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Geretsrieder Tiefkühlpizza gibt es in immer mehr Geschäften in Deutschland

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Von: Sebastian Dorn

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Der Erfinder: Christoph Schramm ist Chef der Geretsrieder Firma „Franco Fresca“, die die Tiefkühlpizzen mit der Marke „Gustavo Gusto“ herstellt. Inzwischen gibt es vier Sorten. Die neueste ist mit Rindersalami belegt. © sh

Geretsried – In immer mehr Läden in Deutschland gibt es die Tiefkühlpizza „Gustavo Gusto“, die in Geretsried hergestellt wird. Nicht nur in der Größe unterscheidet sie sich von der Konkurrenz. Die Platzhirsche auf dem Markt werden nervös.

Der Bäcker mag’s privat lieber deftig, der Metzger süß – und der Pizzamacher mag am liebsten Steak. Wenn man beruflich den ganzen Tag an einem Lebensmittel arbeitet, möchte man zu Hause eben Abwechslung auf dem Teller. „Nur im Skiurlaub in Südtirol“, sagt Christoph Schramm, „da esse ich erstaunlicherweise gern Pizza.“ Der 38-Jährige ist Chef der Geretsrieder Firma Franco Fresco, die die Tiefkühlpizzen der Marke „Gustavo Gusto“ herstellt. Die Nachfrage danach ist groß – und dementsprechend hat der Unternehmer ständig mit Pizza zu tun.

Seit über zweieinhalb Jahren werden an der Spreestraße Pizzen der Marke „Gustavo Gusto“ produziert. Es geht immer weiter bergauf: Zunächst belieferte die Firma vor allem Bistros, Kneipen und Schwimmbäder in der Umgebung. Dann klopfte die Rewe-Gruppe an und ließ die Pizzen in die Regale vieler südbayerischer Filialen legen. Inzwischen gibt es die Tiefkühlprodukte bei Rewe in ganz Bayern und deutschlandweit in weiteren 80 Märkten. Außerdem ist Edeka neu mit an Bord, und eine weitere Lebensmittelkette hat angeklopft. Wer weiß, vielleicht heißt es in ein paar Jahren: Eine Geretsrieder Pizza erobert die Welt.

Wer Erfolg will, muss kämpfen

Für den Erfolg muss Christoph Schramm bis zu 14 Stunden pro Tag arbeiten. Zeitweise hat er sogar unter der Woche im Firmengebäude gewohnt. „Wir leben auf kleinem Fuß“, sagt er. Wer Erfolg will, muss kämpfen. Das Geschäft ist hart. Vor einem halben Jahr hat unsere Zeitung zuletzt an der Spreestraße vorbeigeschaut. Damals stellten 15 Mitarbeiter des Start-Up-Unternehmens täglich bis zu 2000 Pizzen her. Inzwischen berichtet Schramm von ganz anderen Zahlen: Das Team besteht aus 33 Personen, vier davon in der Verwaltung und im Qualitätsmanagement. Die Produktion wurde erweitert – theoretisch könnten pro Stunde bis zu 1000 Pizzen hergestellt werden. Aktuell sind es 5000 pro Tag. Der Teig wird handgemacht, reift einige Stunden und wird danach per Hand belegt. Anschließend kommt sie kurz in den Steinofen und wird danach schockgefrostet. Das kühne Ziel: 60 000 Stück pro Tag. „Dann wäre hier in Geretsried Schluss. Aber bis dahin ist

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Der Teig wird wie beim Italiener von Hand geknetet. © sh

es noch ein weiter Weg“, sagt Schramm. Wenn das Geschäft einmal richtig Fahrt aufgenommen hat, kann es jedoch sehr schnell gehen.

Begleitet wird der Unternehmer vom Risiko. Wer ganz nach oben will, kann tief stürzen. „Das Projekt ist ein teures Unterfangen. Wir machen hier ein Stückzahl-Geschäft“, sagt Schramm, der als Student in die Gastronomie eingestiegen war. Dann kam ihm die Pizza-Idee. Er habe sich bewusst fürs Risiko entschieden. „Man muss überzeugt sein von seinem Produkt und an den Erfolg glauben.“ Die Deutschen seien bei so etwas grundsätzlich schreckhaft. „Obwohl wir immer zu essen haben und ein Dach überm Kopf.“

Handarbeit, Qualität und raffinierte Marketing-Sprüche

Der Konkurrenz von Dr. Oetker, Wagner und Co. ist nicht entgangen, dass sich da in Geretsried gerade ein ernst zu nehmender Konkurrent etabliert. „Gustavo Gusto“ wirbt mit Handarbeit, Qualität und raffinierten Marketing-Sprüchen. Zwei Beispiele: „Unsere wärmste Empfehlung: Pizza aus dem Steinofen.“ Und: „Unser Boden ist original italienisch. Können wir belegen.“ Die Verbraucher sind offenbar bereit, für das Produkt tiefer in die Tasche zu greifen als bei der Konkurrenz. Über drei Euro kostet eine Pizza. Bei Oetker ist es im Angebot schon mal nur die Hälfte. Schramm sagt, dass schon öfter das Telefon in seinem Büro geklingelt hat. Am anderen Ende: Ein Mitbewerber. Er lasse sich von den Umwerbungen aber nicht irritieren, sagt er – sondern macht weiter. Zu den Sorten „Margherita“, „Salame Piccante“ und „Prociutto e Funghi“, also Schinken und Pilze, ist ganz neu eine vierte Sor

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Auch der Belag der Schinkenpizza kommt nicht vom Roboter, sondern dank eines Mitarbeiters auf die Tiefkühlpizza. Danach wird sie schockgefrostet und verpackt. © sh

te mit Rindersalami auf dem Markt. Es soll nicht die letzte sein.

Größe als Markenzeichen

Manchmal bereitet die Tiefkühlpizza übrigens Kummer – mal abgesehen von den vielen Kalorien, die sie natürlich hat. Mit 33 Zentimetern Durchmesser sind die Geretsrieder Exemplare nämlich deutlich größer als die der Konkurrenz. Da liegt der Schnitt bei 25 Zentimetern. Für die Verkäufer in den Filialen eine Herausforderung: Der Karton passt nicht optimal ins Regal. Als Schramm und sein Team in der Rewe-Zentrale für ein Gespräch zu Besuch waren, ist darüber gesprochen worden. „Aber wir behalten unser Alleinstellungsmerkmal“, sagt Schramm und lacht.

Elf Pizzen aus dem Kühlregal isst laut Statistik jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr. „Gustavo Gusto“ will sich ein ordentliches Stück vom Markt abschneiden. Aber nicht nur das. Schramm: „Von der Qualität wollen wir eine Pizzeria-Pizza machen.“ Dann könne es gelingen, neue Zielgruppen zu erschließen und diejenigen für Tiefkühlpizza zu begeistern, die bislang einen großen Bogen drumherum machen.

dor

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