, ihn störe es überhaupt nicht, nach dem Unterricht ein paar Meter laufen zu müssen. „Ist doch schön an der frischen Luft“, findet der Viertklässler.
„In der Früh werden die Kinder wach beim Gehen und mittags ist der Spaziergang nach einem langen Unterrichtstag entspannend“, sagt Sabrina Hacke. Ihre beiden Töchter würden ohnehin zu Fuß laufen und bei schlechtem Wetter mit dem Bus fahren, deshalb betreffe sie die autofreie Woche nicht, so die Steinerin. Die Idee finde sie jedoch toll: „Das sonst übliche Verkehrschaos ist viel zu gefährlich für alle Beteiligten.“
Eugenia Sutoris begleitet ihren Sohn Koljam auf einem Roller nach Hause. Manchmal, bei schlechtem Wetter, wenn sie ihre insgesamt drei Kinder aus Kindergarten, Grundschule und Gymnasium „einsammle“, fahre sie auch mit dem Auto, sagt sie. „Ich parke dann meist auf dem Parkplatz der Kirche, steige aus und warte draußen auf meinen Sohn. Das sollten alle Eltern machen statt am Straßenrand zu halten, im Auto sitzen zu bleiben und alles zu blockieren“, findet die Mutter.
Polizeihauptmeister Jürgen Geigenfeind von der Geretsrieder Inspektion kann bestätigen, dass die Aktion zumindest am Montagmorgen erfolgreich war. Fast alle Eltern hätten außerhalb des absoluten Halteverbots gehalten. Ein paar wenige „Ausreißer“ hätten er und seine Kollegin mündlich verwarnt. „Wir fahren ja öfter morgens zwischen 7.45 und 7.50 Uhr hier Streife. Wenn es um diese Zeit allen Eltern pressiert, sind die Zustände wirklich chaotisch“, sagt der Polizeibeamte. Er und seine Kollegen würden im Lauf der Woche weitere Kontrollen durchführen. „Wir wollen aber in erster Linie präventiv und beratend da sein.“
Mit Freude beobachtet Zweiter Bürgermeister Hans Hopfner, der während seiner Mittagspause angeradelt ist, die Ruhe vor der Schule. „Wenn nach der Aktionswoche auch nur ein paar Eltern umdenken, ist schon etwas erreicht“, meint er. Josefine Hopfes vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC), der die Idee autofreier Wochen den Teilnehmern eines Workshops im Rahmen des „Klimafrühlings“ an der Isardamm-Grundschule ans Herz gelegt hatte, freut sich ebenfalls, dass die Karl-Lederer-Schule sie umgesetzt hat.
Hauptinitiatorin Jennifer Kübler strahlt glücklich: „Jetzt hoffen wir, dass die Woche so gut weitergeht und vor allem, dass auch in Zukunft weniger Schulkinder mit dem Auto gebracht werden.“
Tanja Lühr
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