Blitzeis im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen: „Diese Warnung ernst nehmen“

Der Deutsche Wetterdienst warnt: In der Nacht auf Mittwoch kann sich Blitzeis auf den Straßen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen bilden.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Der Deutsche Wetterdienst, kurz DWD, schlägt Alarm: Für die Nacht auf diesen Mittwoch prognostizieren die Experten eine Wetterlage mit „hohem Unwetterpotenzial“. Jürgen Neidhardt, Leiter der Wolfratshauser Straßenmeisterei, sagt auf Nachfrage unserer Zeitung: „Man sollte diese Warnung ernst nehmen.“ Dieser Meinung ist auch sein Amtskollege in Bad Tölz, Manfred Sitzberger.
Blitzeis im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen: „Diese Warnung ernst nehmen“
Laut DWD ziehen am späten Dienstagabend aus Südwesten Niederschläge auf. Zunächst falle im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen voraussichtlich Schnee, der laut DWD allerdings „rasch in gefrierenden Regen übergehen kann“. Die Folge: „Es muss verbreitet mit Glatteis gerechnet werden – und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der gefrierende Regen teils über viele Stunden hinweg anhält.“
Schneeräumer räumen ein: Blitzeis „mögen wir gar nicht“
Das sogenannte Blitzeis, das sich sekundenschnell bildet, wenn Regen auf tiefgefrorenen Asphalt fällt, „das mögen wir gar nicht“, sagt Neidhardt. Zum Glück komme es „nur alle paar Jahre“ zu diesem tückischen Zusammenspiel. Sollten sich die Prognosen des DWD bewahrheiten, muss am Mittwochmorgen mit massiven Behinderungen des Straßen- und Schienenverkehrs gerechnet werden. „Zudem kann es zu Schäden an der Infrastruktur, wie zum Beispiel an Strommasten und -leitungen, kommen. In Wäldern besteht Gefahr von Eisbruch“, warnen die DWD-Experten. Die zu erwartende Wetterlage im Landkreis berge „ein hohes Unwetterpotenzial“. Die entsprechende Warnung gilt bis Donnerstag um 9 Uhr.
Ab 1.30 Uhr in der Nacht sondiert ein Späher die Lage auf den Straßen
Neidhardt und Sitzberger sehen die Einsatzkräfte der Straßenmeistereien gut gerüstet. Vom Standort in Wolfratshausen können acht Lkw ausrücken – zuvor macht sich in der Nacht ab 1.30 Uhr ein sogenannter Späher persönlich ein Bild von der Lage auf den Straßen. Die Straßenmeistereien können zudem auf sehr detaillierte Wetterdaten zugreifen. Unter anderem stehen den Schneeräumern „aktuelle Luft- und Fahrbahntemperaturen“ zu Verfügung, so Neidhardt. Im Dietramszeller Ortsteil Linden sowie in Beuerberg gibt es zwei von mehreren „Glättemeldeanlagen“ im Landkreis. Dort werden Daten gesammelt, die von den Straßenmeistereien rund um die Uhr abgerufen werden können. „Wir haben stets einen relativ guten Überblick über die Gesamtlage.“ Bei den Entscheidungen, wo mit Vorrang etwas gegen Eis und Schnee getan werden muss, helfen zudem Luftbilder.
Nichts liegt Neidhardt und Sitzberger ferner, als Panik zu verbreiten. Doch das, was sich mutmaßlich in den nächsten Stunden über dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen zusammenbraut, „das kann schon gefährlich werden“, meint der Leiter der Wolfratshauser Straßenmeisterei. Er erinnert sich noch gut an eine folgenreiche Blitzeis-Nacht vor einigen Jahren. „Da kam keiner mehr nach München.“
Streufahrzeuge rücken bereits am Dienstagabend aus
Ein probates Mittel gegen Straßenglätte sei das rechtzeitige Aufbringen von Taumittel, so Sitzberger. Schon am Dienstagabend streuen die Kräfte der Wolfratshauser sowie der Tölzer Straßenmeisterei – sie verfügt über vier eigene Fahrzeuge und kann nach Bedarf acht externe Dienstleister aktivieren – Salz. Das heißt, vor dem ersten zu erwartenden Niederschlag. So lasse sich die Glättebildung „ein bisschen hinauszögern“, erklärt Neidhardt, der nach demselben Prinzip vorgeht wie sein Kollege in der Kreisstadt. Alle weiteren Maßnahmen würden die Späher veranlassen, die auf den Straßen die Probe aufs Exempel machen.
Doch wenn es tatsächlich zur flächendeckenden Bildung von Blitzeis kommt, müssen im schlimmsten Fall auch die Profis im Kampf gegen die Glätte kapitulieren. Sitzberger gibt zu bedenken, dass er am Dienstagmorgen über Reichersbeuern zu seinem Arbeitsplatz fuhr – in der Gemeinde zeigte die Quecksilbersäule „minus 19 Grad“. Das sei durchaus „zapfig“ und lasse einen eindeutigen Rückschluss zu, was geschehe, wenn Regen auf die eisgekühlten Straßen tropfe. „Das wird dann schon schnell zu einer Gefahr.“
Wer nicht unbedingt Auto fahren muss, sollte es lassen – oder später losfahren.
Auf jeden Fall sollten die Bürgerinnen und Bürger die dringende Warnung des Deutschen Wetterdienstes nicht auf die leichte Schulter nehmen. „Wer nicht unbedingt Auto fahren muss, sollte es lassen – oder später losfahren“, betont Neidhardt. Ein erster Gradmesser für jedermann finde sich vor eigenen der Haustür. Wenn die Garagenausfahrt oder der Weg zum Briefkasten bereits spiegelglatt ist, sollte man sich nicht unnötig der Gefahr aussetzen, seinen Pkw zu demolieren oder gar gesundheitliche Schäden davonzutragen.
Die Straßenmeistereien in Wolfratshausen und Bad Tölz agieren unter der Regie des Staatlichen Bauamts Weilheim. Die Behörde betreut mehr als 1500 Kilometer Bundes-, Staats- und Kreisstraßen in den fünf Landkreisen Starnberg, Landsberg, Weilheim-Schongau, Bad Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen. Exakt 448 Kilometer Asphaltstrecke davon befinden sich in Bad Tölz-Wolfratshausen. In einem normalen Winter benötigen die zwei Straßenmeistereien bis zu 3500 Tonnen Taumittel, das in großen Hallen in Bichl, Bad Tölz und in der Stadt Wolfratshausen gelagert wird.
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