Musikkapelle Münsing: Feierabend für Kavelar

Die Musikkapelle Münsing hat ihren langjährigen Dirigenten Michael Kavelar verabschiedet. Anschließend begrüßten die Musikanten Nachfolger Markus Feierabend.
Münsing – Ende und Neuanfang bei der Musikkapelle Münsing (MKM): Erstmals in der Geschichte der traditionellen Weihnachtskonzerte standen heuer zwei Dirigenten auf der Bühne. Michael Kavelar, der das 50-köpfige Ensemble nach 14 Jahren wie berichtet verlässt, bestritt den ersten Teil. Nach der Pause übernahm sein Nachfolger Markus Feierabend aus Huglfing. Beide Konzerte, das am zweiten Weihnachtsfeiertag und das am Dienstagabend, waren ausverkauft. Möglicherweise zum letzten Mal fanden sie in „unserer Philharmonie“ statt, wie Kavelar die Turnhalle – mit allerdings erstaunlich guter Akustik – scherzhaft bezeichnete. Ende 2023 soll das neue Bürgerhaus mit großem Veranstaltungssaal fertig sein.
Ein Höhepunkt: Ouvertüre „Ross Roy“
Zurücklehnen durfte man sich beim zauberhaften „Ammerland“ von Jacob de Haan. Der Holländer hatte beim Komponieren zwar den Landstrich am Zwischenahner Meer in Niedersachsen vor Augen, aber auf den direkt am Starnberger See gelegenen gleichnamigen Ortsteil von Münsing passte das Stück mindestens genauso gut. Der Münsinger Fotograf und Filmer Jan Greune hat eigens ein Naturvideo dazu gedreht, das auf einer Leinwand über der Bühne flimmerte. Zu den Höhepunkten des Abends zählte ein weiteres Werk aus der Feder de Haans, die anspruchsvolle Ouvertüre „Ross Roy“, die die MKM bereits im Jahr 2008 einmal präsentiert hatte.
„Mit euch kann ich so etwas Schwieriges einstudieren. Ihr könnt leiden... äh, ich meine richtig gut üben“, machte der scheidende Dirigent seiner Truppe ein Kompliment. Der Vorsitzende Michael Bruckmeir gab das Lob zurück. Der damals erst 29-jährige Unterschleißheimer sei ein „absoluter Glücksgriff“ gewesen. Kavelars Lust am Experimentieren zeigte sich noch einmal bei dem von ihm arrangierten „You And Me“ der Techno-Marching-Band „Meute“ aus Hamburg. Damit hob er die Blasmusik erneut auf ein modernes Level.
Statt ein „Best of“ der vergangenen Jahre, von dem es reichlich gegeben hätte, zusammenzustellen, hatten sich Kavelar und die Musikanten dafür entschieden, fast ausschließlich Neues zu präsentieren. Den Auftakt machte das energiegeladene Werk „On Fire“ von Michael Geisler mit fanfarenartiger Einleitung, einer Mischung aus eingängiger Melodie und funkigem Rhythmus, mit Soli für Trompete und Schlagzeug. „On Fire“, das waren die Musikerinnen und Musiker, darunter ein Großteil junge Leute, nach zwei Jahren coronabedingter Konzertpause. Der „Triumphal March“ forderte das Orchester ebenso wie die Zuhörer. Für den perfekten Klang wechselten die Register zwischendurch sogar die Seiten auf der Bühne, Michael Kavelar gab mit gewohnt starkem Körpereinsatz noch einmal alles.

Es war stets das Ziel des heute 43-Jährigen, auch das junge Publikum zu gewinnen. Hervorragend gelang ihm und der MKM das 2011 mit dem gemeinsamen Album „Fenster zum Berg“ mit der Freisinger Hip-Hop-Band „Blumentopf“. Vor 1000 Zuschauern spielten sie damals daraus in Garmisch. Aber auch im Bereich der klassischen bayerisch-böhmischen Blasmusik erzielte der Unterschleißheimer große Erfolge mit den Münsingern. Sie belegten als relativ kleines Ensemble beim landesweiten Oberstufen-Wettbewerb des Musikbunds für Ober- und Niederbayern in Ingolstadt einen Platz im Mittelfeld.
Geschenke und Applaus für den scheidenden Dirigenten
Der langjährige Dirigent verabschiedet sich aus Münsing, um sich künftig ganz der musikalischen Leitung der Unterschleißheimer Stadtkapelle zu widmen. Er wolle mehr Zeit mit seiner Frau und seinen zwei Kindern verbringen, sagte der hauptberufliche Lehrer. Wenn die MKM einmal Mangel im hohen Blech haben sollte, springe er gerne ein, bot der Trompeter zum Abschied an. Mit Geschenken bedankten sich seine Musiker bei ihm, mit lang anhaltendem Applaus das Publikum.
Schwungvoller Start des Nachfolgers
Als den „neuen Mann an unserer Seite“ stellte Moderatorin und Querflötistin Anna Batke nach der Pause den 34-jährigen Markus Feierabend aus Huglfing vor. Seit November hat der Dirigent, der zuvor zehn Jahre lang die Blaskapelle in seinem Heimatort geleitet hatte, mit den Münsingern geprobt. Er bedankte sich dafür, „sehr gut aufgenommen“ worden zu sein. Auch Feierabend startete mit „Take Off“ von den Bohemian Brothers schwungvoll in seinen Teil des Programms. Es folgten einige Polkas und Märsche zum Schwelgen. Bei der Polka „Ehrenwert“ von Martin Scharnagl durften die Schlagzeuger ihr ganzes Können zeigen. In einem weiteren Arrangement von Scharnagl, Stephin Merrits „The Book of Love“, wurde es richtig romantisch – und das ganz ohne Streicher.
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Mit dem „Marcha de Libertad“ endete das offizielle Programm trotz des spanischen Titels zünftig. Jedoch ließen die Zuhörer „den Neuen“ nicht ohne Zugaben gehen. Ihn und die Musiker mit ihrer unglaublichen Bühnenpräsenz und Bandbreite belohnten sie ebenso wie zuvor Kavelar mit großem Applaus.
tal
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