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Ein sehr altes Stück Heimatgeschichte

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Wolfratshausen - Die Königlich privilegierten Feuerschützen sind mit Abstand der älteste Verein Wolfratshausens. Am heutigen Samstag feiern sie ihr 700-jähriges Bestehen.

Genau genommen wird die Schützengesellschaft sogar schon 701 Jahre alt. Doch wegen umfangreicher Bauarbeiten am Schützenhaus an der Geltinger Straße und wegen eines Vorstandswechsels im vergangenen Jahr begehen die 250 Mitglieder das Jubiläum erst heuer.

Im Jahre 1312 verlieh Herzog Rudolf der Stammler, der oft auf der Wolfratshauser Burg weilte, dem Ort Marktfreiheit und niedere Gerichtsbarkeit. Wolfratshausen war damals der Schlüssel zum Isarwinkel. Es wurde viel bestürmt und belagert, deshalb erschien den Burgherren eine wehrhafte Schützengilde als notwendig. In einem noch gut erhaltenen Dokument aus dem Jahre 1494 ist zu lesen, dass die Wolfratshauser Feuerschützen die alte, halb verfallene Schießstätte in Farchet wieder aufbauten. Die Schießstättstraße erinnert an dieses Ereignis.

Weil die Gilde den Markt über Jahrhunderte so tapfer gegen Eindringlinge verteidigte und unter anderem auch half, den großen Brand von 1619 zu bekämpfen, wurde ihr 1886 von Bayerns Prinzregent Luitpold der Titel „Königlich privilegierte Feuerschützengesellschaft“ verliehen - eine Ehre, die deutschlandweit etwa 200 Gesellschaften zuteil wurde. Wie die meisten Vereine musste die Gesellschaft ab 1935 ruhen. Erst 1963 wurde sie wiedergegründet.

In Erbpacht (99 Jahre) erhielten die Schützen von der Stadt ein Grundstück an der Geltinger Straße, auf dem sie ihr neues Heim erbauten. Nicht so einfach war es, nach der Neugründung auch den Namenszusatz „Königlich privilegiert“ wieder zu erlangen. Dass dies nach jahrelangem, zähen Ringen gelang, ist einem Politiker zu verdanken: Edmund Stoiber, damals Landtagsabgeordneter, setzte sich dafür ein, „das sinkende Schiff doch noch zu retten. Er packt es nicht nur mit Hilfsbereitschaft, mit Willen und Können an; es steckt der Wunsch, Historisches zu erhalten dahinter“, heißt es in der 1987 erschienen Chronik der Feuerschützen.

Heute ist das Schützenheim in die Jahre gekommen. Der Erste Schützenmeister Helmut Michel berichtet von aufwändigen Renovierungsarbeiten wie dem Bau einer neuen Abluftanlage. Der neue Gaststättenpächter Michel Amato hat wie berichtet Gästeraum und Küche modernisiert. Im Keller befinden sich sechs Luftpistolenstände sowie zwölf Stände für Kleinkalibergewehre, von denen aus ins Freie geschossen wird.

Im sportlichen Bereich verzeichnen die Feuerschützen freilich eine ganze Reihe von Erfolgen. Das Königsschießen Ende April gehört zu ihren wichtigsten Wettbewerben. Die Faszination des Schießsports liegt für Helmut Michel darin, sich extrem konzentrieren zu müssen. „Beim Schießen mit der Luftpistole kann ich völlig von der Arbeit abschalten und gehe abends zufrieden nach Hause“, sagt der Versicherungskaufmann.

(Tanja Lühr)

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