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Münsinger Bürgerhaus: Materialmix und raffinierte Innenarchitektur

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Ein Dutzend Interessierter fand sich zur Führung mit Bauexperte Peter Hacker (re.) im künftigen Bürgerhaus mit Rathaus ein. Entworfen haben das Gebäude die Münchner Architekten Peck Daam. Es soll 2024 fertig sein.
Ein Dutzend Interessierter fand sich zur Führung mit Bauexperte Peter Hacker (re.) im künftigen Bürgerhaus mit Rathaus ein. Entworfen haben das Gebäude die Münchner Architekten Peck Daam. Es soll 2024 fertig sein. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Von außen ist das neue Münsinger Bürgerhaus mit Rathaus eher schlicht und rechteckig. Innen ist es raffiniert und technisch komplex gestaltet.

Münsing – Einen ersten Eindruck bekamen interessierte Verwaltungsmitarbeiter, Gemeinderäte und die Presse während einer Exklusiv-Führung durch den Rohbau. Diejenigen Räte, die das Projekt vor Baubeginn kritisiert hatten, fehlten allerdings, wie Bürgermeister Michael Grasl bedauerte. Peter Hacker, früherer Geschäftsführer des Wolfratshauser Bauunternehmens Krämmel und jetzt technischer Berater der Gemeinde in Sachen Bürgerhaus, zeigte dem Dutzend Teilnehmern die Räume von der Tiefgarage bis ins Dachgeschoss.

Der Keller wird schon trocken geheizt

Die Zufahrt zu Garage erfolgt von der Straße Am Labbach aus. Hacker bezeichnete die Einfahrtssituation als „großzügig“. 50 Pkw haben Platz in der sieben Meter unter der Erde liegenden Garage. Vorerst sind fünf Ladestationen für Elektrofahrzeuge geplant. „Es werden mehr Stromanschlüsse verlegt. Die Stationen können also bei Bedarf erweitert werden“, erklärte Hacker. Östlich im Anschluss befindet sich der Technikraum. Das Bürgerhaus wird mit Nahwärme aus der Hackschnitzelanlage gleich gegenüber unter dem Feuerwehrhaus versorgt. Wie Josef Limm, Technischer Leiter im Bauamt, berichtete, wird der Keller bereits trocken geheizt. Die aufwendige Lüftung und Klimaanlage werden ebenfalls im Technikraum installiert. Im Untergeschoss befinden sich zudem die beiden Archivräume der Gemeinde und der örtlichen Vereine. Wer wie viel einlagern darf, steht noch nicht fest. Rathauschef Grasl weiß aber schon jetzt: „Alle Dokumente, Fahnen und sonstigen historischen Gegenstände der Vereine werden wir auf knapp 50 Quadratmetern nie unterbringen.“ Es hätten sich vor Baubeginn fünf Vereine gemeldet und zwei weitere Anfang 2022 nach dem Spatenstich. Kleinere Räume nebenan sind für die EDV und für Fundsachen reserviert.

Mit dem Aufzug von der Tiefgarage bis in den Veranstaltungssaal

Mit dem Aufzug gelangt man direkt von der Tiefgarage ins Herzstück des Hauses, den Veranstaltungssaal. Er befindet sich drei Meter unter Bürgersteigniveau, deshalb spricht Hacker vom Untergeschoss (UG) 1. Zuvor können die Besucher ihren Mantel an der Garderobe abgeben. Das daran anschließende, offene Treppenhaus bezeichnete Hacker als „absoluten Eyecatcher“. Der Fachmann wies auf die sogenannte „Split-Level“-Bauart des Bürgerhauses hin, entworfen von den Architekten Peck und Daam aus München. Die Bauweise eignet sich besonders für Gebäude in Hanglage wie hier. „Split-Level“-Häuser besitzen nicht klassisch zwei oder drei Stockwerke, sondern sind in Ebenen unterteilt. Diese sind zueinander um eine halbe Geschosshöhe versetzt und durch offene Treppen miteinander verbunden.

Bevor die Gruppe über die breite Treppe – im Moment nur aus drei Betonrampen mit Zwischenabsätzen, noch ohne Stufen bestehend – nach oben ins Erdgeschoss ging, bewunderte sie den Saal: Groß, hoch und durch die Fensterreihe im Westen hell und freundlich wirkt er. Der Raum kann mithilfe von zwei mobilen Trennwänden verkleinert werden. Die dicken Holzbalken an der Decke sind mit Stahl kombiniert. Die Bühne im Süden ist großzügig angelegt für Konzerte und Theateraufführungen aller Art. Im Osttrakt des UG 1 befinden sich die Künstlergarderobe und das WC für die Künstler.

