Ambacher Seniorenstift: Gemeinderat billigt Bebauungsplan

Der Gemeinderat hat einen weiteren Schritt in Richtung Seniorenstift gemacht. Die Behörden hatten kaum Einwände, Bürger dafür umso mehr.
Münsing – Trotz zahlreicher Einwendungen von Bürgern hat der Münsinger Gemeinderat bei zwei Gegenstimmen den Bebauungsplanentwurf für das Seniorenwohnstift des „Kuratorium Wohnen im Alter“ (KWA) in Ambach auf dem Wiedemann-Klinikgelände gebilligt. Kleinere Änderungen wurden eingearbeitet. Es folgt nun eine zweite öffentliche Auslegung. In der Zwischenzeit will die Gemeinde mit KWA die Verträge für das Vorhaben ausarbeiten.
Die öffentlichen Stellen haben kaum Bedenken und Anregungen. Die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt weist auf ein geschütztes Feldgehölz auf dem Grundstück hin, weshalb auf Treppen in dem Bereich verzichtet werden soll. Für Fledermäuse und Vögel sollen Ersatzquartiere geschaffen werden. Bei den Abrissarbeiten muss Rücksicht auf die Natur genommen werden, ebenso soll die Lichtverschmutzung für Insekten durch warmweiße LED-Leuchten in Grenzen gehalten werden.
Die Schlösserverwaltung findet den Bau „harmonisch“
Auf Anregung des Wasserwirtschaftsamts Weilheim werden Sickerschächte für das Regenwasser und ein Retentionsteich angelegt. Der Boden eignet sich Untersuchungen zufolge gut zum Versickern. Laut dem Abwasserverband Starnberger See kann bis zu einem gewissen Grad Abwasser in das Kanalnetz am Simetsbergweg eingeleitet werden.
Gefreut hat die Gemeinde die Stellungnahme der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung. Sie beurteilt die geplanten Neubauten rund um das historische Waldschlössl, das KWA erhalten will, als „durchaus harmonisch und verträglich trotz relativ hoher Baudichte“. Sie seien dank der vielen Bäume vom See aus kaum sichtbar.
Die Gemeinde zitiert diese Einschätzung wiederholt als Entgegnung auf die Einwände der anonymisierten Bürger zu Optik und Ausmaß der Seniorenanlage. Die Baudichte wird von vielen kritisiert. Ein Bedenkenträger schreibt, die Gemeinde habe sich nicht an ihr Versprechen gehalten, dass das Seniorenwohnstift nicht größer werde als die Wiedemann-Klinik.
Bürger fürchten Verkehrschaos in Ambach
Grünen-Gemeinderätin Christine Mair stimmte dieser Aussage zu: Es werde 25 Prozent mehr Fläche bebaut als ursprünglich geplant. Die Gemeinde will trotzdem an den von KWA geplanten und bereits reduzierten 79 Seniorenwohnungen festhalten. Ein anderer Bürger sorgt sich, dass „die Neuansiedlung von 120 älteren Menschen für die demografische Entwicklung Ambachs nachteilig“ sein könnte. Die Gemeinde entgegnet, die Interessenten stammten zu 70 Prozent aus der Umgebung. Es werde dadurch auch Wohnraum für Jüngere frei. Auf den Einwand, KWA zahle keine Gewerbesteuer vor Ort, antwortet sie, es fielen unter anderem Grundsteuer und Lohnsteuer an, nachdem zahlreiche neue Arbeitsplätze entstünden.
Die Anwohner befürchten vor allem ein Verkehrschaos in den engen Straßen rund um die Anlage, insbesondere auf der Holzbergstraße, dem Simetsbergweg und der Ambacher Straße. Die Gemeinde will eine Schranke am Simetsbergweg sowie ein Tempolimit auf der Ambacher Straße prüfen.
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Auch zwei Gemeinderäte äußern sich im Anhörungsverfahren, ebenfalls anonymisiert. Der eine sieht in dem Vorhaben einen „Fremdkörper“ im Fischer- und Bauerndorf Ambach. Außerdem prognostiziert er eine deutliche Erhöhung des Verkehrsaufkommens rund um das Wohnstift. Die andere, gleichzeitig Vorsitzende des Ostuferschutzverbands, fordert eine Reduzierung der Wohnungen von 79 auf 72 und drängt auf einen weitreichenderen Schutz des Baumbestands. Die zwei Gegenstimmen zum Bebauungsplanentwurf kamen von Prof. Dr. Matthias Richter-Turtur und Christine Mair von den Grünen. Tanja Lühr