PiPaPo-Festival im Hinterhalt eröffnet: Theaterstück fordert Zuschauer

Die PiPaPo-Kulturtage in Geretsried haben begonnen. Das Ein-Personen-Stück „Herr Metitsch“, das die Reihe eröffnet, war keine ganz leichte Kost.
Gelting – Es war zweifellos ein Wagnis, das die Veranstalter der PiPaPo-Kulturtage am Samstagabend eingingen. Denn das von der Münchner „Lichtbühne“ im Hinterhalt aufgeführte Ein-Personen-Stück „Herr Metitsch“ thematisierte ein Leiden, über das oft nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird: das Messie-Syndrom.
Es betrifft psychisch kranke Menschen, die nichts wegwerfen können und meist in einer vermüllten oder unaufgeräumten Wohnung leben. Da stellte sich schon die spannende Frage, wie viele Besucher sich einen oft schmerzhaften, eineinhalbstündigen Monolog zumuten und dafür auch noch Geld ausgeben. Die Bedenken sollten sich nicht bewahrheiten: Die Kulturbühne war mit rund 50 Besuchern gut gefüllt. Die glänzend aufgelegte Darstellerin Doris Gruner übertraf mit ihrem gestenreichen Spiel die Erwartungen.
Regisseurin will Zuschauer „bewusst fordern“
Dabei war die Rolle des chaotischen Herrn Metitsch eigentlich für einen männlichen Darsteller konzipiert worden. Dass so ein Rollentausch hervorragend funktionieren kann, bewies im Sommer die Loisachtaler Bauernbühne, die den Tod im „Brandner Kaspar“ weiblich besetzte. Anders als bei diesem Schwank gab es in dem von Kerstin Weiler inszenierten Stück aber kaum was zu lachen. „Das Nichts ist viel rätselhafter als das Etwas. Und darüber hinaus viel bedrohlicher! Man kann ins Nichts fallen. Und Menschen können da sein, und plötzlich sind sie nicht mehr“, philosophierte Herr Metitsch. Er sammelte Worte in Karteikästen, erinnerte sich an seine gescheiterte Ehe und machte sich Gedanken über Löcher in Gießkannen oder fliegende Öfen. Manch Besucher vermisste da einen roten Faden oder einen Spannungsbogen. Am Ende verabschiedete sich Herr Metitsch unspektakulär und verschwand einfach.
Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärte Regisseurin Kerstin Weiler, dass sie die Besucher „bewusst fordern“ will. Bei den bisherigen Aufführungen in der Pasinger Fabrik hätte sie durchweg positive Resonanzen erfahren. Schauspielerin Doris Gruner war nach ihrer One-Woman-Show dementsprechend erschöpft. „Das war ein hartes Stück Arbeit“, gestand sie. Wie viele Künstler vor ihr zeigte sich Gruner beeindruckt von der intimen Wohnzimmeratmosphäre der Kulturbühne Hinterhalt. „Das hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, hier aufzutreten“, sagte Gruner.
Peter Herrmann