Goldgräberstimmung in Südbayern

Bad Tölz-Wolfratshausen - Die umweltfreundliche Geothermie könnte eine Alternative zu Atomstrom und Windenergie sein. Laut Experten ist Südbayern bundesweit „Geothermiestandort Nummer eins“.
„Geothermie ist in Bayern streng genommen nicht so neu“, sagt Wolfgang Müller, Pressesprecher des Unternehmens Erdwärme Bayern. Bereits seit 1998 sorge beispielsweise in Erding heißes Wasser aus der Tiefe für Wärme und Strom. 14 Jahre später, fügt Müller hinzu, „ist Südbayern bundesweit Geothermiestandort Nummer eins“.
Erdwärme Bayern bereitet derzeit Messungen für Erdwärme in der Region Wolfratshausen vor. Die Geologen und Experten der Münchner Firma vermuten hier „viel versprechende geologische Strukturen in bis zu 4000 Metern Tiefe, die für die Energiegewinnung geeignet sind“. Erdwärme Oberland, wie die Erdwärme Isar eine Projektgesellschaft von Erdwärme Bayern, werkelt an der Nutzbarmachung dieser Energieform im Raum Weilheim. In Königsdorf heißt das Projekt A.I.R.-Geokraft, benannt nach den drei privaten Gesellschaftern Michael Riedl, Ernst Adlmaier und Peter Inselkammer. Ihr Aufgabenfeld umfasst das Gebiet südlich von Geretsried bis nördlich von Bad Tölz und reicht im Westen bis zum Starnberger See und im Osten bis nach Dietramszell. Hier rückten im Februar die Speziallaster mit Vibrationstechnik und Geophonen zu den Messungen an. In Geretsried, genauer gesagt in Gelting, will das Unternehmen Enex wie berichtet im Herbst mit den Bohrungen beginnen. In Dürrnhaar nahe Sauerlach ist man schon durch: Im September 2007 fing man zu suchen an, seit März dieses Jahres ist die Anlage in Betrieb.
Es herrscht Goldgräberstimmung in der Branche. In Zeiten der eingeläuteten Energiewende verspricht das Geschäft mit dem Bodenschatz Erdwärme ordentliche Gewinne. Wie Pilze schießen die Unternehmen aus dem Boden und versuchen, an Claims zu kommen und diese abzustecken. Dazu ist ein Antrag ans Bergamt Südbayern einzureichen. Geothermische Energie ist nach deutschem Bergrecht ein bergfreier Rohstoff. Eigentümer ist der Staat, er verleiht das Recht, nach dem kostbaren heißen Wasser zu suchen und es - im Erfolgsfall - nutzen zu dürfen.
(yvi)/(cjk)/(peb)