Laut Grasl suchte sich die Gemeinde Rat von Veranstaltungsprofis wie dem Ickinger Wolfgang Ramadan. Es soll ja über das ganze Jahr verteilt, neben den bewährten Vereinsveranstaltungen, ein Rahmenprogramm mit Ausstellungen, Tagungen, Konzerten und Kleinkunst auf die Beine gestellt werden. „Wir werden eigenes Personal im Rathaus dafür einarbeiten müssen“, schätzt Grasl. Belegung und Kartenvorverkauf müssten neben vielen anderen Bedürfnissen der Künstler und Gäste koordiniert werden.

In der Küche werden Speisen nur aufgewärmt

An den Saal angrenzend wird im Osten schließlich die „Cook-and-Chill“-Küche entstehen, in der wie bisher im Gemeindesaal angelieferte Speisen nur aufgewärmt oder ausgegeben werden und in der kaum selbst gekocht wird. Den Auftrag hat der Gemeinderat für rund 130.000 Euro vergeben. Eine weitere Gastronomie als Konkurrenz zu bestehenden Lokalen wollte man nicht.

Mit hellem Holz soll der Sitzungssaal ausgestattet werden.
Mit hellem Holz soll der Sitzungssaal ausgestattet werden. © Architekten Peck und Daam

Die beschriebene, offene Treppe, die später mit einem gläsernen Geländer versehen wird, führt in die nächste Ebene, die nun auf Gehsteigniveau liegt und über den Haupteingang Am Labbach betreten wird. Hier entstehen nach Norden, zur Kirche hin, ein Foyer, der Sitzungssaal und das Trauungszimmer. „Wir haben uns bewusst entschieden, diese Räume zur Weipertshausener Straße und somit zur Öffentlichkeit hin zu orientieren“, sagt Grasl. Ebenfalls ebenerdig erreichbar werden Ämter mit viel Publikumsverkehr wie das Einwohnermeldeamt sein.

Ein schöner Blick Richtung Süden auf die Berge

Drei Meter höher, auf der obersten Ebene, sind schließlich die Räume für die übrigen Rathausmitarbeiter links und rechts eines Flurs untergebracht: die Kämmerei, das Bauamt, die Geschäftsführung, das Vorzimmer des Bürgermeisters und dessen Büro. Den schönen Blick Richtung Süden auf die Berge sollen alle genießen können. Deshalb wurden hier die Küche und ein Aufenthaltsraum mit Balkon situiert. Kämmerer Hubert Kühn, der von seinem jetzigen Zimmer im Rathaus aus die Zugspitze sehen kann, findet das eine gute Lösung: „In einer Kaffee- oder Brotzeitpause hat man viel mehr Muse, rauszuschauen. Und keiner wird bevorzugt oder benachteiligt.“ Für zusätzliche Belichtung im Obergeschoss sorgt ein langer Glasstreifen in der Mitte des 18 Grad geneigten Satteldachs.

Wie Peter Hacker erklärte, wurden beim Bürgerhaus mit Rathaus die Materialien Glas, Holz, Beton und Stahl in einem ausgeklügelten Mix verwendet, denn „ganz ohne Beton geht’s nicht“. Im November und Dezember würden Heizung, Sanitär und Lüftung eingebaut. Auch die Fenster sollten noch heuer geliefert werden.

Lesen Sie auch: Münsing: Wer das neue Bürgerhaus nutzen will, muss zahlen

Die Außenfassade erhält wie berichtet einen „Vorhang“ aus Tannenholzlamellen, so wie beim Gemeinschafts-Wohnprojekt unterhalb des Bürgerzentrums. Er bietet einen Sichtschutz, ohne dass die Räume verdunkelt werden. 51 Prozent der Arbeiten sind laut Hacker ausgeführt, beziehungsweise laufen noch. 29 Prozent sind beauftragt oder es liegen Zusagen vor. 20 Prozent der Leistungen müssen ausgeschrieben werden. „Sehr ansprechend“, so verspricht der Controller und Berater, sollen die Außenanlagen werden. Das Bürgerzentrum werde eine „echte Adresse“. Im Moment geht Hacker von keinen weiteren Kostensteigerungen aus.

Gesamtkosten liegen bei 22 Millionen Euro

Wie berichtet betrug die Steigerung bisher eine halbe Million Euro, sodass die Gemeinde eine Gesamtsumme von 22 Millionen Euro zu bezahlen hat, einschließlich Baunebenkosten – und zu erwartende staatliche Zuschüsse noch nicht abgezogen. Hacker: „Mit jeder Submission wird die Kostensicherheit größer.“ Das Richtfest ist für den 7. Dezember vorgesehen. Auch den Bürgern möchte die Gemeinde noch eine Führung anbieten.

Und wann rechnet Kämmerer Kühn damit, zum ersten Mal an seinem neuen Schreibtisch zu sitzen? „Nächstes Jahr an Weihnachten.“

Tanja Lühr

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