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Geretsried – Heuer im spätsommerlichen Rom kürt die internationale Fahrsport-Elite den weltbesten Einspänner-Kutscher. Unter den drei Deutschen, die dabei sein dürfen, wenn Edelmetall vergeben wird, hofft auch Reinhard Burggraf zu sein. Das erste von drei bundesweiten Sichtungsturnieren beendete der Geretsrieder als Zweiter – schon mal gut. Bevor es nächste Woche zur Deutschen Meisterschaft nach Lauchheim-Hülen, ebenfalls eine WM-Sichtung, geht, wollte sich Burggraf bei den baden-württembergischen Titelkämpfen Praxis und Selbstvertrauen holen. Das ging einigermaßen schief. Nach einer Serie von Pannen war dem Bayern nur Rang elf vergönnt. Seine WM-Aussichten sieht der 60-Jährige dadurch nicht geschmälert, das habe ihm auch der anwesende Bundestrainer versichert. Burggraf: „Er konnte ja sehen, woran’s lag.“ <P>In erster Linie an Burggrafs offenbar zu fragilem Einspännerwagen. Der krachte in seinem erst einjährigen Dasein nun schon zum vierten Mal zusammen – in Marbach wenige Sekunden vor Beginn der Dressur. Eindeutig eine Montagskutsche. Die Aufregung um das Malheur und den geliehenen Ersatz bekam Albführen’s Poesie gar nicht. Die von Haus aus quirlige Stute beackerte nervös das Rechteck, galoppierte, wo sie nicht sollte – und zog ihren Herren hin zur roten Laterne. Die kannte Burggraf bisher nur aus der Entfernung und Erzählungen. Letzter nach der Dressur war der Weltklasse-Fahrer in seiner langen Karriere „noch nie“. Immerhin: Mit seinem anderen Pferd, Albführen’s Pepita landete er trotz auseinander klaffender Wertungen (Chefrichter: 126 Punkte, dessen Kollege: 120) auf Rang drei. Weil Burggraf der zuletzt bei ihrem Sieg in Wilsdruff stark beanspruchten Pepita das schwere Marbacher Gelände danach ersparte, fiel er mit ihr freilich aus dem Gesamtklassement. <P>Pepitas Verwandtschaft Poesie blieb die harte Prüfung nicht erspart. Und sie reagierte in Anbetracht der Vorfälle und der Tatsache, dass es erst ihr zweiter Geländeritt war, erstaunlich reif: Platz drei. Bei der Schlussfahrt durch die Kegel blieb sie ebenfalls fehlerfrei, obwohl, so Reinhard Burggraf, „wir mit unserem Ersatzwagen ausg’schaut haben wie ein Schiff“. Von Rang 26 rückte das bayerische Gespann somit auf elf vor, und der Geretsriederblickt gelassen in die Zukunft. Er sieht sich weiterhin auf gutem Wege nach Rom – allerdings nur, wenn „die olle Kutsche endlich hält“. K peb <P>