Umwelt oder Profit: Hightech-Hof „ist ruinös“ – Milchbauer rechnet mit baldigem Ende

Dass Nachhaltigkeit nur bedingt wirtschaftlich ist, das lernte Grünen-Politiker Karl Bär bei einem Rundgang über den Huabahof von Franz Demmel.
Königsdorf – Die 90 Kühe in einem Schönrainer Stall sind prominenten Besuch gewöhnt. Sie schauen ziemlich gleichgültig durch ihr Gitter. Nur den Stier beruhigt Milchbauer Franz Xaver Demmel mit einer Streicheleinheit. Karl Bär guckt zu. Der ist Bundestagsabgeordneten der Grünen, Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft sowie Referent für Agrarpolitik. Bär lässt sich vom Hightech-Bauern über den Huabahof führen – und erfährt, warum der Milchbauer langsam resigniert.
Leuchtturm oder Mahnmal: Huabahof „ist für uns ruinös“ – Betreiber klagt über fehlende Unterstützung
Seit 2019 will der Landwirt mit seinem Hof präsentieren, dass Landwirtschaft, moderne Technik, Tierwohl und strikter Umweltschutz vereinbar wären. Das funktioniere zum Beispiel mit riesigen PV-Anlagen, automatisierten Melkmaschinen und Elektro-Traktoren. Demmel ist ein Pionier, er wagte einen „großen Aufbruch“. Bislang zog jedoch keiner nach – weder Politik, noch die Branche oder die Verbraucher. Nun ist sein Betrieb nachhaltig und umweltfreundlich, nur wirtschaftlich ist er nicht.
Der Hightech-Bauer erklärt dem Grünen-Politiker, was die Landwirtschaft im Wandel hin zu konsequenten Umweltschutz noch alles tun könnte – nachhaltige Stromversorgung zum Beispiel. Der Bundestagsabgeordneten ist erstaunt: „Das ist ja gar nicht schwer.“ Demmel will das schon länger vermitteln: „Vier Jahre lang blicken wir jetzt schon in die Zukunft der Landwirtschaft. Aber kein anderer schaut genau hin.“ Bär, das sagt er Demmel zu, möchte die Situation im Bundestagsausschuss für Ernährung und Landwirtschaft anbringen. „Wir sind da definitiv auf einer Linie.“
Niedriger Milchpreis und fehlende Förderung – Nachhaltigkeit bringt keine Wirtschaftlichkeit
Milchbauer Demmel ist aber unsicher, wie lange er mit seinem Hof noch überleben wird. „Vielleicht sind wir in fünf Jahren weg vom Fenster, wenn nicht bald etwas passiert.“ Die aktuelle Lage, mit einem niedrigen Preis für Biomilch, fehlender staatlicher Förderung für Betriebe seiner Art sowie bremsenden Verordnungen für eigenen Solarstrom –„ist für uns ruinös“. Der Hof sei nicht finanzierbar, gäbe es nicht Nebeneinkünfte aus Demmels Ingenieurbüro sowie die tatkräftige Mitarbeit von Ehefrau und Sohn.
„Entweder wird das Projekt ein Leuchtturm oder endet als Mahnmal“, sagt Demmel. Aktuell befürchtet er letzteres, gibt aber nicht auf: „Wir müssen optimistisch sein“, sagt der Bauer, Ingenieur und Energieberater. Kapitulieren wird er nicht. Im Gegenteil: Er sehnt sich nach dem Start der Wasserstoff-Technologie und plant gerade eine Biogas-Anlage.