Tiefkühlpizza-Produzent erhält Wirtschaftspreis - Konkurrenz versucht Erfolgsmodell zu kopieren

In Geretsried entstehen Tiefkühlpizzen, die teurer sind als die Konkurrenz - und trotzdem supererfolgreich. Was ist das Geheimnis hinter der Trendpizza?
Geretsried – Pizza wie vom Italiener aus der Tiefkühltruhe: Geht das? Das geht, und zwar ziemlich gut sogar. Den Beweis dafür liefert der Geretsrieder Betrieb Franco Fresco, der am Donnerstag mit dem Wirtschaftspreis des Landkreises ausgezeichnet wurde.
Gustavo Gusto: Wurzeln liegen in Passau
Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens beginnt im niederbayerischen Passau: Dort studiert Christoph Schramm Betriebswirtschaftslehre. 2003 eröffnet der gebürtige Münchner gegenüber von der Universität eine Pizzeria. „Das war eher eine spontane Idee, denn das Restaurant stand schon länger leer“, berichtet Pressesprecherin Patricia Franzius.
Gustavo Gusto: Italienreise, dann Tiefkühlidee
Schramm und sein Team wollen die perfekte Pizza backen und unternehmen eine ausgedehnte Reise nach Italien. Anschließend wird gefeilt und getestet – mit Erfolg: Es folgen drei weitere Lokale und ein Lieferdienst. „Irgendwann stand für Christoph Schramm die Frage im Raum, ob es nicht möglich ist, dieses uritalienische Geschmackserlebnis einzufrieren und zu den Menschen nach Hause zu bringen“, sagt Franzius. Diese Frage lässt die Pizzamacher nicht mehr los – und sie finden eine Antwort.
Gustavo Gusto: Eines der wenigen deutschen Start-Ups, die funktionierten
2014 gründet Schramm das Start-up Franco Fresco mit der Marke Gustavo Gusto. Von da an geht es rasant aufwärts. Anfangs werden an der Spreestraße in Geretsried mit 15 Mitarbeitern etwa 2000 Pizzen täglich hergestellt – von Hand. Zunächst werden Bistros, Kneipen und Schwimmbäder in der Umgebung beliefert. Dann klopft die Rewe-Gruppe an und lässt die Pizzen in die Regale vieler südbayerischer Filialen legen.
Gustavo Gusto: Rewe wird als erstes aufmerksam
Das macht sich schnell bemerkbar. Franco Fresco kann die enorme Nachfrage kaum bedienen, die Produktion platzt aus allen Nähten. Ein Alternativ-Standort muss her. Diesen findet der Firmengründer 2018 in Gartenberg auf dem Gelände der ehemaligen Großmetzgerei Sieber. Dort wird geklotzt und nicht gekleckert: Gut zwölf Millionen Euro investiert die Firma in den Maschinenpark, Kälteanlagen und Lagerhalle. Letztere bietet Platz für 1000 Paletten Tiefkühlpizza.
Was macht das Geretsrieder Produkt so besonders? „Wir verarbeiten frische Zutaten ohne Konservierungsstoffe und ohne künstliche Triebmittel oder Geschmacksverstärker“, versichert Franzius. Die „Gustavo Gusto“-Pizzen gibt es in den Sorten Margherita, Salami, Schinken mit Champignon und Thunfisch. Soweit möglich, beziehe Franco Fresco seine Rohstoffe aus der Region. Olivenöl und Tomaten werden aus Italien angeliefert, der Thunfisch stamme von den Malediven – einzeln von Hand geangelt.
Gustavo Gusto-Pizza deutlich größer als herkömmliche Tiefkühlpizzen
Seit Kurzem gibt es auch eine vegetarische Variante mit Spinat und Ricotta. Etwa ein Dreivierteljahr hat die Entwicklung der neuen Sorte laut Franzius gedauert. „In die Produktentwicklung werden unsere Mitarbeiter eingebunden“, berichtet die Pressesprecherin. „Da wird gemeinsam darüber diskutiert, ob beispielsweise mehr oder weniger Knoblauch drauf soll.“
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Mit etwa 30 Zentimetern Durchmesser sind die Geretsrieder Exemplare deutlich größer als die der meisten anderen Anbieter, und auch die – mit einem Designpreis prämierte – Verpackung fällt ins Auge. Je nach Sorte werden aktuell bis zu 80 000 Pizzen am Tag hergestellt. Verkauft werden sie in vielen deutschen Supermarktketten und auch in Österreich. Die Mitarbeiterzahl, die derzeit bei 220 liegt, hat sich mehr als vervierfacht.
Im vergangenen Jahr wollte Franco Fresco einen Jahresumsatz von 30 Millionen Euro erzielen – auch das gelang dem Pizzahersteller. Heuer sollen es knapp 40 Millionen Euro werden. „Wir sind zuversichtlich, dass wir das schaffen“, sagt Firmenchef Schramm. Auch wenn inzwischen im großen Stil produziert wird, lege man Wert auf Handwerk und Nachhaltigkeit. „Wir produzieren die erste klimaneutrale Tiefkühlpizza in Deutschland“, ergänzt Franzius.
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Gustavo Gusto wird von Konkurrenz inzwischen kopiert
Die Konkurrenz beobachtet mit Argusaugen, was in Geretsried vor sich geht. Die „Gustavo Gusto“-Pizza wird inzwischen auch kopiert. „Das empfinden wir als riesiges Kompliment“, sagt Schramm. Wobei: Von Konkurrenz will er nur ungern sprechen. „Für uns sind das Marktbegleiter.“ Der Markt sei groß genug für alle.