Preis für Science-Fiktion Autor Herbert W. Franke

Herbert W. Franke ist ein Pionier, ein Vordenker seiner Zeit. Er ist ein Höhlenforscher, ein Freigeist, ein Computer-Künstler und der erste deutschsprachige Science-Fiction-Autor der Nachkriegszeit.
Egling – Die literarische Laufbahn des gebürtigen Wieners, der seit vielen Jahren in der Pupplinger Au auf einem kleinen Hof lebt, begann 1960 mit dem Kurzgeschichtenband „Der grüne Komet“. Bis heute hat der promovierte Physiker 21 Science-Fiction-Romane und 230 Kurzgeschichten veröffentlicht. Im Mai feiert er seinen 90. Geburtstag. Im vergangenen Jahr wurde Franke von der „European Science Fiction Society“ mit dem „European Grand Master Award“ ausgezeichnet und gehört damit zu den weltweit größten Autoren dieses Genres. Am 18. März wird ihm der Preis im Tölzer Marionettentheater überreicht. Aus diesem Anlass wird sein eigens für dieses Tölzer Theater geschriebene Stück, „Der Kristallplanet“ aufgeführt.
Franke: „Ich will alles selbst ausprobieren“
Franke ist ein Wissenschaftler durch und durch. „Wenn mir etwas gefällt, reicht es mir nicht, es nur anzusehen. Ich will alles selbst ausprobieren“, sagt er bei unserem Besuch in seinem Haus. Als Student begann er sich für Höhlenforschung zu interessieren und entwickelte bald eine bahnbrechende Methode zur genauen Datierung von Tropfsteinen – eine seiner wichtigsten wissenschaftlichen Arbeiten. Aber er entdeckte auch sein

Talent fürs Schreiben „in der Sprache der klaren Worte“, wie er es nennt. Über seine Höhlenforschungen berichtete er regelmäßig in der ehemaligen österreichischen Bergsteigerzeitung „Fels und Firn“. Doch zusehends befasste er sich in seinen Kurzgeschichten mit Zukunftsvisionen, auf die das Wiener Kulturmagazin „Neue Wege – Theater der Jugend“ aufmerksam wurde. Wie werden in der Zukunft Raketen eingesetzt? Welche Gefahren birgt die Atomkraft? „Über all das schrieb ich“, erinnert sich der Autor.
Der Schreibtisch-Job war nichts für ihn
1951 ging Franke zu Siemens Erlangen als naturwissenschaftlicher Mitarbeiter. Doch der Schreibtisch-Job war dauerhaft nichts für ihn. So beschloss er 1956, in die Selbstständigkeit zu gehen und zog nach München. „Ich wollte frei handeln und entscheiden.“ Wie es der Zufall wollte, lernte Franke den Verleger Wilhelm Goldmann kennen, der seinerzeit die ersten deutschsprachigen Science Fiction herausbrachte. Der achte Band einer Reihe fehlte noch. Schreib mir bitte 180 Seiten, habe der Verleger zu ihm gesagt – und Franke schrieb.
Franke programmiert seine virtuelle 3D-Welt am Computer im Wohnzimmer
Das war der Beginn seiner langjährigen Schriftsteller-Karriere. Bis ins hohe Alter ist Herbert W. Franke ein rühriger Geist geblieben, der sich für die Moderne interessiert. So sitzt er derzeit am Computer im Wohnzimmer und programmiert seine virtuelle 3D-Welt. Man kann sich mit der Maus in die Tiefe des Raumes bewegen, vorbei an drehenden Skulpturen hin zu futuristischen Stahlbauten, die aussehen wie Raumschiffe. Im Inneren dieser Gebäude befinden sich digitale Galerien mit Ausstellungen berühmter Künstler. Auch Frankes mathematisch aufgelöste Farbstrukturen, so genannte Fraktale, und seine „Linienbilder“, die wie filigrane Figuren aus dem Kosmos wirken, findet man dort. Ob er nicht selbst gerne einmal ins Weltall geflogen wäre, beantwortet der Wissenschaftler mit einem leichten Zögern: „Man hat mich nicht gefragt.“
„Der Kristallplanet“ wird am 18. März im Marionettentheater Bad Tölz in der Schlossstraße 1 ab 19.30 Uhr aufgeführt. Karten unter Ruf 0 80 41/7 41 76.