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Bewahrung jüdischer Geschichte: Wolfratshauser Verein erhält renommierte Auszeichnung

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Von: Sabine Hermsdorf-Hiss

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Preisverleihung
Der große Augenblick: Moderatorin Shelly Kupferberg (li.) überreicht den Obermayer-Award. Live zugeschaltet aus dem Badehaus in Wolfratshausen-Waldram nach Berlin sind Vereinsvorsitzende Dr. Sybille Krafft und ihr Stellvertreter Jonathan Coenen mit einem Teil des Teams. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Der Verein „Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald“ ist mit dem Obermayer-Award ausgezeichnet worden. Die Freude bei den Ehrenamtlichen ist groß.

Wolfratshausen/Berlin – Seit 22 Jahren werden mit dem Obermayer-Award Bürger geehrt, die sich durch herausragendes Engagement für die Bewahrung jüdischer Geschichte und die Bekämpfung von Vorurteilen auszeichnen. Einer der sechs Preisträger aus Deutschland ist der Verein „Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald“ (wir berichteten). In einer aus dem Plenarsaal des Abgeordnetenhauses in Berlin übertragenen Feierstunde wurde der Preis am Mittwochabend verliehen.

„Wir haben fantastische Orte kennen gelernt, die nicht nur die Vergangenheit aufarbeiten, sondern auch auf die Zukunft zugehen“, sagte Dennis Buchner, Präsident des Abgeordnetenhauses gegenüber Moderatorin Shelly Kupferberg. Wie wichtig dies für die nachfolgenden Generationen ist, unterstrich auch Sara Nachama als Vorsitzende der Obermayer-Jury und Präsidentin des Touro Colleges Berlin. „Die Zeitzeugen werden immer weniger. Wir müssen andere Wege finden, um uns zu erinnern.“ Durch das Wissen um die Geschichte könnten zudem Vorurteile abgebaut werden.

Badehaus Waldram: Ehrenamtliche investierten knapp 40.000 Stunden

Das Badehaus in Waldram erzählt vom Leben und Überleben, vermittelt die komplexe Geschichte des Lagers Föhrenwald, das nach dem Krieg erst jüdischen Holocaust-Überlebenden (Displaced Persons) und dann Heimatvertriebenen als Zufluchtsort diente. „Das Gebäude sollte eigentlich der Abrissbirne zum Opfer fallen“, erläuterte die Journalistin und Autorin Toby Axelrod, die die Preisträgerprojekte begleitete. „Doch es gelang durch ein Team engagierter Menschen dies zu verhindern.“ Knapp 40 000 Ehrenamtsstunden haben die Mitglieder investiert. Jeder, egal ob 24 Jahre oder 80 Jahre, bringt sich nach seinen Talenten bestmöglichst ein. „Das Badehaus hat nicht nur die Erinnerung an diesen Ort wieder hergestellt, sondern auch den Menschen, die dort lebten, die dort geboren wurden und aufgewachsen sind, eine Stimme gegeben.“ Darüber waren sich die Protagonisten eines kurzen Vorstellungsfilms einig, darunter die Zeitzeuginnen Shoshana Bellen und Shai Lachmann.

Die Geschichte der Displaced Persons wird an keinem Ort so erzählt wie hier.

Jonathan Coenen, Vize-Vorsitzender des Badehaus-Vereins

Vereinsvorsitzende Dr. Sybille Krafft und ihr Stellvertreter Jonathan Coenen zeigten sich mehr als erfreut über die Auszeichnung. „Die Geschichte der Displaced Persons wird an keinem Ort so erzählt wie hier“, sagte der 24-Jährige. „Es war etwas Besonderes, die Lebensgeschichten von Zeitzeugen zu erfahren und zu zeigen, wo die Überlebenden hingekommen sind.“ Krafft ergänzte, dass der „Erinnerungsort Badehaus“ nicht nur einen Blick in die Vergangenheit werfen will, sondern auch für das aktuelle Zeitgeschehen sensibilisieren will. Die Vereinsvorsitzende: „Wir dürfen vor den heutigen Problemen die Augen nicht verschließen.“ (sh)

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