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Zwei unverzichtbare Mitarbeiter: Geretsrieder Feuerwehrschule lebt Inklusion

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Freuen sich über die gute Zusammenarbeit: (v. li.) Dietlinde Schoch und Andrea Schindler von den Oberland-Werkstätten, die Mitarbeiter Bianca Augustin und Andreas Lettner sowie Dr. Christian Schwarz und Heinrich Klein von der Staatlichen Feuerwehrschule Geretsried. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Die Staatliche Feuerwehrschule wächst – und in Sachen Personalpolitik will Schulleiter Christian Schwarz mit gutem Beispiel vorangehen. Seit Anfang des Jahres gibt es dort einen Außenarbeitsplatz der Oberland-Werkstätten. Wegbereiter war ein Mitarbeiter ebenfalls mit Handicap.

Geretsried – Bianca Augustin fühlt sich sichtlich wohl an ihrem Arbeitsplatz. In der Kantine der Staatlichen Feuerwehrschule Geretsried (SFSG) poliert sie die Glastüren, wischt die Treppe, wechselt die Handtuchrollen. Seit Kurzem hilft sie auch in der Spülküche beim Besteck und den Frühstückstellern. Seit Anfang des Jahres arbeitet die 38-Jährige nicht mehr nur in den Oberland-Werkstätten, sondern hauptsächlich um die Ecke in der SFSG.

Die Kooperation zwischen den beiden Einrichtungen für den sogenannten Außenarbeitsplatz ist neu. Das Thema Inklusion für die SFSG aber nicht. „Ich sehe die Verpflichtung für uns als staatliche Einrichtung, politische Ideen nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, sondern vorbildhaft zu handeln“, sagte Schulleiter Christian Schwarz am Donnerstag in einem Pressegespräch mit Dietlinde Schoch und Andrea Schindler von den Oberland-Werkstätten. Es gebe wenig Dinge, die ihn stolz machen, so Schwarz, aber dass die SFSG zwei Menschen mit Behinderung einen Tätigkeitsbereich bieten kann, gehöre dazu.

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Bianca Augustin hat noch einen Kollegen, der laut Schwarz „unverzichtbar“ ist. Andreas Lettner hat bereits vor zwölf Jahren bei der SFSG angefangen. „Am ersten Arbeitstag ging es auf Betriebsausflug“, erzählt er und lacht. Er fing im Facility Management an, später kamen Aufgaben in der Küche hinzu. Inzwischen ist er alleine dafür zuständig, dass sich jeder in der SFSG die Hände waschen kann. Das bedeutet, die schätzungsweise 85 Seifenspender aufzufüllen, dazu die Handtuchhalter und Desinfektionsflaschen. Um alles über das zehn Hektar große Gelände transportieren zu können hat Lettner ein eigenes Elektroauto. „Es ist aber auf 25 Kilometer die Stunde gedrosselt“, erklärt der 35-Jährige. Die Arbeit macht ihm Spaß, aber am liebsten mag er es, wenn er Schauspieler sein darf. Als solcher ist er in die sehr realistischen Übungen im Rahmen der Ausbildung an der SFSG involviert.

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Bevor er seine Festanstellung in der SFSG bekam, arbeitete Lettner, der seine linke Körperhälfte nur eingeschränkt bewegen kann, in den Oberland-Werkstätten in Gaißach. „Als ich hier 2002 angefangen hab’, hat mich sein Vater gefragt, ob wir da nicht eine Möglichkeit hätten“, erinnert sich Schulleiter Schwarz. Das sei aber nicht einfach gewesen – bis seitens der Regierung ein Aufruf kam, Menschen mit Behinderung verstärkt einzubeziehen.

Die SFSG befindet sich wie berichtet im Ausbau. Bis 2023 soll die Zahl der Betten von jetzt 114 auf rund 200 steigen. Dadurch werden die 85 Mitarbeiter in den nächsten zwei Jahren auch durch 29 weitere Stellen unterstützt. „Wir haben sehr gute Erfahrungen mit der Kooperation mit den Oberland-Werkstätten gemacht und möchten den Weg ebnen, dass Menschen mit Behinderung in Zukunft ganz bei uns arbeiten können“, so Schwarz. Deswegen hat sich die Schule um den Inklusionspreis Job-Erfolg 2018 beworben. Er wird Ende des Jahres von Landtag, Sozialministerium und der Regierungsbeauftragten für Menschen mit Behinderung verliehen.

Der Außenarbeitsplatz in der SFSG ist einer von acht einzelnen, die die Oberland-Werkstätten je nach Interessensgebiet organisiert. 30 weitere gibt es bei Roche in Penzberg. Auf die Idee, zur Feuerwehrschule zu gehen, kam Bianca Augustin durch einen Bekannten. Durch einen Fieberkrampf in der Kindheit ist sie etwas langsamer als andere, lebt aber ohne Probleme eigenständig. „Sie wollte schon lange außerhalb arbeiten“, berichtet Andrea Schindler von den Oberland-Werkstätten. Wie es Bianca Augustin gefällt? „Gut“, sagt die 38-Jährige im Brustton der Überzeugung. sw

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