Werbetour für Minihäuser auf Rädern: Zu Gast bei den Freien Wählern Geretsried

Auf seiner Werbetour hat der Verein „Einfach gemeinsam leben“ am Donnerstagabend bei den Freien Wählern (FW) Überzeugungsarbeit für das geplante Projekt „Tiny Houses“ geleistet.
Gelting – Ein Dutzend Interessierter war zu dem FW-Stammtisch in den Alten Wirth gekommen. Wie berichtet plant eine Gruppe von Menschen, auf einem Grundstück in der Ziegelei in Gelting eine kleine Wohnsiedlung bestehend aus etwa sieben „Tiny Houses“, mobilen Minihäusern auf Rädern, zu errichten. Der Eigentümer des Grundstücks, Harry Koelichen wäre dem Vereinsvorsitzenden Thorsten Thane zufolge bereit, seine etwa 2700 Quadratmeter große Wiese für rund 220 000 Euro zu verkaufen. Ein Investor aus den Reihen des Vereins würde sie erwerben und an den Verein verpachten, der wiederum zwischen 200 und 250 Euro Pacht monatlich plus Nebenkosten von den Bewohnern verlangen würde. Die etwa zehn Bewohner seien bereits gefunden, berichtete Thane.
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So weit, so gut. Das Problem, deswegen die Mitglieder von „Einfach gemeinsam leben“ seit Monaten die Geretsrieder Rathausmitarbeiter, das Landratsamt und die Politiker auf ihre Seite zu bekommen versuchen, ist ein rechtliches: Im sogenannten Außenbereich, zu dem die Wiese in der Ziegelei zählt, darf eigentlich nichts gebaut werden. Es sei denn, es handelt sich um ein privilegiertes Vorhaben wie einen landwirtschaftlichen Stall, eine Einrichtung zur Versorgung mit Strom oder Gas oder andere Dinge, die der Allgemeinheit dienen.
Thorsten Thanes Idee ist es, dass die Behörden das Grundstück als eine Art „Sondergebiet für die Erprobung einer neuen Wohnform“ ausweisen, um Baurecht darauf zu erlangen. Der 46-jährige Filmproduzent sagte, die Mitglieder wären auch damit einverstanden, dass das Pilotprojekt eine Zeitlang wissenschaftlich, zum Beispiel durch eine Hochschule, begleitet würde. Er betonte, dass für das Tiny-House-Dorf kein Grund versiegelt werden müsste, da die Holzhäuser auf Rädern stehen würden. Es wären lediglich Grasbausteine zur Befestigung des Untergrunds notwendig.
In der Ziegelei mit ihren rund 40 Anwohnern bestehe eine Kleinkläranlage, eine weitere könnte gebaut werden. Die Versorgung mit Strom und Wasser sei ebenfalls gewährleistet.
Die Stammtisch-Besucher zeigten sich durchaus angetan von der alternativen Wohnform, die in den USA weit verbreitet ist. In Deutschland gibt es bislang nur zwei Tiny-House-Dörfer, eines im Fichtelgebirge und eines in der Nähe von Frankfurt am Main. Die Philosophie ist, dass Menschen jeden Alters sich ein Eigenheim ab 40 000 Euro leisten können und dann ressourcenschonend und in einer Art Dorfgemeinschaft zusammenleben. Ein Umzug in ein anderes Dorf wäre jederzeit möglich.
„Wir haben vor, zwei Elektroautos für alle anzuschaffen, eigenes Obst und Gemüse anzubauen, vielleicht ein paar Hühner zu halten, und einen Wirtschaftsraum mit Waschmaschinen zur Verfügung zu stellen“, berichtete der Zweite Vereinsvorsitzende Uwe Christof. Die Mitglieder im Alter von fünf bis 68 Jahren seien weder Eigenbrötler noch Kiffer oder sonstige Spinner, entgegnete Thane auf Gerüchte, die im Umlauf seien. Sie wollten am Geltinger Leben teilnehmen, im Dorfladen einkaufen und für Besucher später eventuell Gästehäuser auf einem Nachbargrundstück aufstellen.
Die FW-Ortsvorsitzende und Stadträtin Vera Kraus nannte das Projekt „sehr reizvoll“, ihr Stadtratskollege Dominik Irmer schloss sich dieser Meinung an, wollte aber die rechtlichen Hürden nicht unterschätzen. „Man muss das Projekt eben als wirklich einzigartig darstellen, damit es eine Chance auf Verwirklichung im Außenbereich hat“, riet er.
Info
An diesem Sonntag, 27. Januar, stellen Thorsten Thane und weitere Mitglieder ihr Projekt am CSU-Stammtisch im Alten Wirth vor. Beginn ist um 10 Uhr.
Tanja Lühr
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