Drogenbeauftragte der Bundesregierung zu Gast: Modellprojekt zur Jugendsuchtprävention?

Was kann man tun, um Jugendliche besser vor den Gefahren von illegalen Drogen zu warnen? Darüber diskutierte eine Expertenrunde in Geretsried.
Geretsried – Wer in der sozialtherapeutischen Wohngemeinschaft in Geretsried landet, hat meist schon in frühen Jahren mit Drogen Bekanntschaft gemacht. Die Bewohner leiden an Psychosen und sind nicht mehr in der Lage, allein zu leben. Wie die Jugendsuchtprävention verbessert werden kann, diskutierte jetzt eine Expertenrunde um die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig. Am Ende des zweistündigen Austausches kristallisierte sich ein Lösungsansatz heraus.
Ambulant betreute Wohngruppe
Die Leiterin der ambulant betreuten Wohngruppe, Sabine Lorenz, hatte die CSU-Bundestagsabgeordnete aus Kolbermoor nach Geretsried eingeladen. Derzeit leben 17 Männer und Frauen in der WG. Die jüngste Bewohnerin ist 20, der älteste ist 70. Die Krankheitsbilder reichen von Schizophrenie bis zum Borderline-Syndrom, berichtete Lorenz.
Während der Gesprächsrunde wurde klar, dass der Landkreis im Bereich Jugend- und Sozialarbeit schon ganz gut aufgestellt ist. „Ich muss meinen Hut ziehen, ihr macht Einiges“, zollte die Abgeordnete den Anwesenden ihren Respekt. So gibt es seit 2006 eine Jugendsuchtberatung, die bei der Caritas angesiedelt ist. Sie wird zum Teil über den Bezirk finanziert, der Landkreis schießt laut Jugendamtsleiter Ulrich Reiner 80 000 Euro zu.
Jugendliche schwer erreichbar
Zur Suchtberatung geht, wer bereits ein Drogenproblem hat. „Was können wir in der Prävention tun?“, wollte Bürgermeister Michael Müller (CSU) wissen. Rudi Mühlhans vom Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit (TVJA) berichtete, dass es in Geretsried seit 25 Jahren eine Mobile Jugendarbeit gibt. Aber die Teenager würden sich nicht mehr so oft wie früher draußen treffen. „Sie ziehen sich ins Private zurück und sind nur schwer zu erreichen.“ Man müsste in den Schulen anders arbeiten, meinte der TVJA-Geschäftsführer. „Man muss die Schule als positiven Lebensort gestalten, wo Jugendliche ihre Stärken ausbilden können.“ Dann würden sie nicht in Versuchung geführt, Drogen zu konsumieren.
Bei den illegalen Drogen ist es vor allem der gestiegene Cannabiskonsum, der Polizeibeamten und Sozialarbeiten Sorgen bereitet. Inzwischen sei der Wirkstoffgehalt höher als früher. Und ein Konsum in jungen Jahren kann zu erheblichen Schäden bei der Entwicklung des Gehirns führen. Darauf müsse man die Jugendlichen mit Nachdruck hinweisen – und zwar so, dass es bei ihnen ankommt. Also verstärkt über die sozialen Medien.
Präventiv und niederschwellig
Bisher gibt es so eine Stelle nicht. „Da fängt man bei Null an“, sagte Jugendamtsleiter Reiner. Sein Vorschlag: „Wir müssten ein Modellprojekt anschieben.“ Diese Idee stieß in der Runde auf offene Ohren. „Primär präventiv und niederschwellig müsste das Angebot sein“, meinte Bundestagsabgeordnete Ludwig. Bürgermeister Müller signalisierte seine Unterstützung: „Da wären wir dabei.“
nej
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