Das letzte Trainingslager ist absolviert, die Radsportler stehen in den Startlöchern. Auch für Claudia Lichtenberg beginnt am Samstag mit dem belgischen Eintagesrennen „Omloop Het Nieuwsblad“ die Saison. Für die Wolfratshauserin ist es das 13. Jahr in ihrer Profikarriere – und ihr letztes.
Wolfratshausen – Das hatte die 31-Jährige im vergangenen Herbst angekündigt. „Dabei bleibt es“, bestätigt Lichtenberg. Unser Mitarbeiter Werner Müller-Schell sprach mit der Bergspezialistin über ihre letzten großen sportlichen Ziele.
Frau Lichtenberg, in wenigen Tagen wird es ernst – die Rennsaison beginnt. Wie ist Ihr Wintertraining verlaufen?
Es war ein guter Winter. Im Vergleich zu den Vorjahren hatte ich dieses Mal ja keinen Stress mehr mit meinem mittlerweile abgeschlossenen Studium (Lichtenberg hat an der TU München Maschinenbau studiert; Anm. d. Red.). Daher hatte ich mehr Zeit für das Training. Ich habe definitiv mehr Stunden im Sattel verbracht als früher.
Im Trainingslager auf Mallorca vergangene Woche haben Sie die gute Form mit einem Sieg bei einem Trainingsrennen bestätigt.
Ja, aber das war eben auch kein offizielles Rennen. Daher kann ich schwer einschätzen, wie ich im Vergleich zur internationalen Konkurrenz stehe. Das weiß ich erst am Samstagabend, nachdem ich „Omloop Het Nieuwsblad“ gefahren bin.
Sie haben im Herbst des vergangenen Jahres Ihr Karriereende angekündigt. Wie ist das so, zu wissen, dass Sie ab sofort jedes Trainingslager und jedes Rennen zum letzten Mal erleben?
Es fühlt sich schon komisch an – besonders, weil es ja eigentlich wie immer ist. Trotzdem hat man immer das Gefühl, dass alles zum letzten Mal passiert. Ich habe bei jedem Rennen also auch nur noch die eine Chance. Es ist aber trotzdem nicht so, dass ich deswegen alles anders mache. Ich war ja auch in den letzten Jahren immer motiviert – so viel ändert sich also nicht.
Welche Ziele haben Sie sich für Ihre letzte Profisaison gesetzt?
Im Frühjahr stehen für mich die Ardennenklassiker im April ganz oben auf der Liste. Das sind alles sehr schwere, bergige Eintagesrennen, die alle für sich extrem hart sind, mir aber entgegenkommen. Ich hoffe, dass ich bis dahin meine Form weiter aufbauen kann. Dann steht im Sommer natürlich der Giro d‘Italia, den ich schon gewonnen und mehrmals auf dem Podium beendet habe, auf dem Programm. Das noch einmal zu schaffen, wäre toll. Und im Herbst möchte ich noch ein letztes Mal zur Weltmeisterschaft fahren.
Haben Sie Pläne für die Zeit nach ihrer Karriere?
Nein, noch nicht wirklich. Sicherlich wird das Thema Familie konkret, aber gleichzeitig will ich auch in der Arbeitswelt Fuß fassen und mein Maschinenbau-Studium anwenden.
Von Werner Müller-Schell